Die schönsten Laufstrecken

Im Zenngrund bei Fürth: Joggen mit einem Traktorhändler

23.6.2021, 10:04 Uhr
Albert Goos lässt es von seinem Wohnort Keidenzell aus gerne mal laufen.

© Hans-Joachim Winckler, NN Albert Goos lässt es von seinem Wohnort Keidenzell aus gerne mal laufen.

An einem Sonntag kurz vor dieser Hitzewelle hat das Wetter wieder einmal gepasst. Da war Albert Goos im „Runner’s High“ und ließ es buchstäblich laufen. Ein Halbmarathon ist es geworden, vor dem er sich von seiner Frau mit den Worten verabschiedet hatte: „Es können eine oder zweieinhalb Stunden werden.“


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Die Gattin wundere sich schon gar nicht mehr, denn sie kenne ja ihren vor Energie sprühenden Mann. Was Albert Goos bislang in seinen 58 Jahren geleistet und erlebt hat, passt locker in zwei Biografien.

Die Kurzzusammenfassung: Er übernahm den vor 100 Jahren gegründeten Familienbetrieb in Keidenzell („früher hat mein Opa Pferde beschlagen, mein Vater Traktoren und Landmaschinen verkauft und ich habe noch Motorroller und Motorräder dazugenommen“) mit über 20 Angestellten.

Kurz nach Vereinsgründung 1985 trat er dem SV Burggrafenhof bei und schob als Vorsitzender den Bau des Sportheims und der Vereinshalle an. Als ihm vor 20 Jahren die Gegner beim Fußball davonliefen, streifte er die Laufschuhe über mit dem Satz: „Laufen ist eine Sucht und man braucht nicht viel Equipment.“

Eine Hirnhautentzündung bremst ihn ein

Immerhin ist diese Sucht leicht zu stillen: Ein- bis zweimal die Woche macht er seine Runde, beliebig dehnbar, nie unter zehn Kilometern. Erst eine Hirnhautentzündung vor wenigen Jahren hat den Vollgas-Mann etwas eingebremst.

Hier geht es zur Lieblingsstrecke von Albert Goos.  © OpenStreetMap-Mitwirkende

Hier geht es zur Lieblingsstrecke von Albert Goos. © OpenStreetMap-Mitwirkende

Seine Rückkehr ins Leben feierte er zwar gleich mit einem Staffellauf beim Roth-Triathlon, doch auf die Stoppuhr schaut er nie. „Ich lauf’ halt immer weit weg und dann muss ich immer weit heimkommen“, scherzt Goos, „ich lauf’ halt immer meinen Stiefel.“ Und zwar immer alleine. Wer diesen Stiefel einmal mitlaufen möchte, dürfe sich aber gerne bei ihm melden.

Denn es ist eine idyllische Runde, die Goos für die Serie „Wegweiser“ vorschlägt. Er startet an seinem Betrieb in der Hubertusstraße 4 im Langenzenner Stadtteil Keidenzell. Geteerter und geschotterter Belag wechseln sich bis zum Ende ab. Er joggt am Freibad vorbei, rauf bis Dürrnfarrnbach im Farrnbachtal.

Dort bis zur Hauptstraße, 300 Meter Richtung Wilhermsdorf, rechts weg in den Zenngrund nach Heinersdorf. Auf dem Weg in den Ort, an der höchsten Stelle, wartet der optische Höhepunkt: „Bei guter Sicht sehe ich bis zu 25 Windräder.“ Kurz vor Lohe geht es links hinüber Richtung Laubendorf, „das ist schon schön mit seinem alten Kirchturm und den älteren Häusern, die an den Hang gebaut sind“.

"Die Gustavstraße von Langenzenn"

An der Zenn und an der Bahnlinie entlang erreicht er schließlich Langenzenn. Wer will, kann hier die Strecke ausdehnen bis zur Allee zum Biergarten „Zennoase“, die Goos „die Gustavstraße von Langenzenn“ nennt. Aber obacht: Bei gutem Wetter müssen Jogger vielen Radlern und Kindern ausweichen.

Obwohl Goos gerne mal eine Halbe trinkt, nimmt er stattdessen normalerweise den ausgeschilderten Rad- und Fußweg bis nach Burggrafenhof, wo er in der Dorfmitte links abbiegt und den Waldrand erreicht. Von dort geht ein Flurbereinigungsweg zum Ausgangspunkt Keidenzell.


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„Anspruchsvoll ist der Anstieg im letzten Drittel der Strecke von der Zenn bis zum Ende von Langenzenn, es geht nur bergauf“, beschreibt Goos den Schwierigkeitsgrad. Ganz der Landmaschinenmechanikermeister hat er einen pragmatischen Tipp parat: „Da muss man halt die Übersetzung verändern und einen kleineren Gang einlegen, denn jeder Meter zählt.“ Übersetzt für Fußgänger heißt das: einfach kleinere Schritte machen.

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