Emotionale Kommentare auf Twitter

"In Hamburg sacht man Tschüß": Die Welt nimmt Abschied von Uwe Seeler

21.7.2022, 17:58 Uhr
Uwe Seeler starb am Donnerstag im Alter von 85 Jahren.

© dpa, dpa Uwe Seeler starb am Donnerstag im Alter von 85 Jahren.

Es gibt wenige Spieler, die jeder Fußball-Fan unabhängig davon, für welchen Verein er die Daumen drückte, mochte. Ronaldinho ist einer dieser Spieler, auch Steven Gerrard oder Andres Iniesta. Das Paradebeispiel für Spieler oder eher für Menschen, die man einfach lieben muss, war Uwe Seeler. Der gebürtige Hamburger ist nicht nur der Inbegriff einer Klubikone, sondern für viele Menschen auch fernab der Hansestadt ein Vorbild.

Flick, Kahn, Watzke: Die Fußballwelt schwärmt und trauert

Bundestrainer Hansi Flick hat Uwe Seeler als ein "Vorbild für Generationen von Nationalspielern" gewürdigt. "Mit seiner bodenständigen, bescheidenen und zurückhaltenden Art hat er auch neben dem Platz die Menschen begeistert und für sich eingenommen. Wir haben es immer genossen, ihn um uns zu haben. Uwe Seeler hat uns inspiriert. Wir alle bei der Nationalmannschaft und beim DFB werden ihn sehr vermissen", sagte Flick in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes. "Sein Name ist Sinnbild für Vereinstreue und Loyalität", ergänzte Flick.

Dass man Uwe Seeler schlichtweg nicht hassen konnte, belegt auch ein Tweet des mit dem Hamburger SV eigentlich verfeindeten FC St. Pauli.

Zahlreiche andere Vereine schlossen sich dem FC St. Pauli an, einige veröffentlichten auch kurze Statements. Oliver Kahn, Vorstandschef beim FC Bayern, ließ verlauten: "Wer an den deutschen Fußball und seine Größten denkt, denkt an Uwe Seeler. Sein Tod ist ein schmerzhafter Verlust für die ganze Fußball-Familie. Seeler stand für ehrlichen Fußball, für Loyalität und Menschlichkeit, er war ein Spieler mit Herz und für die Herzen - wir werden ihn als einen der ganz Besonderen des Sports immer in Erinnerung behalten."

Herbert Hainer, Präsident des Rekordmeisters, beschrieb Seeler als einen "Volkshelden". Er ist sich sicher: "Es gab keinen Fan in Deutschland, der ihn nicht verehrt hat. Seeler hat die Nation bewegt - auch über das Spiel hinaus. Ich persönlich hatte das Glück, lange mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen und ihn als besonderen Menschen kennenzulernen, der warmherzig, freundlich und offen auf jeden zugegangen ist."

Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, erkennt in Seeler nicht nur einen "außergewöhnlichen Fußballer" und den "ohne Zweifel besten Stürmer, den die Bundesrepublik hervorgebracht hat", sondern "vor allem einen außergewöhnlichen Menschen". Watzke konstatierte: "Uwe Seeler war ein Mann, der tief verwurzelt war in seiner Heimatstadt Hamburg. All dies, gepaart mit einer Bescheidenheit, die ihresgleichen suchte, hat ihn zu einem Idol und zu einem Vorbild für Millionen Menschen werden lassen."

Der ehemalige Sport-Geschäftsführer Rudi Völler von Bayer Leverkusen reagierte bestürzt auf den Tod Seelers. "Ich bin erschrocken. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, der ich mein tiefstes Beileid ausspreche", sagte er. "Uwe war ein wunderbarer Mensch, eines der größten deutschen Sportidole ist von uns gegangen."

Boldt: "Seeler steht für alles, was einen guten Menschen auszeichnet"

Freilich äußerten sich auch Vertreter des Hamburger SV. "Uwe Seeler steht für alles, was einen guten Menschen auszeichnet: Bodenständigkeit, Loyalität, Lebensfreude, zudem war er stets nahbar. Er ist der Inbegriff des HSV", schrieb Sportvorstand Jonas Boldt. Seeler war seinem Heimatverein ein Leben treu geblieben, hatte sogar ein Angebot von Inter Mailand in Höhe von damals ungeheuren 1,2 Millionen Mark abgelehnt.

"In besonderer Erinnerung bleibt mir persönlich unser Zusammensein bei seinem letzten Geburtstag. Er hat gefachsimpelt, nach seinem HSV gefragt, mir Tipps und ein paar Sprüche um die Ohren gegeben. Wir werden ihn nie vergessen und immer in Ehren halten. Jetzt gelten unsere Gedanken und unser Mitgefühl Uwes Familie, der wir unser herzliches Beileid aussprechen", sagte Boldt.

Vorbild auf und neben dem Platz

Die Menschen schätzen freilich den Spieler Seeler, aber auch den Menschen Uwe. Zuhauf finden sich in den Kommentaren Begriffe wie "bodenständig", "sympathisch" oder "ehrlich". Zudem stirbt mit "Uns Uwe" auch die Personifikation der guten alten Zeit des Fußballs.

Nicht nur die Menschen, die ihn aus Interviews und den Übertragungen vom Fußball kannten, schwärmen von Uwe Seeler als eine beeindruckende Persönlichkeit. Auch die Fans, die ihn einmal live und Farbe zu Gesicht bekamen, erzählen von einem liebenswerten Fußballer - und berichten nun auf Twitter von ihren Begegnungen mit ebendiesem.

Die Trauer um Uwe Seelers Tod herrscht nicht nur in der Fußballwelt. Auch zahlreiche Politiker äußerten sich - zum Beispiel Bundeskanzler Olaf Scholz: "So wie #UnsUwe möchten wir eigentlich alle sein: selbstbewusst und bescheiden." Seine Parteikollegin und Innenministerin Nancy Faeser twitterte: "Der Tod des fairen Sportsmanns und integren Volkshelden macht mich sehr traurig. Er wird fehlen."

"Die Welt verliert einen ganz Großen", twittern viele User. Im Fußballhimmel trifft Seeler nach Ansicht seiner Fans auf viele ehemalige Mitspieler.

Am Sonntag empfängt der Hamburger SV, dessen Raute Seeler fast 30 Jahre auf dem Trikot und im Herzen trug, den FC Hansa Rostock. Es ist das erste Spiel nach Seelers Ableben - und wird wohl bei nahezu allen Anwesenden Gänsehaut hervorrufen. Mindestens.

Wenn Menschen gehen, stellen sich viele die Frage: Was bleibt? Von Uwe Seeler bleibt vieles, aber insbesondere die kultigen Zitate, die zugleich Humor, Bodenständigkeit und Selbstbewusstsein ausstrahlten. Entsprechend kramten zahlreiche Twitter-User alte Aussagen von "Uns Uwe" hervor.

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