Neue Initiative

In Heroldsbach macht Reiten ab sofort Schule

21.10.2021, 16:52 Uhr
An der Longe der „Landesmutter“: Karin Baumüller-Söder half bei der Unterrichtsstunde in der Halle des Reit- und Fahrvereins Heroldsbach Schloss Thurn mit. 

© Berny Meyer, NN An der Longe der „Landesmutter“: Karin Baumüller-Söder half bei der Unterrichtsstunde in der Halle des Reit- und Fahrvereins Heroldsbach Schloss Thurn mit. 

Wie oft wird der jungen Generation eingetrichtert, dass das Leben kein Ponyhof sei? In Heroldsbach wird diese Redewendung ab sofort ins Gegenteil verkehrt, denn der Besuch im Reitstall gehört nun für ein Dutzend Kinder zum Schulalltag.

Pony Herkules ließ das Shooting kalt, die Zweibeiner schauten aber gerne in die Kamera (von links): Martina Blaha-Fröhler, Anna Stolz, Peter Walter, Karin Baumüller-Söder und zwei Mädchen von der Grundschule Heroldsbach.

Pony Herkules ließ das Shooting kalt, die Zweibeiner schauten aber gerne in die Kamera (von links): Martina Blaha-Fröhler, Anna Stolz, Peter Walter, Karin Baumüller-Söder und zwei Mädchen von der Grundschule Heroldsbach. © Berny Meyer, NN

In Niederbayern gibt es schon ein Pilotprojekt, die Kooperation der Grund- und Mittelschule Heroldsbach mit dem benachbarten Reit- und Fahrverein Schloss Thurn ist die erste dieser Art im Rahmen der Initiative „Reiten in der Grundschule“. Schirmherrin ist Karin Baumüller-Söder, die Ehefrau des bayerischen Ministerpräsidenten. Als langjährige Pferdeliebhaber wisse sie aus Erfahrung, welche Bereicherung Pferde für Menschen im Allgemeinen und Kinder im Besonderen seien. Die Möglichkeiten, das Reiten zu erlernen, seien seit Jahren rückläufig. Daher sei diese Initiative eine Herzensangelegenheit für sie.

Ähnlich formulierte es Kultusstaatssekretärin Anna Stolz beim Ortstermin im Heroldsbacher Reitstall. „Wir unterstützen damit Bewegung an frischer Luft, aber auch tiergestützte Pädagogik. Der Umgang mit dem Tier, das Putzen, Striegeln, Kämmen und Streicheln ist dabei genauso wichtig wie das Reiten selbst.“ Die Kinder lernten so Verantwortung für andere Lebewesen und auch nach langer Zeit sozialer Isolation wieder ein „Miteinander“. „Gerade jetzt brauchen wir solche Projekte: Die Pferde sollen die Kinder auch durch die Krise tragen“, wünscht sich die Staatssekretärin

"Leuchttürme" mit Signalwirkung

Viele lobende Worte gab es auch von Landrat Hermann Ulm, Bürgermeister Benedikt Graf Bentzel und der Schulsportbeauftragten des Bayerischen Reit- und Fahrverbands BRFV. Martina Blaha-Fröhler, selbst Reiterin und Lehrerin, berichtet von einer großen Bandbreite an gemeinsamen Projekten von Schulen und Reitställen. Von solchen „Leuchttürmen“ wie jetzt in Heroldsbach erhofft sie sich Signalwirkung auf viele andere Schulen in Bayern.

Natürlich kann das nur da funktionieren, wo das Umfeld stimmt. Von Großstadtschulen dürfte die Anreise meistens zu weit sein. In Heroldsbach müssen die Kinder nur einmal über die Straße gehen, um bei „ihren“ Pferden anzukommen. Rektor Peter Walter betont auch, dass das Ganze nur möglich sei, weil seine Schule eine offene Ganztagesschule anbiete. So begleitet stets eine Mitarbeiterin die Nachwuchs-Pferdesportler um 14.30 Uhr, um 16 Uhr werden diese von den Eltern abgeholt. Der Andrang auf dieses Angebot, das am Dienstag erstmals über die Bühne ging, war enorm, berichtet der Schulleiter: „Wir mussten auslosen, von 26 angemeldeten Kindern gab es nur für zwölf einen Platz. Die anderen sollen möglichst im nächsten Halbjahr an die Reihe kommen.“

Während andere Schularbeitsgemeinschaften (SAG) in aller Regel kostenfrei sind, müssen hier die Eltern zwei Euro pro Kind (in überwältigender Mehrheit Mädchen) und Stunde zuschießen. Auch wenn das Kultusministerium die Initiative fördert, reicht die Summe nicht aus, die Kosten des Reitstalls zu decken. „Aber das ist immer noch sehr günstig“, findet Walter.
Starterpaket für die Schule

Großes Starterpaket

Zumal die Schule von Schirmherrin Karin Baumüller-Söder und Staatssekretärin Anna Stolz ein großzügiges Starterpaket für die kleinen Reiterinnen überreicht bekam: Mit Helmen, Westen, Reitdecken und Utensilien für die Pferdepflege - aber auch Malbücher und etwas Krimskrams in einer blauen Kiste. Der durfte dann auch etwas glitzern. Manchmal ist das Leben eben doch ein Ponyhof.

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