In Nürnberg wird gearbeitet, in Fürth gespielt

10.2.2012, 07:00 Uhr
In Nürnberg wird gearbeitet, in Fürth gespielt

© dapd

„Es hat einfach alles gepasst“ so lapidar erklärt Patrick Einsle seinen Wechsel vom renommierten BSV Wuppertal, mit dem er zuletzt vier deutsche Mannschaftstitel gewann, ins Fränkische. Thomas Cesal, der Vorsitzende des SSC Fürth, offerierte ihm die berufliche Perspektive als Teilzeittrainer im neuen Trainings- und Spiellokal, dem „Ballroom“ in Nürnberg. Als Landestrainer Bayern ist er im Gespräch und sportlich reizvoll ist nebenbei die Aufgabe mit dem Fürther Zweitliga-Team nach dem Aufstieg („Daran gibt es keinerlei Zweifel“) gleich um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Zudem bleibt noch Zeit, „auch nahezu ohne geregeltes Training mein immer noch hohes spielerisches Level bei Turnieren zu beweisen“ (Einsle) und mit den Preisgeldern noch etwas hinzuzuverdienen. Nicht zu vergessen natürlich, dass die Freundin — kennengelernt selbstverständlich beim Snooker, genauer bei der Paul Hunter Classic 2010 in Fürth — in Feucht wohnt.

Mit elf Jahren hat ihn der Vater mitgenommen an den Snookertisch, schnell war das Talent erkannt und es ging aufwärts, „weil ich immer Trainings- und Spielpartner hatte, die besser waren als ich“. Mit 14 stand er im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft, nach dem Schulabschluss „hatte ich nichts anderes im Kopf als Snooker“. Ein Lehrjahr in der englischen Spieler-Schmiede Rushden folgte, 2006/2007 war er erstmals auf der Main Tour am Start, 2010 hat er den zweiten Anlauf mittendrin abgebrochen, „weil ich für mich andere Prioritäten gesetzt habe“.

Trainer eben, für den Anfänger ebenso wie für den guten Spieler, kann er doch aufgrund seiner Erfahrungen auf höchstem Niveau mehr vermitteln als nur die technischen und taktischen Grundlagen, kann dazu beitragen, Fehler zu vermeiden oder abzustellen. „Viel gelernt“ hat Einsle über seine Leidenschaft Snooker, vor allem, „dass die Psyche eine entscheidende Rolle spielt“.

Eine Frage des Geldes

Und warum ist ihm der große Wurf, die Verwirklichung des Traums von Profi nicht gelungen? Primär sei das für einen Nicht-Briten eine Frage der Finanzen. Talent allein reiche nicht, vielmehr müsse man mindestens zwei, drei Jahre in England, dem Dorado dieses Spiels mit den bunten Kugeln, nahezu täglich mit Gegnern auf hohem Niveau trainieren und spielen — „und das kostet, von den anderen Belastungen abgesehen, eine Menge Geld, das ich trotz einiger Sponsoren nicht aufbringen konnte, auch wenn Snooker in Deutschland deutlich auf dem Vormarsch ist.“

Mit dem SSC Fürth und im Nürnberger „Ballroom“ will er weiter dazu beitragen, will insgesamt das Interesse am Billard und dann speziell Talente fördern — zusammen mit dem Neuseeländer Chris McBreen, ebenso wie er zweimal auf der Profi-Tour in England am Start und als einer von zwei Trainern in Deutschland mit einem Zertifikat des Weltverbandes WSA ausgestattet. Und natürlich will er deutscher Mannschaftsmeister werden, den BSV Wuppertal ablösen, mit dem er zuletzt viermal den Titel gewonnen hat. „Vielleicht sogar schon 2012“, gibt sich Einsle zuversichtlich.

Zweifel am Aufstieg hat er keine, vielmehr traut er dem Fürther Team, zu dem momentan neben ihm und McBreen noch Soner Sari, Ali Kirim und Julian Gärtner zählen, eine Menge zu. Das Training mit- und die Spiele gegeneinander sollen zu noch größerer Leistungskonstanz führen, „denn auf hohem Niveau spielen können alle, wenn es läuft“. Das bestätigt er auch seinem noch jugendlichen Mitspieler Gärtner. „Das Potenzial ist vorhanden, er müsste nur noch mehr tun, denn er hat das Zeug zu einem richtig Guten am Tisch“, schreibt er dem Gymnasiasten ins Stammbuch.

Die Konkurrenz im SSC Fürth wird eher größer. Nicht nur der junge Luca Kaufmann, ebenfalls Gymnasiast in Nürnberg, drängt nach intensivem Training mit McBreen, das ihm 2011 die bayerischen Titel bei der U16 und der U21 eingebracht hat, nach. Einsle spekuliert zudem mit einem namhaften Zugang für das Bundesliga-Team — „und dann muss sich Wuppertal im Kampf um den nächsten Mannschaftstitel sehr warm anziehen.“

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