Intensität und mehr! Das wird für den FCN beim Jahn wichtig

18.9.2020, 05:53 Uhr
Beim SSV Jahn Regensburg erwartet den Club besonders ein intensives und zweikampfbetontes Spiel.

© Daniel Marr/ Sportfoto Zink, Daniel Marr / Sportfoto Zink / Pool Beim SSV Jahn Regensburg erwartet den Club besonders ein intensives und zweikampfbetontes Spiel.

Wenn am Freitagabend im Regensburger Jahnstadion die Flutlichter erstrahlen und die einst vom Aufstiegsteam 1983 aufgenommene Hymne "Wir lieben den SSV Jahn" ertönt, treffen auf dem Platz zwei Welten aufeinander. Hier der große, der einst meisterliche, der ruhmreiche und chronisch ambitionierte und unkonstante 1. FC Nürnberg. Dort der ebenso traditionsreiche, kultige - und bewusst dem ostbayerischen Naturell getreuen - bodenständige und mittlerweile solide Klub aus der Domstadt. Einzig die Autobahn A3 scheint die geografisch so nahen, aber historisch so weit entfernten Zweitligisten zu verbinden. Und die Tatsache, dass beide Teams in der vergangenen Spielzeit den Klassenerhalt eintüteten.

Die vergangene Saison: Dem stetig zwischen Höhen und Tiefen pendelnden Club gelang das Minimalziel bekanntlich in einem Herzschlagfinale gegen Ingolstadt. Der Jahn, der besonders unter Geschäftsführer Christian Keller seit Jahren eine kontinuierliche Entwicklung vollzieht, erfüllte die Mission Klassenerhalt zum dritten Mal in Serie. "Wir haben Geschichte geschrieben", bilanzierte Cheftrainer Mersad Selimbegovic die vergangene Spielzeit, in der die letztlich zwölftplatzierte Jahnelf nahezu ausschließlich im gesicherten Mittelfeld rangierte und weder am Aufstieg schnupperte noch den Abstieg zu fürchten hatte.

Die Form: Die Vorbereitung auf die neue Spielzeit sowie der Pflichtspiel-Auftakt im DFB-Pokal verlief bei den Oberpfälzern – ähnlich wie beim Gros der Zweitligisten – etwas holprig. In den Testspielen trotzte der SSV Jahn zwar unter anderem dem FC Augsburg und dem Linzer ASK jeweils ein 1:1-Remis ab, verlor aber gegen 1860 München (1:4) sowie gegen die beiden fränkischen Liga-Konkurrenten aus Nürnberg (0:1) und Fürth (0:3). Der erste Sieg gelang erst in der Generalprobe (4:1 gegen Vorwärts Steyr), ehe sich Regensburg, das in den vergangenen zwei Jahren jeweils in der ersten Runde die Segel streichen musste, mit dem 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Sonntag einen Pokalkrimi lieferte – und letztlich im Elfmeterschießen siegte.


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Wer spielt für Regensburg? Einige neue, im deutschen Profifußball unbekannte Gesichter. Wie eigentlich jedes Jahr. Erneut hatte der Jahn in diesem Sommer einen Umbruch zu bewerkstelligen, verliert er doch mit Kapitän Marco Grüttner (SGV Freiberg), Mittelfeldmann Andreas Geipl (1. FC Heidenheim) und Innenverteidiger Marcel Correia (SC Paderborn) eine enorm bedeutsame Achse. In deren Fußstapfen sollen nun mit Ausnahme des Sechsers Christoph Moritz (185 Einsätze in den beiden höchsten deutschen Spielklassen) junge Akteure treten, die in der Oberpfalz der ersten Schritt im deutschen Profifußball wagen wollen.

Mit Andre Becker und Kaan Caliskaner wechseln zwei Stürmer aus der Regionalliga nach Regensburg, die Innenverteidiger Scott Kennedy und Jan Elvedi kommen aus der zweithöchsten Spielklasse Österreichs beziehungsweise der Schweiz, Albion Vrenezi kehrt von den Würzburger Kickers zurück und Jan-Niklas Beste schließt sich dem Jahn auf Leihbasis an. Nachdem Letzterer, der einzige nominelle Linksverteidiger im Kader, verletzungsbedingt erneut passen muss, wird der gelernte Mittelstürmer Erik Wekesser mutmaßlich links in der Viererkette auflaufen. Auch der gebürtige Nürnberg Jann George fehlt den Ostbayern beim Liga-Auftakt.

Wie spielt Regensburg? Aggressiv, intensiv und mit starkem Zug zum Tor. Die Jahnelf versteht es wie kaum ein anderer Zweitligist, erfolgreich zu pressen, früh die Bälle zu erobern und überfallartig zu kontern. Bei Ballgewinn sucht das Team von Cheftrainer Selimbegovic schnell den Weg in die Spitze - oftmals auch per weitem Pass - beispielsweise zum wuchtigen Dänen Andreas Albers. In der Defensive gewährt Regensburg den Gegnern nur kurze Ballbesitzphasen, stört früh und ist enorm präsent in den Zweikämpfen. Entsprechend zeichnet sich der Jahn durch Intensität, Mentalität und Konterfußball aus – und entspricht damit dem Inbegriff des schnörkellosen und körperlichen Zweitliga-Fußballs.

Wer spielt für Nürnberg? Jener Spielweise gilt es, Power und Physis entgegen zu setzen. Umso ärgerlicher dürfte demnach der Ausfall des wuchtigen Sturmtanks Manuel Schäffler sein, der aufgrund einer sogenannten "bone bruise", wie es Club-Coach Robert Klauß nannte, im Knie weiterhin pausieren muss. Auch Virgil Misidjan wird wie bereits im Pokal gegen Leipzig mit großer Wahrscheinlichkeit erneut nicht im Kader stehen. Veränderungen in der Startelf sind eher in der Offensive zu erwarten: Der offenbar wechselwillige Robin Hack überzeugte Klauß in der Trainingswoche, verdiente sich ein Sonder-Lob des Fußballlehrers und gilt demnach als Top-Kandidat für die Startelf – zumal sowohl Nikola Dovedan als auch Sarpreet Singh, die gegen den freilich starken Gegner aus Leipzig auf Hacks angestammter Position auf dem Flügel aufliefen, enttäuschten (Note 5).


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Wer ist der bessere Liga-Starter? Tendenziell eher der Jahn, wobei auch der Club besonders auswärts nicht schlecht abschneidet: Seit der Jahrtausendwende ergatterte der 1. FC Nürnberg insgesamt 31 Punkte zum Auftakt, auf fremdem Geläuf waren es durchschnittlich 1,69 Punkte pro Partie. Die letzte Niederlage in einem Gastspiel zum Saisonstart der 2. Bundesliga datiert zurück auf den 27. Juli 1997. Im Heidewaldstadion des FC Gütersloh unterlag die Mannschaft von Trainer Willi Entenmann 2:4.

Die ostbayerischen Hausherren überzeugten besonders im vergangenen Jahrzehnt jeweils am ersten Spieltag, in den zehn Partien im Rahmen der zweiten und dritten Liga sowie der Regionalliga erkämpfte sich der SSV Jahn beachtliche 20 Zähler. Vor heimischer Kulisse verlor Regensburg im neuen Stadion noch nie, die letzte Auftakt-Niederlage auf eigener Spielweise fügte der SV Röchling Völkingen der Jahnelf im August 1976 zu: Mit 0:1 endete die Partie der 2. Bundesliga Süd im alten Jahnstadion in der Prüfeninger Straße.

Die bisherigen Duelle: Während der Blick auf die Heim-Auftakt-Statistik entsprechend deutlich für Regensburg spricht, lässt die Bilanz der bisherigen Duelle eher einen Auswärtssieg erahnen, ist der Club doch eine Art "Angstgegner" der Oberpfälzer. In den bisher vierzehn Aufeinandertreffen glückte Regensburg nur ein Sieg (2:1 im April 2004), der Club behielt in zehn Duellen die Oberhand. Gegen keinen anderen Gegner, mit dem sich der Jahn mindestens zehnmal maß, ist die Bilanz schlechter (Siegquote: 7,1 Prozent). In den vergangenen drei Begegnungen, die allesamt remis endeten, hübschten die Gastgeber die Bilanz zumindest ansatzweise auf.


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Wo kann ich das Spiel verfolgen? Die Partie, die im Übrigen vor über 3.000 Zuschauern ausgetragen wird, ist nur im bezahlpflichtigen Angebot bei Sky Sport live zu verfolgen. Auf nordbayern.de finden Sie wie gewohnt einen Live-Ticker, einen Spielbericht, Einzelkritiken der Club-Jungs und die Stimmen und besten Bilder zum Auftakt-Duell.

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