Ishak-Comeback: Die Rückkehr des Club-Impulsgebers

9.4.2018, 05:54 Uhr
Mikael Ishak glänzte gegen Heidenheim mit zwei Torvorlagen.

© Sportfoto Zink / WoZi Mikael Ishak glänzte gegen Heidenheim mit zwei Torvorlagen.

Am nächsten Vormittag setzte Mikael Ishak einfach seine Reha fort. Als wäre nichts gewesen. Während sich die Kollegen aktiv und mit Ball erholten von den Strapazen des 3:2-Erfolgs gegen Heidenheim, drehte der Mittelstürmer nur ein paar lockere Runden, anschließend ging es im Vereinszentrum weiter. In etwa so wie in den vergangenen Wochen auch.

Vor allem den Kraftraum kann Mikael Ishak nicht mehr sehen, zumindest nicht von innen. Etwa sieben Wochen musste er sich damit begnügen, Gewichte zu stemmen. Und jetzt das. "Es hat sich sehr gut angefühlt, draußen zu sein mit den Jungs, mit den Fans im Stadion", meinte der Mann des Tages, "das war sehr schön."

Erst am Freitag hatte es sich entschieden, dass er nach fast zwei Monaten Pause und ohne jegliche Spielpraxis gleich wieder in der Startelf auftauchen würde. Die Idee hatte der Trainer, in einem kurzen Gespräch musste er seinen Torjäger nicht lange überreden. Obwohl es, wie Michael Köllner einräumt, aus der medizinischen Abteilung schon ein paar Bedenken gegeben hatte gegen seinen fast tollkühn anmutenden Plan.

"Ein bisschen überrascht"

Als sich Mikael Ishak unmittelbar nach dem 3:1 und einem langen Schritt Richtung Ball ans linke Knie fasste, wird deshalb auch Köllner kurz zusammengezuckt sein, obwohl er die Szene nicht gesehen haben wollte. "Das Knie wäre nicht das Problem, das Knie ist bombenfest", beschwichtigte Köllner noch während der Pressekonferenz, das auf St. Pauli gerissene Innenband hält. Probleme hätte lediglich die Muskulatur bereiten können. "Mikael hat alles dafür getan, damit er relativ früh zurückkommt", lobte Köllner, auch alle anderen, die im Verein mit Ishaks Wiederherstellung beschäftigt waren seit dem unglückseligen 12. Februar.

Von Tag zu Tag habe sich Ishak besser gefühlt und irgendwann so gut, dass sich Köllner ernsthaft mit dem Thema beschäftigte. "Ein bisschen überrascht" sei er schon gewesen von Köllners Absicht, ihn von Beginn an zu bringen, meinte Ishak, wenn auch bloß für 45 Minuten. "Aber ich habe mich auch bereit gefühlt."

Bereit gefühlt, voranzugehen und seine Mannschaft wieder mitzuziehen. Im gemeinsamen Pressing, in Zweikämpfen wie vor dem 2:1 gegen Oliver Steurer oder einfach als Ballverteiler, wenn auch insgesamt lediglich neunmal. Die meisten seiner Pässe sorgten allerdings für helle Aufregung in Heidenheims Defensivabteilung. Dass Ishak jetzt trotz seines fulminanten Comebacks mit zwei Torvorlagen nicht auf Wolke sieben schwebt, ist einzig und allein seine Schuld. Zweimal hätte er treffen können, ja müssen, per Kopf in der 17. Minute, mit links unmittelbar vor der Pause. Nach vergebenen Chancen wie diesen kann der Schwede erstaunlich ausdauernd mit sich selbst hadern. Sein Ehrgeiz kennt da keine Grenzen, zufrieden ist er eigentlich nie. "Mit zwei Vorlagen bin ich glücklich", sagte Ishak, "trotzdem ärgert es mich, dass ich die Tore nicht gemacht habe."

"Wichtiger Impuls"

Auch deswegen lieben sie ihren Mittelstürmer; als der Stadionsprecher am Samstag gleich an zweiter Stelle überraschend seinen Namen vortrug, wurde es sogar auf der Haupttribüne plötzlich richtig laut. Als hätten die Zuschauer seine Rückkehr herbeigesehnt nach fünf Partien ohne Sieg und mit anhaltender Offensivschwäche.

Als alleinigen Heilsbringer wollten sie ihren Ishak dann aber doch nicht preisen, vielmehr sollte von seiner Nominierung ein "wichtiger Impuls" ausgehen, wie es Köllner beschrieb - und wenn schon, dann gleich richtig und von Anfang an. "Der bessere Weg" sei das für Ishak gewesen, meinte sein Chef, besser als in den letzten zehn, 15 Minuten und von der Erwartungshaltung vielleicht fast erdrückt.

Weil es so gut lief, hätte Ishak auch gerne länger mitgemacht als eine Dreiviertelstunde und wie vorher abgesprochen. "Es wäre schlimm, wenn er in der Halbzeit sagen würde: Ich geh’ raus", sagte Köllner, "er hat gedacht, es geht noch, aber das wäre zu riskant gewesen." Es sind ja noch fünf Spiele, die nächsten beiden auswärts, am Sonntag in Ingolstadt, heute in zwei Wochen in Kiel. Gerade in fremden Stadien, wenn der Club häufig mehr Platz hat, "sind wir sehr stark", sagt Ishak, mit ihm noch stärker. Obwohl er noch weit entfernt ist von seiner Topform früherer Tage.

Müde habe er sich gefühlt, "deswegen war ich zufrieden, dass ich der Mannschaft helfen konnte". Erst recht unter Druck, aber damit kommt Ishak mittlerweile klar. "Wenn man in einem großen Verein wie Nürnberg spielt, hast du immer Druck." Außer vielleicht beim lockeren Rundendrehen nach einem denkwürdigen Spiel.

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