Ist Captain Kerk gegen Hoffenheim wieder an Bord?

15.10.2018, 05:55 Uhr
Ob er am Samstag wieder im Club-Kader ist? Das würde neben Sebastian Kerk selbst auch den Fans gefallen.

© Foto: Jürgen Rauh/Zink Ob er am Samstag wieder im Club-Kader ist? Das würde neben Sebastian Kerk selbst auch den Fans gefallen.

Warum der 1. FC Nürnberg seit ungefähr eineinviertel Jahren bevorzugt in die Oberpfalz aufbricht, um seine Form zu überprüfen, kann auch der Oberpfälzer Michael Köllner nicht mit letzter Gewissheit sagen. Wahrscheinlich bloß Zufall, mit seiner Person, zwischen Waldsassen und Schierling mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund, habe die Auswahl der Gastgeber jedenfalls nichts zu tun.

Am Samstag führte die Reise nach Vilzing, einen Stadtteil von Cham, wo die dortige DJK gerade ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum feiert. Über 3000 Zuschauer wollten den Erst- gegen den Fünftligisten im Manfred-Zollner-Stadion sehen, der Club hat auch in knapp 150 Kilometer Entfernung vom Sportpark Valznerweiher erstaunlich viele Fans, die aus ihrer großen Vereinsliebe selbst nach einem 0:7 in Dortmund oder einem 0:6 in Leipzig kein Geheimnis machen.

Auswärts lief es zuletzt ja überhaupt nicht für den Aufsteiger, der zumindest seinen nächsten Betriebsausflug überstand, ohne bleibende Schäden befürchten zu müssen. Der Süd-Bayernligist, aktuell auf Rang 13 notiert, fügte sich allerdings erst nach der Pause in seine Opferrolle, wobei sich schon die Frage stellt, was ein über weite Strecken einseitiger Vergleich wie dieser überhaupt bringen soll. Außer vielleicht, im sogenannten Rhythmus zu bleiben.

Immerhin hat sich niemand wehgetan beim 5:0-Erfolg und kamen vier ehemals Langzeitverletzte zu ihrem Comeback im Kreis der Kollegen. Edgar Salli, Adam Zrelak, Ewerton und Sebastian Kerk durften sich wie die meisten anderen eine Halbzeit lang präsentierten, lediglich Nachwuchskraft Simon Rhein blieb 90 Minuten auf dem Platz.

Folgenschwerer Unfall

Vor allem Sebastian Kerk genoss seinen Einsatz sichtlich. In der viertklassigen U21 hatte er zuvor bereits etwas Wettkampferfahrung sammeln können, gegen Fürth II und Garching, jetzt 45 Minuten gegen Vilzing. Ganz langsam tastet er sich heran an das geforderte Niveau, ist nach seinem folgenschweren Arbeitsunfall vor über 14 Monaten aber so nah dran wie noch nie seit dem 20. August des vergangenen Jahres.

Was ihm damals im Heimspiel gegen den 1. FC Union widerfahren war, hätte für andere möglicherweise das Karriereende bedeutet. Anstatt, wie bei Sportlern üblich, etwa auf Höhe des Sprunggelenks zu reißen, franste seine Achillessehne weiter unten regelrecht aus. Zur Fixierung dient seitdem eine Platte, die ihn aber nicht mehr behindert. Auch sonst scheint der 24-Jährige sein mittelschweres Trauma mittlerweile überwunden zu haben.

Beachtliche Kunststücke im Training

Wer Sebastian Kerk im Training beobachtet, glaubt hin und wieder seine frühere Leichtigkeit in seinem Spiel zu erkennen. In der Einheit am Freitagnachmittag zeigte er diverse Kostproben seines Könnens; Traumpässe, Schüsse in den Winkel, Fallrückzieher. Die wenigen Zuschauer applaudierten sogar, als die Nummer zehn mal wieder ein kleines Kunststück einbaute in ihren Vortrag. Und das alles absolut schmerzfrei. Auch physisch hat Sebastian Kerk in den vergangenen Wochen sichtbar aufgeholt. Beobachter glauben, dass er seiner Mannschaft bereits am Samstag im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (Anstoß 15.30 Uhr) zumindest in der Schlussphase eine große Hilfe sein könnte. Sebastian Kerk glaubt das vielleicht auch, hält sich mit Prognosen aber zurück. So ganz scheint er seinem Körper nach wie vor nicht zu trauen, wenn er sagt: "Ich denke von Tag zu Tag, damit bin ich in den letzten Wochen am besten gefahren, so machen wir auch weiter."

"Alles tipptopp"

Von Tag zu Tag zu schauen fiel ihm zwischendurch auch schon enorm schwer. Rückschläge im Reha-Programm ließen ihn zwischendurch nachdenklich werden, aber meist nicht lange. "Zweifel hatte ich nie", sagt Sebastian Kerk, "klar war man auch mal ein bisschen niedergeschlagen, wenn es nicht so lief, wie man es sich das vorgestellt hat."

Dass er zwischen Oktober 2017 und Anfang Februar ebenfalls die Oberpfalz näher kennenlernen durfte, als er viel Zeit im Reha-Zentrum von DFB-Physiotherapeut Klaus Eder in Donaustauf verbrachte, wird vor allem dem Trainer gefallen haben, der ihm ansonsten sämtliche Freiheiten ließ, um wieder gesund zu werden. "Bis jetzt ist alles tipptopp", sagt Sebastian Kerk, "jetzt hoffen wir mal, dass es auch so bleibt."

Dass Sebastian Kerk in Bestform eine Verstärkung wäre für den 1. FC Nürnberg, steht außer Frage. "Das Kicken hab ich nicht verlernt, alles andere musste ich mir erarbeiten, mittlerweile bin ich auf einem ganz ordentlichen Level." Ob bereits auf Bundesliga-Niveau ,vermag er nicht zu sagen, "aktuell sieht es ganz gut aus, mir tut jedes Spiel gut."

Zumindest ist seine fast kindliche Freude am Spiel zurück, Sebastian Kerk hat endlich wieder Spaß am Fußball. Selbst in einem Stadtteil von Cham.

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