Jiranek: Gaudets Tigers-Gastspiel war ein Missverständnis

27.9.2018, 06:52 Uhr
Jiranek: Gaudets Tigers-Gastspiel war ein Missverständnis

© Sportfoto Zink

Die Gründe für die Trennung von Kevin Gaudet klangen nicht so, als seien sie von einem Tag auf den anderen entstanden. Wann hatten Sie erstmals den Gedanken, dass es nicht passt, Herr Jiranek?

Martin Jiranek: Okay, wir haben nach dem ersten Wochenende angefangen, uns Sorgen zu machen. Dann kam das zweite Wochenende und wir haben nicht wirklich eine Verbesserung gesehen. Wir hatten nie eine Phase, in der wir ein oder zwei Drittel richtig dominiert und unser Spiel gespielt haben. Am Montag hatten wir eine Sitzung, in der es ursprünglich nicht um die Trainerfrage gehen sollte. Es ging um allgemeine Eindrücke. Und da hat sich herauskristallisiert, dass der Trend nicht positiv ist. Es ging nicht darum, einen Schuldigen zu finden. Aber wir haben entschieden, dass wir einen Wechsel brauchen. Wir wollten nicht so lange warten. Wir haben Kevin nach dem ersten Wochenende unsere Sorgen mitgeteilt. Aber danach hatte ich nicht das Gefühl, dass es in die Richtung geht, in die wir wollen.

Welche Mannschaft er übernimmt, wusste Gaudet. Darüber ist doch sicher schon in den Verhandlungen mit ihm gesprochen worden. Inwiefern hat es Sie überrascht, dass er auf die bestehende Struktur kaum eingegangen ist?

Jiranek: Stimmt, man führt Gespräche mit einer Person und man hofft, dass die alles offen und ehrlich sagt. Aber sie will den Job. Manchmal wird da alles gesagt, von dem der Kandidat glaubt, dass man es hören will. Ich sage nicht, dass er nicht ehrlich war, das ist nicht fair für Kevin. Er hat nicht alles falsch gemacht. Philosophie und Taktik waren die Gründe. Philosophie, die Taktik und das Team sind nicht zusammengekommen.

"Er war überrascht" 

Wie hat er auf sein Aus reagiert?

Jiranek: Er war überrascht, aber es war ihm auch bewusst, dass mit der Mannschaft etwas nicht stimmt, dass wir nicht unser bestes Eishockey spielen. Natürlich wollte er mehr Zeit. Aber wir wollen etwas anderes probieren. Die Mannschaft hatte in vier Spielen kaum eine längere Phase, in der wir richtig gut gespielt haben. Das hat in allen Spielen gefehlt. Auch in der CHL hat das Team ohne Frage gekämpft, beide Torhüter haben fast Superheldenleistung gebracht. Die Siege waren verdient, durch Kampfgeist und Torhüterleistung. Aber in einer "Best-of-seven"-Serie gegen einen dieser Gegner – ich weiß nicht, ob wir da gewonnen hätten.

Wie war die Atmosphäre bei Ihrem Gespräch mit Gaudet?

Jiranek: Noch mehr möchte ich nicht dazu sagen.

Das Team sucht seine Identität. Versuchen Sie jetzt spielerisch an die drei Vorjahre anzuknüpfen?

Jiranek: Wir versuchen, in die Nähe zu kommen. Wir sind aber keine Blaupause und wollen nicht ganz genauso spielen. Wir werden Feinheiten ändern. Aber die Struktur bleibt: sauber in unserem Drittel spielen, nicht total offen sein. Das ist nicht der Ansatz. Wir wollen klüger spielen und nicht ständig Sprint-Eishockey, dafür sind andere Teams besser gebaut.

"Momentan bin ich der Cheftrainer" 

Sie haben mit Mike Flanagan das Training geleitet. Stehen Sie gegen Bremerhaven an der Bande?

Jiranek: Momentan bin ich der Cheftrainer. Ob das langfristig so bleibt oder nicht, darüber müssen wir sprechen. Für den Fall, dass wir einen neuen Trainer holen, wollen wir dafür Zeit haben. Wir können einen suchen, aber wir müssen nicht unbedingt.

Sie können sich also vorstellen, das bis zum Saisonende zu machen?

Jiranek: Das ist eine Möglichkeit.

Werden Sie die Reihen ändern?

Jiranek: Ich mache jetzt keinen Mischmasch, das bringt noch mehr Unruhe. Änderungen ja, aber nicht zu viele. Da tun wir uns keinen Gefallen.

Spielen die Ice Tigers gegen Bremerhaven mit vier Sturmreihen?

Jiranek: Wir fangen immer mit vier Reihen an (grinst) – wenn wir genug Leute haben.

Ist es denkbar, dass Flanagan Cheftrainer werden könnte?

Jiranek: Das ist kein Thema momentan. Mike hat taktisch alles drauf und ich bin froh, dass ich ihn an meiner Seite habe. Rob Wilson war auch erst mein Assistent, so kann es also gehen.

",... dann hätte das auch schiefgehen können" 

War Gaudet ein Missverständnis?

Jiranek: Auch. Aber wenn ich einen anderen genommen hätte, hätte das auch schiefgehen können. Es gibt kein böses Blut mit Kevin. Er hat sich mehr Zeit gewünscht, wir haben uns entschieden, sie ihm nicht zu geben. Alles war professionell.

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