Jörne Sprehe: Zwischen Reitstall, Rom und Ostsee

1.7.2019, 11:00 Uhr
Jörne Sprehe: Zwischen Reitstall, Rom und Ostsee

© Foto: Mariann Marko/iSPORTPHOTO

Gemeinsam mit ihren drei Mitstreitern kam Sprehe auf den vierten Rang. Für sie als Newcomerin im Team ein großer Erfolg. "Der Nationenpreis ist schon etwas sehr Hohes, vom Wert her fast höher als eine Europameisterschaft", sagt Jörne Sprehe. Das Finale der Wettbewerbsserie findet im Oktober in Barcelona statt.

Die Profi-Reiterin kann es momentan etwas ruhiger angehen und war gerade zu Gast in ihrer Heimatstadt Fürth. "Diese Woche habe ich mal frei", erzählt Sprehe. So viel Entspannung ist selten: Pro Jahr stehen für sie meistens über 40 Turniere im Kalender. Und das europaweit: in Wiesbaden, kürzlich in Sopot in Polen, davor in Rom – Sprehe kommt viel herum.

Als Stress empfindet sie das aber nicht. "Auf den Turnieren habe ich mehr Zeit, als wenn ich zuhause bin", sagt sie und erklärt auch warum: "Unterwegs muss ich mich um die Masse an Arbeit nicht kümmern, das wird einem abgenommen. Wir haben uns zum Beispiel Rom angesehen. Oder in Sopot hatten wir das Hotel 200 Meter vom Ostseestrand weg, da kann man zwischendurch immer mal eine halbe Stunde an den Strand gehen und die Seele baumeln lassen. Urlaub brauche ich da eigentlich nicht mehr."

Alleine vom Springreiten leben können aber die Wenigsten, selbst auf dem Top-Niveau, auf dem sich Sprehe befindet. "Auf den großen Turnieren oder dem Nationenpreis bekommen wir die Reisekosten natürlich schon erstattet, auch Heu, Späne und so weiter sind frei. Sonst sind die Kosten schon hoch." Um an diese Privilegien zu kommen, muss man sich kontinuierlich im Spitzenbereich halten. Das geht nur mit harter Arbeit.

Aufstehen um fünf

Wenn die 36-Jährige nicht auf Turnieren unterwegs ist, ist sie daher meistens im Sattel anzutreffen. Schon morgens steigt sie – im Hochsommer auch schon einmal um fünf Uhr früh – auf eines ihrer elf Pferde. Acht Stunden verbringt sie täglich mit der Arbeit an den Tieren und dem eigenen Training.

Zusätzlich gibt sie ihre Erfahrungen noch an Nachwuchstalente – die 13-jährige Sprehe-Schülerin Leonie Haala wurde kürzlich Fränkische Meisterin – weiter: "Meine Schüler wissen, dass meine Zeit sehr kostbar ist. Diese Woche bin ich hier, da haben sie fast jeden Tag Training, dann müssen sie auch mal wieder kürzertreten. Das managen wir so, wie es gerade passt."

Ohne straffes Zeitmanagement wäre es unmöglich, das alles unter einen Hut zu bringen. Neben dem Sport spielt auch die fünfjährige Tochter eine wichtige Rolle in Sprehes Leben. Auf vielen Turnieren ist sie mit dabei: "Meine Eltern sind ja auch meistens da, sie passen dann auf die Kleine auf", sagt die Reiterin über die Unterstützung ihrer Familie.

Natürlich reitet die Tochter bereits, wie auch Mama Jörne Sprehe von Kindesbeinen an im Sattel saß. Schon damals fiel sie als Reiterin auf: "Der Jugendbereich lief durchgehend gut und war von Erfolgen geprägt", erinnert sie sich. Heute erfüllt es sie aber mehr mit Stolz, "dass es meine eigenen Pferde sind. Pferde, die wir jung gekauft haben und die ich selbst ausgebildet und erst so weit gebracht habe, dass wir so erfolgreich sein können."

Bis ins hohe Alter

Und so soll es noch eine ganze Zeit weitergehen, denn ein Karriereende ist noch lange nicht in Sicht. "Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Das ist ja auch das Positive beim Reitsport: Anders als beim Turnen, wo man mit 15 Jahren am Leistungshöhepunkt ist, kann man das Reiten sehr lange auch erfolgreich ausüben. Da geht es erst so mit Mitte 20 los und geht bis – wie alt war Hugo Simon?", fragt sie. Die Antwort: Der Österreicher war 74 Jahre alt, als er – längst zur Reitlegende geworden – seine aktive Laufbahn beendete.

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