Julius Karrer: Ein Youngster überzeugt bei den Ice Tigers

8.4.2021, 04:55 Uhr
Zwei Tore als DEL-Neuling: Julius Karrer glänzt nicht nur in der Defensive.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Zwei Tore als DEL-Neuling: Julius Karrer glänzt nicht nur in der Defensive.

Gewinnen wird nicht der Beste. Gewinnen wird derjenige, der für einen Klub aktiv ist, dessen Fans noch nicht zu mütend sind, um online für einen jungen Spieler zu votieren. Die Deutsche Eishockey Liga sucht den "Rookie des Jahres", jenen Spieler also, der in seinem ersten Jahr in der DEL am meisten überrascht hat. Nominiert sind: der Iserlohner Taro Jentzsch, der Krefelder Alex Blank, der Mannheimer Florian Elias, Düsseldorfs Torhüter Mirko Pantkowski und Julius Karrer von den Ice Tigers. Zumindest in Nürnberg versteht man die Frage nicht.

Denn natürlich muss Karrer diese Auszeichnung gewinnen. Und natürlich liegt das nicht daran, dass sich Jentzsch, den Zahlen (3 Tore, 15 Vorlagen) nach auf den ersten Blick klarer Favorit, im Sommer gegen ein Engagement bei den Ice Tigers und für ein Vertragsangebot von den Roosters entschieden hatte. Es liegt an der faszinierenden Entwicklung Karrers in den letzten beiden Jahren.

Noch im Sommer 2019 war der Verteidiger kurzfristig Trainingsgast der Ice Tigers. Karrer bekam einen Anruf von André Dietzsch, damals Sportdirektor in Nürnberg, ein Abwehrspieler sei für das Sommertrainingslager in Füssen ausgefallen, ob er nicht Lust hätte, mit den Ice Tigers aufs Eis zu gehen. Karrer hatte Lust. "Noch heute gibt es zwar Spieler hier, die bezweifeln, dass ich da wirklich dabei war", sagt Karrer. Bei den richtigen Leuten aber hat er bleibenden Eindruck hinterlassen. Im Sommer 2020 unterschrieb er einen Vertrag beim DEL-Gründungsmitglied, im Herbst begann er beim Kooperationspartner Bayreuth in der DEL2, als die Verletztenliste der Ice Tigers länger war als die Liste einsatzfähiger Spieler, wurde er wieder angerufen – und hat seither nicht mehr zurückgeblickt.

Chance in der Krise

"Natürlich wünscht man keinem, dass er sich verletzt, aber so rutschen junge Spieler nunmal ins Aufgebot", sagt Karrer, der weiterhin auffällig unauffällig spielt, genauso also, wie sich das Trainer von jungen Verteidigern wünschen. Von seinem ersten Spiel an hat Karrer Verantwortung für den Puck übernommen, schnelle Entscheidungen getroffen und durch eine Ruhe überzeugt, die nicht mehr alle seine erfahrenen Kollegen in Nürnberg auszeichnet.

Aber wie ist aus dem unauffälligen DEL2-Verteidiger einer der auffälligsten Neulinge der DEL geworden? Indem Karrer in der Krise eine Chance gesehen hat. "Mit der freien Zeit habe ich im Sommer zum Glück was Sinnvolles angestellt." Karrer hat jeden Tag trainiert, zuerst in Berlin, dann in Nürnberg. "Ich habe einfach: gebüffelt, gebüffelt, gebüffelt. Das konnte ich zum Glück aufs Eis bringen." Dazu hat er Videos angesehen, von sich selbst, von erfahrenen Verteidigern und visuell dazugelernt.

Auf del.org können die Fans ihre Stimme für Karrer abgeben. Sollten das viele machen, gewinnt vielleicht doch der Beste.

Keine Kommentare