Kein Sprung ins kalte Wasser

25.7.2012, 12:13 Uhr
Kein Sprung ins kalte Wasser

© Zink

Alexandra Engelhardt ist als Starterin bei Olympia kein Neuling. „Ich war schon vor vier Jahren in Peking dabei und weiß also, was mich erwartet, ich werde also nicht ins kalte Wasser geworfen.“

Die Sportsoldatin, die in der 48-Kilogramm-Klasse im freien Stil auf die Matte gehen wird, freut sich auf die Spiele, „auch weil ich weiß, was es da alles geben wird“. Olympische Spiele hätten immer ihren eigenen Charakter, meint sie. „Das sind so richtige Familienfeste.“ Ihre Wettkämpfe in London gehen am 8. August ab 14 Uhr über die Bühne.

Alexandra Engelhardt stammt aus St. Wolfgang im Landkreis Erding. Sie hat eine Weile im Leistungszentrum in Schifferstadt gewohnt und trainiert. Schließlich ging es nach Nürnberg, wo sie bei der Sportvereinigung Johannis 07 Nürnberg eine neue Heimstatt und in Andreas Buschhorn einen neuen Trainer gefunden hat. „Ich bin ganz glücklich und froh, dass er es macht“, bedankt sie sich bei ihrem Coach. Außerdem seien die Bedingungen bei Johannis sehr gut. Dass sie mit Männern trainieren muss, nimmt sie in Kauf, man muss sich mit dem zufriedengeben, was man hat“.

 

 

Sie lebt inzwischen mit ihrem Mann Peter — ebenfalls ein starker Ringer — und Sohn Felix in Nürnberg. Sie hofft dabei, dass die Familie hier bleiben, ihr Mann beruflich länger hier arbeiten kann.

Ihr Arbeitstag beginnt morgens um kurz nach sechs, erzählt sie. Dann dreht die zierliche Ringerin am Valznerweiher ihre Runden, um Ausdauer und Kraft zu stärken. „Danach kümmere ich mich um das Kind“ — dessen ersten Schultag sie verpasst hat, weil sie in Sachen Ringen viel unterwegs ist –, „bringe es in die Schule und hole es auch wieder ab.“ Der Bub hat, so seine Mutter, „mit dem Ringen noch nichts im Sinn“, noch nicht. Er sei musisch begabt und spielt Gitarre. Unterwegs ist Alexandra Engelhardt immer noch viel. Nach einem gemeinsamen Training mit Bundestrainer Jörg Helmdach in Nürnberg ging es zunächst zu einem Turnier in Polen, wo anschließend auch ein Trainingslager bezogen wurde.



Alexandra Engelhardt, die in der Bundesliga für Ludwigshafen auf die Matte geht, kann vom Ringen alleine natürlich nicht leben. Und so ist sie dankbar, als Sportsoldatin bei der Bundeswehr in Bruchsal für den Sport quasi bezahlt zu werden. Die Kaserne sieht sie allerdings nicht oft. „Zu 70 Prozent bin ich freigestellt, und zu 30 Prozent mache ich Dienst in Uniform“, schildert sie.

Für London ist die junge Frau, die ihre Fahrkarte für Olympia mit einem zweiten Platz bei der Europa-Qualifikation in Sofia gebucht hat, guter Dinge – vor allem, weil sie im Moment schmerzfrei ist und alle Wehwehchen auskuriert hat. Schmerzen hat sie aushalten müssen; dreimal musste sie schon an der Schulter operiert werden — „eine typische Ringer-Krankheit“, meint Alexandra Engelhardt: „Ich lag öfter auf dem Operationstisch als ich bei einem normalen Hausarzt war.“

Es war zwar nicht einfach, immer wieder auf die Matte zurückzukommen, aber Alexandra Engelhardt hat es geschafft. Und das Ringen macht ihr immer noch Spaß. So lange das so bleibt, macht sie weiter — vielleicht sogar bis 2016 in Rio de Janeiro.

 

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