Kein Wintersport: Eisstockschützen der DJK Fürth

26.7.2019, 14:13 Uhr
Kein Wintersport: Eisstockschützen der DJK Fürth

© Foto: Florian Burghardt

Eisstockschießen ist etwas anderes. Roth zeigt die Unterschiede direkt mit einem Probeschuss. Mit seiner rechten Hand greift er das knapp vier Kilogramm schwere, scheibenförmige Spielgerät, aus dessen Mitte ein etwa 30 Zentimeter langer Griff herausragt. In einem leichten Ausfallschritt lässt er den Stock zwei Mal wie ein Pendel an seiner Hüfte vorbeischwingen.

Dabei visiert er die Daube an, eine kleine Scheibe am Ende der rund 30 Meter langen Spielfläche. An sie will er mit seinem Stock möglichst nah herankommen, um eine gute Ausgangsposition für die anderen Schützen aus seiner Mannschaft zu schaffen. Denn am Ende geht es um Punkte und oft auch um Millimeter.

Beim dritten Pendeln lässt der Abteilungsleiter mit nach vorn gestrecktem Arm los und das Spielgerät saust auf seiner glatten Laufsohle über den Asphalt. Dieser dient als Untergrund auf den drei Bahnen der DJK. Hier, im Schatten der Tischtennishalle, hat es zwar auch Mitte Juli angenehme Temperaturen. Vereiste Flächen sucht man aber vergeblich.

Fahrten bis nach Österreich

"Es hat sich einiges verändert, seit wir bei der DJK mit dem Eisstockschießen angefangen haben", erzählt Roth. Nach mehreren Jahrzehnten Tischtennisspielen in den Knochen und mit kaputtem Knie suchte er damals nach einer sportlichen Alternative. "Neben der Tischtennishalle hatten ein paar Sportkameraden den Weg geeist und spielten Eisstockschießen. Ich’ hab es ausprobiert, schnell Spaß daran gefunden und bin bis heute dabei geblieben", so Roth.

Im Jahr 1996 wurde mit insgesamt 13 Mitgliedern die Eisstockgemeinschaft innerhalb der DJK Fürth gegründet. "Die Eisheiligen" nannte sich die Mannschaft. Regelmäßig fuhr man für Turniere und auch zu Trainingszwecken in die Eishalle nach Höchstadt und sogar bis nach Österreich.

Zum zehnjährigen Bestehen der Eissportabteilung konnte durch Spenden und viel Eigenleistung der heutige Hartplatz gebaut werden. So waren das ganze Jahr gute Trainingsmöglichkeiten vorhanden. "Von Gastmannschaften hörten wir oft, dass wir die beste Anlage in ganz Mittelfranken haben", berichtet Roth.

Zu dieser Zeit stieß auch sein Mannschaftskamerad Eduard Ruhland zur DJK. Er stammt aus der Oberpfalz, wo es fast so viele Eisstockvereine wie Fußballmannschaften gibt, sagt er. Auch im Schulsport würde das Spiel oft angeboten – im Sommer auf Asphalt und im Winter auf den Seen. Auch in Niederbayern, wo die Seen im Winter länger gefroren bleiben als in Franken, ist Eisstockschießen ein kleiner Volkssport.

Bundesweit betreiben fast 27 000 Menschen in 1188 Vereinen Eisstockschießen als Wettkampfsport. Das belegen aktuelle Mitgliedszahlen des Deutschen Eisstock-Verbands (DESV). Damit ist die Gemeinschaft größer als zum Beispiel der Verband der Fechter oder der Eishockey Bund.

Je nach Region gibt es bis zu neun Ligen, in denen gespielt wird. Mit dem erfahrenen Eisstockschützen Ruhland gelang der DJK im Jahr 2013 sogar der Aufstieg in die Bezirksoberliga. Im Jahr 2017 erfolgte aber der Rückzug mit dem Austritt beim DESV. "Wir waren alle nicht mehr die Jüngsten. Die langen Fahrten zu den ganztägigen Wettkämpfen hatten wir alle irgendwann satt. Wir wollten nur noch zum Spaß spielen", erklärt Roth. Auch am Begriff Eisstockschießen störten sich die verbliebenen Spieler zunehmend. Da ab 2017 überhaupt nicht mehr auf Eis gespielt wurde, hingen sie bei ihren Bahnen ein Schild mit der Aufschrift "Stockschützen DJK Fürth" auf.

Curling nur im Fernsehen

Gespielt wurde ab da nur noch zum Spaß. Der Begeisterung für das Spiel tat das bei der DJK aber keinen Abbruch. Momentan zählt die Abteilung 25 Mitglieder. Die meisten von ihnen sind aber schon über 70 Jahre alt, weshalb man sich über Nachwuchs freuen würde. Beim Training am Freitagabend ist meistens auch Ingrid Tinter (68) dabei. Vom Faustball ist die begeisterte Sportlerin vor über 15 Jahren zum Eisstockschießen gewechselt. "Man kann es das ganze Jahr über draußen spielen, es ist ein schöner Mannschaftssport, und ich habe auch jetzt noch den Ehrgeiz, die Präzision meiner Schüsse zu verbessern", erzählt sie. Neben dem aktiven Training schaut sie auch gerne Sport im Fernsehen an. Da darf es gerne auch mal Curling sein.

InfoAm Sonntag ab 13 Uhr trägt die DJK auf ihren Bahnen (Kolpingstraße 12, Fürth) die Vereinsmeisterschaft aus. Wer sich den Sport anschauen oder ausprobieren möchte, hat an diesem Tag sowie immer freitags von 17 bis 19 Uhr die Gelegenheit.

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