Keine Abwehrkräfte: Club schludert sich in den Keller

3.2.2021, 06:00 Uhr
Ein bisschen zu spät: Auch Enrico Valentini kriselt derzeit.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Ein bisschen zu spät: Auch Enrico Valentini kriselt derzeit.

Als schon alles verloren schien am Sonntagnachmittag, da sollte Georg Margreitter helfen, irgendwie. 87 Minuten lang hatte sich der 1. FC Nürnberg da schon mit dem SV Sandhausen sehr vergeblich abgemüht. Sandhausen führte 1:0 und Margreitter sollte jetzt irgendwie dazu beitragen, die drohende Niederlage noch abzuwenden.
Es gelang nicht, weil Margreitter zwar einmal in Mittelstürmer-Position aussichtsreich in Ballnähe auftauchte, aber auch daraus nichts wurde, weil zum einen ein Sandhäuser den Ball noch klärte und zum anderen Margreitter eben kein Mittelstürmer ist, sondern Innenverteidiger.

Als Innenverteidiger hat Margreitter in dieser Saison allerdings nur selten auf sich aufmerksam machen können. Das liegt daran, dass er oft ausgefallen ist. Es liegt aber auch daran, dass sie ihm beim Club offenbar nicht mehr zutrauen, der Defensive Stabilität zu verleihen. Ein paar Tage vor dem Auftritt in Sandhausen mussten sie auf Margreitter setzen, weil Asger Sörensen gesperrt fehlte. Margreitter fiel in einer schlecht aufgelegten Mannschaft lange nicht weiter auf, stand dann aber beim einzigen Tor des Abends schlecht. Sörensen kehrte in Sandhausen sehr selbstverständlich zurück in die Startelf.

Keine Alternativen

Es zeigt eines der Probleme des FCN in dieser gerade wieder kompliziert werdenden Spielzeit: Der Blick auf die bisherigen Leistungen Sörensens machte eine so selbstverständliche Rückkehr auf den Platz nämlich nicht zwingend nötig.

Sörensen, der allerlei Innenverteidiger-Talent in sich trägt, überzeugt in dieser Saison nur selten. Nach starkem Start ins Spieljahr wirkt Sörensen derzeit wieder einmal überfordert mit den Anforderungen. Dummerweise ist er dabei derzeit nicht alleine. Die komplette Viererkette des Clubs wirkte in Sandhausen selten auf der Höhe – und das gegen einen Gegner, der seine Angriffsbemühungen auf ein sehr überschaubares Maß heruntergefahren hat.

Enrico Valentini, Rechtsverteidiger und Kapitän, wirkte im Spielaufbau genau so überfordert wie auf der anderen Seite Tim Handwerker. Sörensen wirkte zu Beginn zumindest noch einigermaßen gefasst, verlor dann aber zunehmend die Kontrolle über das Geschehen, die auch sein Nebenmann Lukas Mühl nie erlangen konnte. Natürlich wissen sie auch beim 1. FC Nürnberg, dass defensive Anfälligkeiten nicht ausschließlich mit der letzten Kette zu tun haben und dass die Probleme viel häufiger in der Gesamt-Statik liegen, ein wirklich solider Rückhalt aber sind die vier Verteidiger derzeit nur sehr selten. Der Club ist derzeit nur bedingt abwehrbereit.

Geld nur für die Offensive

Alternativen gibt es kaum. Margreitter fällt oft aus und wird den Verein im Sommer wohl verlassen müssen. Der junge Noel Knothe ist derzeit ebenfalls verletzt und vor allem noch: jung. Oliver Sorg schafft es im nun schon zweiten Jahr beim Club nicht, Enrico Valentini ein Herausforderer zu sein. Einer, wie er Handwerker beinahe gänzlich fehlt, da Fabian Nürnberger ins Mittelfeld gewechselt ist. Es ist eine komplizierte Mischung aus Formdelle und Alternativlosigkeit, die Nürnbergs Defensive da gerade trifft.

Deshalb hätten sie beim Club gerne noch ein bisschen Geld ausgegeben in der am Montag zu Ende gegangenen Transferperiode. Allein: Es fand sich niemand, der sich eine Zukunft mit diesem Club hat vorstellen wollen, was sicherlich auch an einem coronabedingt eher trägen Transfermarkt lag und daran, dass man das wenige Geld lieber in Mats Möller Daehli investierte. Deshalb müssen sie sich beim FCN bis zum Saisonende selbst helfen, irgendwie.

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