Keine Selbstvorwürfe

10.7.2011, 19:54 Uhr
Keine Selbstvorwürfe

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Erstaunlich munter, stellenweise fast mit Galgenhumor kaschierte sie ihren Frust und ging verbal in die Offensive. „Ich fand nicht, dass wir die schlechtere Mannschaft waren. Aber wenn man kein Tor schießt – und wir hätten noch ein paar Stunden spielen können, ohne ein Tor zu machen – dann verliert man eben. Ich kann den Spielerinnen nicht vorwerfen, dass sie nicht wollten. Es fehlten aber die spielerischen Mittel. Es lief nicht“, fasste sie das Geschehen knapp zusammen.

Absolut Recht hatte sie mit der Feststellung, dass bei einem Match zwischen dem Weltrangzweiten und -vierten Nuancen den Ausschlag geben – nur ließen diese eben das Pendel zu Gunsten der Japanerinnen ausschlagen, die sich nicht unverdient feiern lassen konnten. Nicht nur im Medienzentrum des Wolfsburger Stadions war vor dem Anpfiff eigentlich nur über die Höhe des deutschen Sieges diskutiert worden. 4:0 oder 6:1 – solche Zahlen waren häufig zu hören. Und dann stand am Ende dieses denkwürdige 0:1, das nicht nur das WM-Aus bedeutete, sondern auch das Ende der Träume von Olympia 2012.

Ob es bei der Bundestrainerin ein gewisser Selbstschutz nach der großen Enttäuschung war oder eine gewisse Arroganz, als Neid trotz mehrerer Nachfragen eigene Fehler nicht einräumen wollte – wer will das sagen? Äußerlich ließ die einstige Nationalspielerin keine Rückschlüsse zu. Immerhin räumte sie ein, das Spiel erst noch intensiv analysieren zu müssen. Um dann vielleicht Überlegungen anzustellen, wo was schiefgelaufen ist. Bislang gilt allerdings der Satz: „Ich mache mir keinen Vorwurf.“

Der Rückendeckung vom großen Freund des deutschen Frauenfußballs, von DFB-Präsident Theo Zwanziger, konnte sie da schon gewiss sein. Der hatte sie nach Spielende auf dem Feld minutenlang getröstet – auch aus der Ferne ließ seine Gestik die Botschaft erkennen: „Dumm gelaufen, aber so etwas kann passieren.“

Dass sich umgehend Neids alter Widersacher, Potsdams Trainer Bernd Schröder, zu Wort melden würde, war angesichts seiner kritischen Anmerkungen vor der WM zu erwarten. Dass Neid nun so kurz nach dem Aus von verschiedenen Seiten angeschossen wird, hat sie durch ihre manchmal barsche Art vielleicht provoziert, aber nicht verdient. Schließlich hat sie in der Vergangenheit überaus erfolgreich gearbeitet und bewiesen, dass sie junge Spieler integrieren, ja vielleicht mit ihnen besser umgehen kann als mit alternden Stars. Und genau diese Aufgabe kommt in der näheren Zukunft auf sie zu.

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