Keller stellt sich vor: Das will der neue Club-Coach ändern

13.11.2019, 12:02 Uhr
Will dem Club erst defensive Stabilität und dann mehr Power verpassen: Jens Keller.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Will dem Club erst defensive Stabilität und dann mehr Power verpassen: Jens Keller.

Seine ganz neuen Trainer stellt der 1. FC Nürnberg gerne in seinem Wohnzimmer vor. Derlei Anlässe sind in einem normalen Verein ja eher selten, also sollte es nicht so oft geben. Heuer ist das mal wieder ein bisschen anders – weil der 1. FC Nürnberg eben kein normaler Verein ist.

Nicht einmal sechs Monate ist es her, dass Damir Canadi im Vip-Gebäude des Max-Morlock-Stadions auf jede Frage auch eine lockere Antwort fand. Die Menschen gingen davon aus, dass die Zusammenarbeit diesmal etwas länger dauern würde, der Österreicher schien mit seiner unaufgeregten Art ganz gut zum Club zu passen.

Ein Trugschluss, wie der Sportvorstand bereits nach dem 1:3 in Bochum in der vergangenen Woche eingestehen musste. "In den daraufolgenden Tagen haben wir mit Jens Keller Kontakt aufgenommen", bestätigt Robert Palikuca, "mehrere Gespräche" seien nötig gewesen, am Montag stellte er seine Pläne dem Aufsichtsrat vor. "Ich bin sehr froh, sehr glücklich, dass es so schnell ging, dass unsere Ziele identisch sind."

Gut gelaunt und mit wenig Zeit

Seit Dienstagnachmittag ist deshalb Jens Keller zuständig für die zuletzt doch arg gebeutelte Mannschaft des Bundesliga-Absteigers, am nächsten Tag trat er um 11 Uhr erstmals in seiner neuen Funktion vor die Öffentlichkeit. Gut gelaunt nahm er auf dem Podium Platz, hatte aber hinterher nicht viel Zeit, er wollte "schnell wieder rüber, um Mannschaft und Trainer-Team kennenzulernen", wie Pressesprecher Daniell Westgate vorwegschickte.

Von Nürnberg, sagt Keller, habe er bislang nicht viel sehen können, er ist aber ja auch nicht da, um die Stadt zu erkunden, den Sportpark Valznerweiher hingegen schon. "Die Bedingungen hier, besser geht’s nicht, daran liegt‘s nicht." Und, natürlich: "Toller Verein, tolle Fans."

Die aktuellen Perspektiven des Tabellen-14. umschrieb der Sportvorstand wie folgt: "Wir sollten versuchen, diese Saison in ruhige Fahrwasser zu kommen, mittelfristig wird sich an unseren Zielen nichts ändern." Kurzfristig schon: "Momentan werden wir nur von Woche zu Woche, von Spieltag zu Spieltag denken."

Viele Aufgaben zu bewältigen

An Aufgaben mangelt es Canadis Nachfolger nicht. Hauptproblem seien die vielen Gegentore, ein Blick auf die Tabelle genügt, und "man sieht schon, woran wir arbeiten müssen: an der defensiven Stabilität, es geht nur über Aggressivität und das Team. Es gilt, wieder Spaß aufzubauen, dass die Mannschaft wieder Selbstbewusstsein kriegt, wieder an sich glaubt."

Stehen möchte er vor allem für mehr Dynamik und Power, wobei, "die Philosophie muss man an die Mannschaft anpassen", sehen möchte auf den jeden Fall, "dass wir aggressiv gegen den Ball sind, schnelles Umschaltspiel." Im Trainer-Team, das sein Assistent Thomas Stickroth bereichert, sind aktuell keine Veränderungen geplant, Fabian Gerber schätzt er bereits aus der gemeinsamen Zeit beim FC Ingolstadt. "Es freut mich, mit den Jungs zusammenzuarbeiten."

 

 

 

Das zentrale Problem scheint er aus der Ferne auch schon ausgemacht zu haben: "Die Mannschaft will, kommt mit Rückschlägen aber schwer zurecht"; wenn etwas Unvorgesehenes passiere, "bricht die Mannschaft ein bisschen zusammen, jeder hat die Qualität, deutlich besser zu spielen". Deshalb möchte er seinem Personal jetzt wieder "die positive Seiten vor Augen halten."

Sagte es und düste ab in Richtung Sportpark Valznerweiher. Seine Fußballer kennenlernen.

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