Kießling und Co. versauen dem FCN die Party

4.5.2013, 17:21 Uhr
Die Entscheidung: Ex-Cluberer Stefan Kießling trifft per Elfmeter zum 2:0.

© dpa Die Entscheidung: Ex-Cluberer Stefan Kießling trifft per Elfmeter zum 2:0.

Beide Teams wollten durch einen Sieg Tatsachen schaffen: der Club letzte Abstiegsängste beseitigen, Leverkusen die Qualifikation zur Champions League eintüten. 

Das Levekusener Trainergespann Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski veränderte seine Elf gegenüber dem Erfolg gegen Bremen auf zwei Positionen: Sebastian Boenisch verteidigte links in der Abwehr für Michal Kadlec, Lars Bender saß nach grippalem Infekt zunächst auf der Bank. Gonzalo Castro durfte wieder von Beginn an ran.

Nürnbergs Trainerduo Michael Wiesinger und Armin Reutershahn griff nach der Niederlage in Hoffenheim durch und verbannte den im Kraichgau lustlos wirkenden Sebastian Polter auf die Tribüne. Auf der Bank mussten dessen zuletzt ebenfalls glücklose Kollegen Markus Feulner und Timothy Chandler Platz nehmen. Weil die beiden bewährten Innenverteidiger Per Nilsson (nach Gelb-Sperre) und Timm Klose (Gehirnerschütterung) wieder einsatzbereit waren, blieb auch Berkay Dabanli draußen. Im Mittelfeld durfte der 18-jährige Niklas Stark sein Startelfdebüt bei den Club-Profis geben, Alex Esswein rückte dafür in die Sturmspitze.

Der Club fand zunächst gut ins Spiel und erspielte sich gleich zwei Eckbälle in den ersten drei Minuten. Diese verpufften jedoch wirkungslos. Danach war Leverkusen wach und übernahm die Kontrolle. Folglich gehörte die erste nennswerte Chance auch den Rheinländern. Ein starker Seitenwechsel auf links erreichte dort den völlig allein gelassenen Boenisch, der frei vom linken Strafraumeck abziehen konnte, den Ball aber um Zentimeter am rechten Tor-Dreieck vorbeisetzte (8.).

Auf der Gegenseite war es Esswein, der per Fernschuss für die erste Chance des 1. FC Nürnberg sorgte. Sein strammer Strahl aus gut und gerne 30 Metern brachte Bayer-Keeper Bernd Leno in arge Bedrängnis, nur mit Mühe konnte dieser zur Ecke klären (17.).

Die Werkself ließ sich davon nicht beirren, zog weiter konsequent ihre Spielweise durch. Nachdem Leverkusens André Schürrle in Minute 20 noch knapp verzogen hatte, machte es Ömer Toprak kurz darauf besser. Eine Ecke von Castro segelte über Freund und Feind hinweg zentral vors Tor, wo Hanno Balitsch staunend zuschaute, wie sein Gegenspieler Toprak mit einem wuchtigen Kopfball sein erstes Bundesligator markierte (26.).

Am Spielverlauf änderte das 1:0 aber wenig. Leverkusen agierte im Stile eines Champions-League-Aspiranten, der Club reagierte im Rahmen seiner Möglichkeiten. Einzig Esswein strahlte weiterhin Torgefahr und Spielfreude aus und setzte sich noch einmal in Szene. Kurz vor der Pause behauptete sich der U21-Nationalspieler im Zweikampf gegen Ex-Cluberer Philipp Wollscheid und kam zum Abschluss. Der Winkel war jedoch etwas zu spitz und Leno konnte parieren (41.).

Die Mannen von Club-Coach Michael Wiesinger knüpften aber ansonsten über weite Strecken der ersten Hälfte allesamt nahtlos an die gegen Fürth und Hoffenheim dargebotenen Leistungen an: Oftmals waren sie zu spät am Mann, standen falsch, waren zu wenig aggressiv im Zweikampf oder spielten ungenaue Bälle. Kurzum: Die vom Trainer zuvor geforderten Tugenden waren wohl irgendwann irgendwo zwischen Kabine und Spielfeld liegengeblieben. Das Nürnberger Publikum quittierte den Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Tobias Welz dementsprechend mit leisen Pfiffen.

Club in Halbzeit zwei stärker

Beide Teams kehrten unverändert aus den Katakomben zurück. Unverändert schien auch zunächst das Spiel weiter zu verlaufen. Direkt nach Wiederanpfiff war es zweimal Leverkusens Sidney Sam, der das 2:0 auf dem Schlappen hatte, dessen Lupfer und Schuss aber jeweils den Kasten von Raphael Schäfer verfehlten.

Dann kam aber plötzlich der Club. Zunächst wurde Frantz gerade noch am Schussversuch gehindert (48.), dann schoss der neben Esswein noch am auffälligsten agierende Robert Mak ganz knapp am Tor vorbei. Der FCN zeigte sich jetzt erfreulich präsent. Vieles von dem, was es in der ersten Halbzeit noch zu beanstanden gegeben hatte, schien plötzlich zu funktionieren. Womöglich hatte es in der Kabine ein gehöriges Donnerwetter gegeben.

Nilsson gelang dann fast der Ausgleich. Nach einer Kiyotake-Ecke fiel die Kugel dem Schweden direkt vor die Füße, er brachte jedoch das Kunststück fertig, in guter Position stehend aus drei Metern am Tor vorbeizubolzen (60.). Im Gegenzug durfte sich Nilsson dann aber schließlich doch auf dem Spielberichtsbogen eintragen. Unrühmlich zwar, aber immerhin. Schürrle kam nach einer Flanke von rechts an der Strafraumgrenze zum Schuss, Nilsson riss in Handballmanier die Arme über den Kopf und wehrte so den Ball im Sechzehner ab - Elfmeter. Den Strafstoß verwandelte Stefan Kießling humorlos zum 2:0 (62.).

Der Club steckte nicht auf, blieb aber glücklos im Abschluss. Mak schlenzte kurz nach dem zweiten Gegentreffer von der rechten Seite genau auf den Kopf von Frantz, der Keeper Leno eigentlich auch überwand. Doch Toprak hatte aufgepasst und drosch den Ball noch vor der Linie in die Wolken (64.).

Im weiteren Verlauf zeigte sich der FCN engagiert, kam aber nicht mehr entscheidend zum Zug. In der 80. Minute gab es dann erneut Strafstoß für die Rheinländer. Klose hatte Kießling im Strafraum festgehalten, der nahm die Einladung dankend an und ließ sich fallen. Welz blieb keine andere Wahl, als auf den Punkt zu zeigen. Kießling wollte erneut antreten, doch Sam schnappte sich den Ball, schoss  - und setzte die Kugel an den linken Außenpfosten!

Der Club witterte nun noch einmal Morgenluft und warf alles nach vorne. Erfolglos. Dann war das Spiel zu Ende. Das 0:2 (0:1) gegen Bayer 04 Leverkusen bedeutete für den 1. FC Nürnberg die vierte Niederlage in Serie. Trotzdem haben beide Mannschaften ihre vor der Partie gesteckten Ziele erreicht. Durch eine gleichzeitige Niederlage seines nächsten Gegners Fortuna Düsseldorf hat der FCN letzte Abstiegsängste beseitigt, den Klassenerhalt nun auch rein rechnerisch geschafft. Leverkusen hat das Ticket zur Champions League mit dem Sieg nun auch endgültig gelöst.  

Nürnberg: Raphael Schäfer – Balitsch, Nilsson, Klose, Plattenhardt – Stark (78. Feulner), Simons – Mak, Kiyotake, Frantz (78. Mendler) – Esswein (65. Pekhart).
 
Leverkusen: Leno – Carvajal, Wollscheid, Toprak, Boenisch – Reinartz – Castro (63. Lars Bender), Rolfes – Sam (84. Schwaab), Schürrle (73. Hegeler) – Kießling.
 
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)

Tore: 0:1 Toprak (26.), 0:2 Kießling (62., Handelfmeter)

Zuschauer: 40.581 

Gelbe Karten: Klose (4), Feulner (3) – Hegeler (3)

Besonderes Vorkommnis: Sam schießt Foulelfmeter an den Pfosten (81.).

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