Klaus Wilhelm: Der ewige Ehrenamtliche aus Erlangen

27.4.2021, 12:28 Uhr
Arm in Arm mit einem Weltmeister: Klaus Wilhelm unterstützte bis zuletzt den HC Erlangen. Hier ist er zu sehen mit dem ehemaligen HCE-Keeper Carsten Lichtlein.  

© Klaus Wilhelm, NN Arm in Arm mit einem Weltmeister: Klaus Wilhelm unterstützte bis zuletzt den HC Erlangen. Hier ist er zu sehen mit dem ehemaligen HCE-Keeper Carsten Lichtlein.  

"Gscheit oder gar net." Es ist das Motto, nach dem Klaus Wilhelm lebt. "Mein Vater hat das immer gesagt", erzählt er. "Das hat sich mir ins Gehirn gemeißelt. Wenn ich etwas mache, will ich auch Erfolg haben und, dass man mir nichts Schlechtes nachsagen kann." Erfolg hatte Wilhelm in seiner Laufbahn als Ehrenamtlicher definitiv. Und "gscheit" hat er es auch immer gemacht – ob beim TV 48 Erlangen, beim HC Erlangen oder im Erlanger Sportausschuss.

"Ich habe es ihm am Sterbebett versprochen"

Mit dem Ehrenamt hat Wilhelm früh angefangen. Schon im Alter von 17 Jahren half er beim Bau der Flutlichter auf dem Sportplatz in der Jahnstraße, dort wo heute die Jahnturnhalle steht. Sein Vater war im Vorstand der Fußballabteilung des TVE. Wilhelm trat so bereits als Fünfjähriger in den Turnverein ein, erst einmal zum Kinderturnen, später dann auch für den Fußball, denn das "durften wir erst ab dem zehnten Lebensjahr spielen", erinnert er sich.


Abschied im Stillen: Steib verlässt den Erlanger Triathlon


Später stand er für die Fußballmannschaften zwischen den Pfosten und half neben dem Platz schon dabei, die Vereinsgaststätte mit ihren Kegelbahnen zu errichten sowie von 1974 bis 1976 auch beim Neubau am Kosbacher Weg. Das Tor des TV 48 hütete er das letzte Mal im Alter von 51 Jahren, 1996 war das, für die Altherren.

Neben seiner Stelle in der Sparkasse übernahm Wilhelm 1977 dann den Posten des Schatzmeisters – auf Wunsch des 1978 verstorbenen Ex-Präsidenten Klaus Krell. "Ich habe ihm mehr oder weniger am Sterbebett versprochen, den Verein als Schatzmeister zu führen", sagt Wilhelm. Denn der TV 48 war zu diesem Zeitpunkt hochverschuldet, laut Wilhelm mit 600.000 Mark. Über die Jahre ließ er sich einige Ideen einfallen, um diese Schulden wieder abzubezahlen.

Als Wirt auf dem Erich Keller

Da war einmal der Erich Keller auf der Bergkirchweih, den er für den TV 48 insgesamt achtmal und auch für den HC Erlangen zweimal während seines Urlaubs ehrenamtlich mitbewirtschaftete. Oder die "bahnbrechende Idee" mit Günther Beierlorzer. Den stellte er 1984 im Rahmen eines staatlichen Programms des Arbeitsamts an, um untertags Seniorensport, Mutter-und-Kind-Gymnastik oder anderes in den ungenutzten Hallen anzubieten. Den Großteil von Beierlorzers Gehalt finanzierte in den ersten fünf Jahren der Staat. Für Wilhelm "bis heute der beste Griff, den wir machen konnten". Die Mitgliederzahl stieg von 2700 bis mehr als 5000.


"Wichtiger als Weihnachten": So trifft die Berg-Absage die Erlanger


Außerdem war Wilhelm an der Gründung der Herzsportgruppe und der Schachabteilung beteiligt, er erfand das bundesweit bekannte Kinderspielfest "Knaxiade" oder saß im Sportausschuss der Stadt. Hinzu kamen noch etliche Bauprojekte über die Jahre, bis hin zum TV Vital 2001. Und in dieser Aufzählung fehlen noch die Leistungen, die Wilhelm für den HC Erlangen erbracht hat. Auch für die Handballer war er als Schatzmeister tätig, er half auch hier beim Schuldenabbau. Heute noch pflegt er für den Bundesligisten wichtige Kontakte zu den Altsponsoren.

"Er konnte nie stillsitzen, wusste immer wo man anpacken kann", erzählen Freja (80) und Klaus (84) Thiel. "Es ist sehr beeindruckend, was er alles gemacht hat. Aber wir kennen ihn nicht anders." Das Ehepaar leitete 50 Jahre lang die Trampolinabteilung beim TV 48 und half auch am Erich Keller mit. Die Freundschaft zu Klaus Wilhelm besteht heute noch. Wilhelm hat für sein Ehrenamt beim TV 48 gelebt. Er hatte Dauerkarten für den Fußball, für Handball, Ringen oder Trampolin. Die seinen Geburtstag oder die Feste seiner Familie feierten sie immer in den Vereinsgaststätten.

Spenden-Aktion für Trampolinspringer Andreas Merkel

Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihm der Name Andreas Merkel. Der Trampolinspringer hatte 1980 einen schlimmen Unfall beim Training und ist seitdem querschnittsgelähmt. Zusammen mit den Thiels sammelten sie daraufhin Spenden. Mit diesem Geld konnte sich der damals 23-Jährige eine barrierefreie Wohnung kaufen.

Die ganze ehrenamtliche Arbeit habe "viel Zeit in Anspruch genommen", wie seine Frau Karin (73) erzählt. "Da waren die beiden Kinder, Haus oder Garten schon ein bisschen eingeschränkt." Doch das änderte sich im Jahr 2004 schließlich. Dort trat Wilhelm von seinem Posten als Schatzmeister zurück.

"Na, Klaus, dich brauchen wir noch"

Der Grund: Es gab Streitigkeiten in der Führungsetage des TV 48. Laut Wilhelm ging es um Betrug eines angestellten Mitarbeiters und darum, dass der "Zahlungsverkehr am Schatzmeister vorbeigeleitet wurde". Für Wilhelm sei das ein "Vertrauensbruch" gewesen. Noch heute merkt man ihm an, dass der Ärger über die Geschehnisse unverändert groß ist. "Er wird da sehr emotional", sagt Karin Wilhelm. "Es hat ihm schwer zu schaffen gemacht, noch hat er nicht ganz damit abgeschlossen." Später habe man auch noch seine Verdienste klein geredet. 2010 ist Wilhelm dann nach 60 Jahren Mitgliedschaft schlussendlich ausgetreten.


Entwarnung: Ferlin fehlt dem HCE "nur" wenige Wochen


Was aber natürlich nicht heißt, dass er mit dem Ehrenamt aufgehört hat, er hat ja noch den HCE. Ein Ende seines Engagements ist auch mit jetzt 76 Jahren nicht in Sicht. "Ich habe letztens mit dem Herrn Selke (Geschäftsführer des HCE, d. Red.) gesprochen und gesagt, ich könnte mich ja jetzt zurückziehen. Da sagte er: Na, Klaus, dich brauchen wir noch. Solange ich noch gebraucht werde, mache ich das auch noch." Vergangenes Jahr musste Wilhelm aber wegen gesundheitlicher Probleme kürzertreten. Trotzdem sagt er: "Wenn ich das gut überstehe, mache ich vielleicht erst recht weiter."

Doch schon jetzt hat Wilhelm immens viel für den Erlanger Sport geleistet. Man merkt ihm das auch an, wenn er erzählt – den Stolz. Er kommt schnell ins Reden, wenn man ihn nach seinem Ehrenamt fragt, schweift er gerne ab, erzählt Anekdoten und zählt Idee für Idee auf, die er sich in seiner Laufbahn ausgedacht hat.

Für seine Verdienste hat er jetzt schon Ehrungen des TV 48 und des BLSV bekommen, den Ehrenbrief der Stadt oder das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten. Und mal sehen, was noch kommt. "Ich habe noch ein paar Sachen im Kopf", sagt er. Natürlich.

Verwandte Themen


Keine Kommentare