Kleeblatt deutlich zu brav: Droht nun doch der Abstiegskampf?

8.5.2019, 12:11 Uhr
Gegen den 1. FC Köln ließ das Kleeblatt jeglichen Kampfgeist vermissen.

Gegen den 1. FC Köln ließ das Kleeblatt jeglichen Kampfgeist vermissen.

Sie sind beim Kleeblatt nicht ganz zu Unrecht stolz darauf, nette Gastgeber zu sein. Von den Fans des FC Union Berlin wurde die Spielvereinigung schon zweimal als gastfreundlichster Verein der 2.Bundesliga ausgezeichnet. Entspannte Ordner, oft zugängliche Heim-Anhänger, man kommt gerne in den Ronhof. Auch die Fans des 1. FC Köln dürften ihre Reise nach Fürth nicht bereut haben. Nach einem friedlichen Platzsturm konnten sie dort die Bundesliga-Rückkehr auf dem Rasen feiern. Niemals geplant war auf Fürther Seite allerdings, dass sich auch die Mannschaft der Spielvereinigung beim 0:4 als zuvorkommender Gastgeber präsentieren würde.

Doch genau das tat sie: Höflich ließen die Fürther Außenverteidiger ihren Gegenspielern Platz zum Flanken, zuvorkommend gaben ihnen die Innenverteidiger Raum zum Köpfen. Weil sich außer Torwart Sascha Burchert niemand im Kleeblatt-Trikot der Kölner Aufstiegs-Party ernsthaft in den Weg stellte, stand es zur Pause schon 3:0. Getroffen hatten Jhon Cordoba (8., 41.), der in der 65. Minute noch das 4:0 nachlegte, und Daniel Steininger per Eigentor (41.).

Die Spieler und Verantwortlichen machten die Niederlage dennoch weniger an sich, als an der Stärke des Gegners fest. "Köln ist eine absolute Spitzenmannschaft und hat so in der Liga auch nichts verloren. Gegen die kann man auch zu Hause mal verlieren", sagte etwa Trainer Stefan Leitl. Wobei die Frage blieb, ob man auf diese Weise gegen den personell und finanziell zweifellos überlegenen FC unterliegen sollte. Vor allem, wenn man selbst darum kämpft, den Klassenverbleib zu sichern. "Natürlich war das nicht die Leistung, die wir erwartet haben", räumte Leitl ein.

Vor vier Wochen schien das Kleeblatt mit 37 Punkten schon fast gerettet. Es folgten drei Niederlagen und ein Unentschieden. Bei zwei ausstehenden Spielen und sechs Punkten Vorsprung auf den FC Ingolstadt auf dem Relegationsplatz, sieht die Lage nach wie vor nicht schwarz aus. Direkt absteigen kann Fürth nicht mehr. Doch weil der FCI stark in Form ist und Fürth die schlechtere Torbilanz aufweist, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Im Gegenteil: Sie ist so groß wie nie in dieser Spielzeit. "Wir sind nicht auf andere angewiesen, wir haben es in der Hand. Ich bin überzeugt, dass wir das regeln werden", bemühte sich Leitl um Ruhe. Seine heisere Stimme verriet, dass er den Auftritt wohl nicht ganz so gelassen hingenommen hatte.

"Heiß wie Frittenfett"

Fragen nach einem möglichen, in Fürth in den vergangenen Jahren keineswegs unüblichen Spannungsabfall in der Mannschaft, nachdem man sich gerettet wähnte, wiesen Verantwortliche wie Spieler von sich. "Das konnte ich speziell in den Trainingswochen nicht feststellen", sagte Kapitän Marco Caligiuri: "Da waren wir so was von heiß wie Frittenfett. Wir konnten dem Gegner heute nur nichts entgegensetzen." Auch wenn mit Fabian Reese, Maximilian Wittek und Daniel Keita-Ruel einige der bissigsten Kleeblatt-Spieler fehlten: Es blieb schwer nachzuvollziehen, warum das Team, das vor zwei Wochen den Aufstiegskandidaten Union Berlin in Unterzahl an den Rand einer Niederlage gebracht hatte, sich so herspielen ließ.

Die Mannschaft ist dabei, das Ziel, nach dem Fast-Abstieg 2018 eine sorgenfreie Saison zu haben, auf den letzten Metern zu verspielen. "Wir hatten die gesamte Saison über keinen Kontakt zu den Abstiegsplätzen. Das ist schon ein absoluter Fortschritt zur vergangenen Spielzeit. Aber es ist ein Weg, der nicht abgeschlossen ist. Wir müssen das Ding jetzt über die Bühne schaukeln", sagte Geschäftsführer Rachid Azzouzi.

Die Planungen für kommende Saison laufen unbeirrt: Nachdem Caligiuri seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat, hat das Kleeblatt auch den bisherigen Leihspieler Paul Seguin vom VfL Wolfsburg bis 2022 an sich gebunden. Fürth zog die Kaufoption.

Nun muss das Kleeblatt Erzgebirge Aue einen Punkt abringen. Die Sachsen haben den Klassenverbleib sicher, ein Großteil der Mannschaft feierte ihn laut Medienberichten mit einem Kurztrip nach Mallorca. Darauf, dass sich Aue als kulanter Gastgeber erweisen wird, solltet rotzdem lieber niemand beim Kleeblatt hoffen.

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