Kleeblatt könnte FCN retten: Heißt es künftig "Danke Fü" statt "Anti-Fü"?

25.6.2020, 14:46 Uhr
Abschenken und den Erzrivalen womöglich zur Relegation verdammen? Auf gar keinen Fall lässt Trainer Stefan Leitl durchblicken.

© Foto: Sportfoto Zink Abschenken und den Erzrivalen womöglich zur Relegation verdammen? Auf gar keinen Fall lässt Trainer Stefan Leitl durchblicken.

Der Fußball, so wird ja in regelmäßigen Abständen immer mal wieder gerne philosophiert, ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Da wird nur in höchster Not reflektiert, der Sinn fürs Gemeinwohl endet im Diktat der Ökonomie da, wo es wie in der nun einsetzenden Debatte um die TV-Gelder ans Portemonnaie geht. Und die Strahlkraft des Fußballs schafft es irgendwie, uns alle in irgendeiner Form anzusprechen. Jüngstes Beispiel: Die mögliche Nachbarschaftshilfe der SpVgg Greuther Fürth für den 1. FC Nürnberg beim spannenden Zweitliga-Abschluss.


Letzter Spieltag: Nur so hält der Club die Klasse


Die Situation vor dem finalen Spieltag dieser aus mehreren Gründen denkwürdigen Saison mutet schon ein wenig skurril an. Der Club muss im Auswärtsspiel in Kiel um den Klassenerhalt zittern, der um zwei Punkte schlechter und direkt dahinter platzierte Karlsruher SC könnte mit einem Erfolgserlebnis zum Finale in Fürth vorbeiziehen.

Möglich gemacht hat das übrigens ein ehemaliger Fürther: Mit einem Dreierpack bescherte Philipp Hofmann den Badener nach einem 0:3-Rückstand gegen Aufsteiger Bielefeld beim 3:3 noch eine Punkteteilung. Dieser eine Zähler kommt vor allem in psychologischer Hinsicht recht wichtig daher – und mit der Psyche ist es ja gerade zum Abschluss einer langen und kräftezehrenden Runde so eine Sache.

Fürth-Coach Leitl: "Wir lassen nicht nach und spielen volle Pulle"

Dem KSC reicht zur Rettung ein Sieg in Fürth, wenn der Club gleichzeitig nur remis spielt oder sogar verliert. Alles oder nichts – das ist für den Kopf relativ einfach. Am Laubenweg darf man sich dem Geschehen mit dem Abstand einer durchaus passablen Saison und Platz acht in der Zwischenbilanz zurücklehnen. Irgendwo zwischen entspannt und amüsiert und selbstredend sportlichen Ambitionen. Platz sechs ist bei einem Sieg in Reichweite.

Das würde immerhin einen satten sechsstelligen Betrag aus dem TV-Topf zusätzlich in die Kassen spülen – in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen die Spielvereinigung als Folge der Corona-Krise mehr als drei Millionen Euro im Etat der neuen Saison einsparen muss, sicherlich ein nicht zu unterschätzender Faktor. "Wir lassen nicht nach und spielen volle Pulle. Nicht für irgendwen, nur für uns", verspricht Trainer Stefan Leitl.

Mit dem Eigennutz ist es so eine Sache. In der Fürther Führungsetage ist man sich vollkommen im Klaren darüber, dass mit einem Sieg im letzten Heimspiel eine insgesamt sehr ordentlich verlaufene Saison veredelt werden sollte. Für die Kasse, für das Image und für den ambitionierten Fürther Weg. "Wir werden alles reinhauen, für unseren Verein und für unsere Fans", kündigt Geschäftsführer Rachid Azzouzi schon mal an. Kampf statt Häme also. Dabei steht der Fürther Funktionär nicht im Verdacht, allzu große Sympathien für den 1. FC Nürnberg zu hegen.

Kleeblatt-Coach Stefan Leitl: "Im Sport gibt es kein Mitleid"

Demgegenüber stehen aber ganz erhebliche Bedenken von jenseits der Stadtgrenze, die einschlägigen Foren quellen in diesen Tagen schier über vor mitunter krude daherkommenden Verschwörungstheorien. Eine Fürther Niederlage als Sargnagel des Erzrivalen – auf der anderen Seite schreckt die ewige Dankbarkeit im Falle eines Fürther Sieges regelrecht ab. Aus dem simpel gestrickten "Anti-Fü" musste dann womöglich ein herzliches "Danke Fü" werden – ein grausiger Gedanke für so manchen Club-Fan, der dann sogar lieber die Relegation oder gar den Sturz in die dritte Liga in Kauf nähme.

"Im Sport gibt es kein Mitleid", hatte Fürths Trainer Stefan Leitl jüngst gesagt. Und Leitl hat bekanntlich eine wenn auch nicht allzu lange Vergangenheit beim Club. "Kein Mitleid" – das war vor dem Derby, das Fürth mit 1:0 gewann und die Sorgen am Valznerweiher noch größer machte. "Wir empfinden keine Schadenfreude", stellt Azzouzi nun klar und verweist auf eine andere Möglichkeit: "Der Club kann es ja in Kiel noch aus eigener Kraft schaffen." Stimmt. Und die Erde ist eine Scheibe, philosophiert so mancher.


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