Kleeblatt-Neuzugang Atanga: Auf sportlicher Wanderschaft

31.7.2018, 11:56 Uhr
Im Trainingslager hat David Atanga sein Können schon mal gezeigt.

© Sportfoto Zink / PaPö Im Trainingslager hat David Atanga sein Können schon mal gezeigt.

Europas wirtschaftliche Verstrickungen in Afrika sind hinlänglich bekannt, weit weniger hingegen, dass große Klubs und deren milliardenschwere Eigentürmer ihre Fühler längst auf dem schwarzen Kontinent ausgestreckt haben. Atangas Kindheit in der im Norden Ghanas an der Grenze zu Burkina Faso gelegenen Provinzhauptstadt Bolgatanga wurde davon zumindest beeinflusst.

Mit neun Jahren widerstand der kleine, aber pfeilschnelle Bub noch den Lockrufen des Brauseherstellers aus Österreich, der in ganz Ghana Talente für seine dortige Akademie suchte. Drei Jahre später wechselte er dann doch ins RB-Internat, weit weg von der Familie, aber mit dem "großen Traum, Profi in Europa bei einem großen Klub" zu werden. Das treibt ihn noch heute an – seine Augen glänzen, wenn er über dieses Thema spricht.

Kulturschock in Österreich

Als er mit 17 nach Salzburg ging, muss es ein Kulturschock gewesen sein. Fußball in Ghana ist vor allem Spaß. "Vor den Spielen trommeln, singen und tanzen wir. Alles ist locker und entspannt", sagt er. Und er fasst die größten Unterschiede in einem Satz zusammen, der aus dem Mund des schmächtigen 21-Jährigen vorsichtig, zurückhaltend, fast ängstlich klingt: "Hier ist eine andere Mentalität."

Die musste er sich erst aneignen, jetzt meint er, auf dem Platz "locker und fokussiert gleichzeitig" zu sein. Zunächst aber verstand er kaum ein Wort. "Oachkatzlschwof" brachten sie ihm in Salzburg als erste Vokabel bei. Man mag sich die Gesichter der feixenden Zuhörer vorstellen. Er
hingegen interpretiert diese Pointe, einem Ghanaer den Schweif eines Eichhörnchens verbal näher zu bringen, selbst heute mit etwas Abstand noch als gelungenen Witz. Womöglich ist das ein Schutzreflex. Nicht zu viel über die auch seiner Meinung nach "schwierige Situation" nachdenken, dem Sport und dem erklärten Ziel alles unterordnen.

Mit guten Leistungen zurück nach Salzburg

In der Mozart-Stadt war er mal Stammspieler, nach einer Verletzung verlor er wieder den Platz in der Startelf und war beim Abonnementmeister der Alpenrepublik außen vor. Er sollte sich andernorts empfehlen, sportlich weiterbilden quasi. Beim deutschen Zweitligisten in Heidenheim funktionierte das im Sommer 2016 nicht, später, in Mattersburg und Sankt Pölten hingegen, kam Atanga in der österreichischen Eliteliga gut zurecht. Eine sportliche Heimat hat er durch die Wanderjahre freilich nie gefunden.

"Trotzdem ist es ein guter Plan", sagt Atanga zur Salzburger Transferpolitik, ihn immer wieder auszuleihen und von Zeit zu Zeit zu überprüfen, ob er den Ansprüchen des Klubs genügt. "Es liegt alles an mir", hat der Flügelstürmer diesen Ansatz längst verinnerlicht. "Spiele ich in Fürth gut, bekomme ich in Salzburg wieder eine Chance." Eine Win-win-Situation wird so etwas genannt. Reichlich euphemistisch, fernab menschlicher Komponenten.

David Atanga, geboren am: 25. Dezember 1996 in Bolgatanga (Ghana) | Staatsangehörigkeit: Ghanaisch | Größe: 1,80 m | Gewicht: 65 kg | Position: Sturm | Rückennummer: 20 | Vertrag bis: 30. Juni 2019 (Leihe) | Bisherige Vereine: RB Ghana, RB Salzburg, FC Liefering, FC Heidenheim, SV Mattersburg, SKN St. Pölten | Zweitligaspiele/-Tore: 4/0.

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