Kleinendorsts Schiri-Schelte: "Spielleitung ist entsetzlich"

3.1.2020, 15:22 Uhr
Kleinendorsts Schiri-Schelte:

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Eigentlich wollte er das gar nicht. Eigentlich hatte Kurt Kleinendorst schon früh in der Saison gesagt, dass er kein Wort über die Leistungen der Schiedsrichter verlieren wolle. Am vergangenen Sonntag war der US-Amerikaner von der Trauerfeier für seinen Bruder Scot zurückgekehrt, am Montag dann hatten seine Ice Tigers zum sechsten Mal in Serie verloren, mit 4:5 nach Verlängerung gegen das Schlusslicht Iserlohn.

Im ersten Drittel hatten sie wegen einer Strafe gegen Chad Bassen vier Minuten in Unterzahl spielen müssen, wegen eines hohen Stocks. Zu Unrecht. Ebenfalls im ersten Drittel hatten die Schiedsrichter an der Bande einen Check von hinten von Michael Halmo gegen Oliver Mebus, der sich dabei das Handgelenk brach, nicht geahndet.

Bis zu der Partie gegen die Roosters hatte sich Kleinendorst an das gehalten, was er sich vorgenommen hatte. Nach dem 32. Saisonspiel der Nürnberger brach es dann aber aus ihm heraus. "Die Spielleitung in dieser Liga ist entsetzlich, und sie muss besser werden. Punkt. Das Niveau beginnt mich zu frustrieren", kritisierte der sonst so selbstbeherrschte 59-Jährige.

Was ihn so erzürnte, war, dass seinem Team gegen Iserlohn durch die vierminütige Strafe die ganze Wucht genommen wurde, die es zuvor entwickelt hatte. Trotz des frühen Gegentores zum 0:1. Darüber hinaus kassierten die Ice Tigers in diesem Zeitraum auch noch das 0:2. Zu Beginn des zweiten Drittels hatten sich die Unparteiischen bei den Nürnbergern für die Entscheidung entschuldigt. "Ich weiß das zu schätzen, aber offensichtlich haben sie es nicht gesehen", vermutete Kleinendorst.

Die Entschuldigung mag gut gemeint gewesen sein, zeigt aber das ganze Dilemma. Während des Spiels war der falsche Zeitpunkt dafür, so aber stellten Fynn-Marek Falten und Marc Iwert ihre gesamte Leistung an diesem Abend selbst infrage.

Kleinendorst ging es aber nicht darum, das Duo verbal an die Wand zu nageln, trotz seiner offensichtlichen Verärgerung. Es ging ihm um mehr. Es ging ihm um etwas Grundsätzliches. Nürnbergs Coach hat in jeder wichtigen Liga in Nordamerika gearbeitet. Dort, in der der NHL oder AHL, ist eine klare Linie vorgegeben, nach der jeder Schiedsrichter zu pfeifen hat. Die Unparteiischen sind Profis. In der DEL haben viele ihre ganz eigene Linie – oder manchmal keine. "Ich frage mich, wie man den Jungs helfen kann. Ich sehe da überhaupt keine Fortschritte. In keinem Bereich", so Kleinendorst.

"Lasst uns einfach spielen"

Er bemängelt, dass noch nie ein Schiedsrichterbeobachter vor einem Spiel bei ihm war, einfach nur, um Hallo zu sagen, Präsenz zu zeigen. In Nordamerika ein Unding. "Was unternimmt die Liga, um diesen Jungs zu helfen. Was? Alles was ich sehe, sind Leute, die einem in die Quere kommen und die das Spiel beeinflussen", sagt Kleinendorst. "Lasst uns doch einfach spielen, und wenn es eine offensichtliche Strafe ist, pfeift es." Der Trainer ist sicher, dass er nicht der Einzige in der Liga ist, der ein Problem mit dem Niveau der Unparteiischen hat. Wo genau das Problem liegt, vermag der US-Amerikaner nicht zu sagen. "Irgendwie muss die Liga das lösen. Ich weiß nicht, ob sie nicht genug Geld investiert, oder ob sie nicht genügend Beobachter haben. Vielleicht verpflichten sie einfach nicht die richtigen Leute." Ausdrücklich betont Kleinendorst, das nicht als Entschuldigung für die Negativserie seiner Mannschaft anführen zu wollen. Gleiches gilt für die Verletztenmisere. "Wenn man zu Hause fünf Tore kassiert, macht man es sich selber schwer", findet er.

Für seine zwischenzeitliche Abwesenheit wegen des Todes seines Bruders hat er sich bei der Mannschaft entschuldigt. Obwohl er weiß, dass er das nicht müsste. "Meine persönliche Situation hat sicher zu unserer sportlichen Situation beigetragen, aber ich würde es nicht anders machen. Ich glaube, unter diesen Umständen würde das niemand. Aber man kann nicht ohne seinen Chefcoach sein, ohne dass das irgendeine Auswirkung hat." Auch vor der Partie beim Tabellenfünften in Bremerhaven (heute, 19.30 Uhr) wird Kleinendorst in seiner Ansprache über die Schiedsrichter reden, bisher hat er das noch jedes Mal getan. Dass auf seine öffentliche Kritik Konsequenzen folgen könnten, hat er dabei im Blick.

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