Klek: Von null auf hundert

15.11.2019, 11:00 Uhr
Klek: Von null auf hundert

So richtig freuen kann sich Hanna Marie Klek dann doch nicht. Dabei liefen die Schach-Europameisterschaften mit der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft, für die die Psychologie-Studentin erstmals überhaupt nominiert worden war, richtig gut: Acht Partien bestritt Klek, sechs gewann sie, einmal remisierte sie, nur einmal verlor sie. Damit war die Erlangerin die Spielerin mit der besten Spiel-Statistik ihres Teams.

"Ich bin zufrieden mit mir persönlich", so die 24-Jährige, "aber natürlich ist es schwierig sich zu freuen, wenn es für die Mannschaft nicht ganz so gut lief." Viele knappe Niederlagen sorgten dafür, dass Deutschland nur auf Rang 20 landete von 32 angetretenen Ländern. Auf Rang 19 war die Mannschaft gesetzt, die vor dem Turnier einen Umbruch erlebte: Viele altgediente Spielerinnen, darunter auch die Nummer eins des Landes, Elisabeth Pähtz, befinden sich im Streit mit dem Verband. Die freien Plätze wurden deshalb an jüngere Spielerinnen vergeben – darunter Hanna Marie Klek.

2008 hatte sie in Dresden erstmals an einer Schach-Olympiade teilgenommen, als Deutschland als Ausrichter des renommiertesten Länderturnieres der Welt neben der Nationalmannschaft auch eine Jugendauswahl melden durfte. Im Wechsel dazu findet alle zwei Jahre eine Europameisterschaft statt, diesmal in Georgien. "Es hat Spaß gemacht, wir haben uns als Team gut verstanden", erzählt Klek von den zwölf Tagen in der Stadt Batumi. Nur sportlich lief es eben nicht ganz so glücklich.

Sieben Siege aus neun Partien

Dafür sammelte Hanna Marie Klek Siege gegen ihre Gegnerinnen aus der Ukraine, aus Slowenien, England, Lettland, die Slowakei, das Jugendteam aus Georgien sowie aus Belgien. Ein Remis gab es gegen die Schweiz, eine Niederlage gegen die Türkei – "hier hätte ich remisieren müssen, wollte aber mit Risiko noch schauen, ob nicht mehr drin ist. Weil wir an Brett eins schnell verloren hatten", so Klek. Am Ende "bin ich vom rechten Weg abgekommen" – sie verlor unnötig. Doch die Team-Niederlage gegen die jungen Georgierinnen schmerzte am meisten: Dadurch traf Deutschland nicht auf Spanien, sondern auf Belgien zum Abschluss.

Klek: Von null auf hundert

© Foto: Katharina Tontsch

"Gegen Spanien hätte ich die Möglichkeit gehabt, meine dritte Internationale Meisterin bei diesem Turnier zu besiegen", so Klek. Damit hätte sie dann die zweite von drei Kriterien zum IM-Titel der Männer erfüllt – die letzte wäre, eine Elo-Zahl, die die Spielstärke angibt, von 2400 zu erreichen. Derzeit steht Klek, die den Titel "Frauen-Großmeisterin" trägt, bei 2248 Punkten. 40 davon erspielte sie sich nun auf den Europameisterschaften und war damit die einzige Deutsche, die ihre Elo-Zahl in Georgien verbessern konnte.

Baden-Baden oder Erlangen?

"Insgesamt bin ich mit einem guten Gefühl zurückgekehrt", sagt sie – wobei ihr Wohnort seit Oktober nicht mehr Erlangen, sondern Baden-Baden ist. Hier hat sie eine halbe Stelle als Geschäftsführerin des Schach-Zentrums angenommen, spielt aber weiter für den Schach-Club Erlangen. "Die Saison geht noch bis März, solange bin ich auf jeden Fall ab und an in Erlangen." Wie es nach dem Studium weitergeht, weiß Hanna Marie Klek noch nicht. "Ob ich dann erstmal auf die Schach-Karriere setze oder anderweitig beruflich einsteige, das wird sich erst noch zeigen."

Das jüngste Ergebnis in Batumi macht Hoffnung, das nächste große Ziel, den IM-Titel, zu erreichen. Die nötigen Punkte dazu könnte sie zum Beispiel vom 1. bis 15. August 2020 in Chanty-Mansijsk holen. Dann steht die 44. Schacholympiade an. Vielleicht ja mit einer Erlangerin.

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