Kollektive Stagnation: Der FCN wartet weiterhin auf den ersten Sieg 2021

29.1.2021, 05:56 Uhr
"Man merkt, dass es nicht gut für uns läuft": Nürnbergs Cheftrainer Robert Klauß hofft nach drei Niederlagen in Folge auf eine Trendwende.

© Daniel Karmann, dpa "Man merkt, dass es nicht gut für uns läuft": Nürnbergs Cheftrainer Robert Klauß hofft nach drei Niederlagen in Folge auf eine Trendwende.

Da Journalisten in Pandemiezeiten nach Spielen nicht persönlich mit den Profis sprechen dürfen, erledigt das beim 1. FC Nürnberg Pressesprecher Christian Bönig. Man bekommt dann im Normalfall via WhatsApp zwei bis drei meist eher unspektakuläre Statements auf das Handy geschickt. Nach dem 0:1 gegen Jahn Regensburg war es offenbar selbst Bönig schwergefallen, willige Gesprächspartner zu finden. Allein Enrico Valentini stellte sich dem hausinternen Medienvertretervertreter, was wohl daran lag, dass ein Kapitän auch nach solchen Spiele eben nur schwer ausbüchsen kann.

"Schon sauer und enttäuscht" sei er, gab Valentini also artig zu Protokoll und betonte, dass ihm vor allem die Art und Weise dieser Heimniederlage, die ein spätes Kopfballtor von Andreas Albers besiegelt hatte (88.), missfallen habe: "Das darf natürlich nicht passieren. Da musst du dann am Ende einfach den Punkt mitnehmen."

Weil dem Club aber selbst diese Übung gegen einen direkten Tabellennachbarn gründlich misslang, befindet er sich nach drei Niederlagen in Folge nun endgültig im Krisenmodus, auch wenn das Robert Klauß etwas anders sehen mag. Seine Mannschaft habe gerade nur eine "schlechte Phase", befand der Trainer in der Pressekonferenz lapidar und verabschiedete sich mit einem für viele Beobachter irritierenden Schmunzeln.

FCN: Trend verheißt nichts Gutes

Wohin solch schlechte Phasen führen können, das hatte man in Nürnberg erst im Vorjahr erlebt. Und der Trend verheißt nichts Gutes: In den fünf Spielen seit dem Jahreswechsel hat der Club lediglich einen einzigen Punkt geholt, paradoxerweise gegen den Spitzenreiter. Die zarte Aufbruchstimmung, die das respektable 1:1 gegen den Hamburger SV ausgelöst hatte, ist freilich längst der ernüchternden Erkenntnis gewichen, dass der Tabellenvierzehnte auch in dieser Saison um den Klassenerhalt bangen muss. Das an Weihnachten noch komfortable Polster zum Relegationsrang ist nur noch ein dünner Fetzen. Und die Erinnerung an 2020 plötzlich wieder unangenehm nah.


Kommentar: Sorglosigkeit als falsches Signal beim FCN


"Uns war klar, dass wir nach dem 2:5 gegen Hannover keinen Hurra-Fußball spielen und Regensburg nicht aus dem Stadion schießen können", sagte Klauß trotzig. Das aber hatte ja auch niemand ernsthaft erwartet. Doch geriet der Auftritt gegen allenfalls biedere Oberpfälzer erneut zu einer Demonstration der kollektiven Stagnation. Vorne ohne "Punch", wie es Klauß formulierte, hinten in der spielentscheidenden Situation "ohne klare Zuordnung", dazwischen bar jeder Struktur und Idee – so reicht es am Ende eben nicht mal gegen Regensburg. Von einer fußballerischen Weiterentwicklung ist aktuell jedenfalls nichts mehr zu spüren.

Das mag zum Teil auch daran liegen, dass nach Pascal Köpke und Felix Lohkemper mit Robin Hack eine weitere wichtige Offensivkraft kurzfristig ausgefallen war und man diesen Stürmerschwund, wie Klauß klagte, durch "eine andere Grundordnung kompensieren" müsse. In der war für den am Montag verpflichteten Mats Möller Daehli offenbar noch kein Platz. Der Norweger kam nicht mal als Joker zum Zuge, obwohl er doch für die kreativen Impulse im Mittelfeld sorgen soll.

Ein Youngster von RB Leipzig für den FCN?

Dafür schickte der Trainer im Laufe der zähen 90 Minuten Nachwuchskräfte wie Startelfdebütant Tim Latteier, Zweitliga-Debütant Linus Rosenlöcher und Jungprofi Eric Shuranov auf den Platz, die bei allem Talent und Eifer in einer instabilen Mannschaft naturgemäß noch keine Heldentaten vollbringen können.

Ein weiterer Youngster ist offenbar im Anflug: Nach Informationen der Leipziger Volkszeitung möchte der Club den 19-jährigen Angreifer Dennis Borkowski von RB Leipzig ausleihen. Das brisante Kellerduell am Sonntag in Sandhausen muss Klauß aber noch mit dem aktuellen Personal bestreiten. "Wir spüren eine gewisse Wut in der Mannschaft und wollen unbedingt wieder punkten", verkündete der Trainer. Nicht nur Christian Bönig würde das die Arbeit wohl erheblich erleichtern.

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