Kommentar: Die Super Liga schadet dem Fußball

19.4.2021, 12:08 Uhr

Der Zeitpunkt war bewusst gewählt, das muss man den Beteiligten unterstellen dürfen. Gegen Mitternacht deutscher Zeit haben zwölf Klubs des europäischen Fußballadels, darunter alleine sechs aus England, erklärt, fortan einer neuen Super Liga angehören zu wollen. Die Fans in Deutschland, Spanien, Italien und in weiten Teilen des Kontinents schlummerten da bereits in ihren Betten und träumten von besseren Zeiten. In New York schlief niemand, dort erreichte die Nachricht um 18 Uhr am frühen Abend die Menschen, in Tokio war es früher Morgen. Womit zwei wichtige Zielmärkte erreicht worden sind.

Die potentesten Fußball-Klubs der Welt würden gerne noch potenter werden, das Premiumprodukt Fußball weltweit noch aggressiver vermarkten, auch in Nordamerika und Asien. Der europäischen Fußball-Union Uefa trauen sie das schon länger nicht mehr zu, weshalb sie jetzt die Zügel selbst in die Hand nehmen. Überraschen darf das niemanden, mangelt es doch im Geschäft Profifußball an Regulierung durch Staaten und Verbände. Es gibt keine Gehaltsobergrenzen und das Financial Fair Play lässt sich mit leichten Tricks aushebeln. Wer sich Macht, Einfluss und Erfolg erkaufen will, ist seit jeher im Fußball gut aufgehoben. Geradezu logisch erscheint es daher, dass sich die Klubs, angeführt von Real Madrid, Manchester United und Juventus Turin, bereit sehen für den nächsten Schritt, für noch mehr Geld. Sie sind ja nicht anders erzogen worden.

3,5 Milliarden Euro sollen die Gründungsmitglieder zu Beginn des neuen "Wettbewerbs" erhalten, der keiner ist. Denn die Teams bleiben immer die gleichen, es gibt für mindestens 15 von ihnen keinen Abstieg, kein Szenario, in dem man verlieren könnte. 3,5 Milliarden Euro. Die Schere zu den kleineren Klubs klafft weiter auseinander, auf deren Solidarität brauchen die zwölf selbsterwählten da nicht hoffen, auch wenn es "Ausgleichszahlungen" geben soll. Die richtige Konsequenz daraus wäre wiederum: Wer an der Super Liga teilnimmt, tritt nicht mehr in den nationalen Ligen an.

Der Fußball schaffte sich damit nicht ab, es gibt zu viele Menschen, die diesen Sport lieben. Aber er wäre nicht mehr der gleiche.

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