Kommentar: Fehlendes Bewusstsein beim DSV

25.2.2021, 18:27 Uhr

"So blöd das klingen mag: Aber jetzt, da die EM läuft, kommt so eine Nachricht natürlich zum unpassenden Moment. So etwas sorgt für Schlagzeilen, aber das soll es ja vielleicht auch." Das sagte die damalige DSV-Präsidentin Christa Thiel im Jahr 2010, als erstmals Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen den Bundesschwimmtrainer Stefan Lurz bekannt wurden. Ein verheerender Satz, aus mehreren Gründen:

Erstens gibt es keinen unpassenden Moment, um sexualisierte Gewalt öffentlich zu machen. Zweitens legt er nahe, dass dem DSV der sportliche Erfolg wichtiger war als eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Vorwürfen. Und drittens entlarvt er, dass es beim DSV kein Bewusstsein dafür gab, was es heißt, sexualisierte Gewalt erlebt zu haben und darüber sprechen zu wollen. Betroffenen geht es nicht um Schlagzeilen. Betroffene müssen viel Mut aufbringen, um anderen davon zu erzählen. Auch wegen des juristischen und finanziellen Risikos, sollte sich die Gegenseite wehren.


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Aber der verheerende Satz ist doch elf Jahre alt, könnte man einwenden, es hat sich seitdem viel verändert. Wann schrieb die Schwimmerin nochmal die E-Mail, woraufhin wohl nicht viel geschah? 2019 war das. Vor zwei Jahren.

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