Kommentar: Lust auf mehr ist geweckt

17.7.2011, 18:38 Uhr

Natürlich war es für den deutschen Mädchen- und Frauenfußball keine Fortsetzung des Männer-Sommermärchens von 2006. Dazu trug das unerwartet frühe Ausscheiden der Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid als Titelverteidiger bei. Aber allein die Diskussionen um Rekordnationalspielerin Birgit Prinz wie auch um Neid nach dem Scheitern gegen Japan belegen ein gewachsenes Interesse. Denn die fanden eben nicht nur in den Medien, sondern auch in Sportheimen, an Stammtischen und in Kaffeerunden statt.

Es herrschte durchaus Euphorie rund um das Weltturnier, jedoch (fast) nur in den Stadien. Dort allerdings in beachtlichem Maße. Begeisterung auf den Rängen, eine freundliche Atmosphäre rings um die Arenen, ohne Aggressivität, die bei Männerspielen oft zu beobachten ist. Und: Das Publikum begleitete die Partien in aller Regel fachkundig, reagierte auf Entwicklungen im Spiel sehr spontan: Vermeintliche Underdogs erfuhren hörbare Unterstützung, einige katastrophale Refereeleistungen wurden lautstark kommentiert. Und: Die TV-Quoten blieben auch nach dem DFB-Ausscheiden erstaunlich hoch.

Sportlich boten nahezu alle 16 Teams Ansprechendes – der Frauenfußball hat sich qualitativ enorm entwickelt. Allerdings dürften die Unterschiede bei der nächsten WM wieder größer ausfallen und sind in der Gruppenphase höhere Ergebnisse zu erwarten, wenn das Starterfeld auf 24 erhöht wird.

Bei den Unparteiischen muss die Fifa sich etwas einfallen lassen, um das krasse Niveaugefälle abzubauen. Vielleicht sollten doch auch männliche Schiedsrichter hinzugezogen werden.

Mit welchen Experten des Frauenfußballs – auch an der Basis – man auch sprach, fast alle erwarten, dass eine beachtliche Zahl von Mädchen anfangen wird, selbst Fußball zu spielen. Ob die Verbände und die Vereine so gut darauf vorbereitet sind wie die Organisatoren dieser perfekt ausgerichteten WM, muss sich zeigen. Trainer, Betreuer und Funktionäre auf allen Ebenen sind gefordert, damit das neugeweckte Interesse nicht gleich wieder verpufft. Das hülfe dem Frauenfußball mehr als Sommermärchen-Träume.

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