Laufstark und motiviert: Das Fürther Hinrunden-Fazit

25.1.2021, 06:00 Uhr
"Wir haben absolutes Vertrauen in unsere Jungs": Trainer Stefan Leitl führt bei der Spielvereinigung Greuther Fürth ein junges Team an.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink "Wir haben absolutes Vertrauen in unsere Jungs": Trainer Stefan Leitl führt bei der Spielvereinigung Greuther Fürth ein junges Team an.

Mit ihrem schönen Fußball überzeugt die SpVgg Greuther Fürth Anhänger wie Skeptiker. Selbst die jüngste Serie von drei Spielen ohne Sieg kann das Fazit des Trainers nicht ändern.

Herr Leitl, ist das Team aktuell das Beste, was Sie je trainiert haben?

Das wäre unfair meiner ehemaligen Mannschaft in Ingolstadt gegenüber, weil man das so auch nicht vergleichen kann. Ich glaube aber schon, dass sich die Mannschaft in Fürth sehr gut entwickelt hat und dass wir aktuell sehr guten und erfolgreichen Fußball spielen, der in meinem Empfinden auch mehr hätte hergeben können.

Mehr Punkte?

Ja genau. Die Art und Weise, wie wir spielen, hat über die Stadtgrenze hinaus Akzeptanz gefunden. Das macht uns schon auch stolz.

Drei Spiele ohne Sieg, trübt das die eigentlich positive Hinrunden-Bilanz?

Ich sehe die Bilanz nicht als eigentlich positiv, sondern als sehr positiv. Wir werden die Hinrunde unter den Top fünf abschließen und sind im DFB-Pokal in der dritten Runde. Bei den genannten drei Spielen stimmen Aufwand und Ertrag nicht überein.


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Der kicker hat Ihre Mannschaft im Vergleich aller Zweitligisten im Durchschnitt am besten benotet (3,08). Zu Recht?

Ja. (lacht)

Kein Team schießt so oft aufs Tor als Fürth: Was ist das wert?

Das ist die Basis. Daher ist es wichtig, dass sich die Jungs Chancen kreieren. Beim 3:3 in Düsseldorf waren wir aber auch sehr effektiv (drei Schüsse aufs Tor, drei Tore, d. Red.).

Sind viele Torschüsse am Ende nichts wert, wenn man nicht effizient ist?

Es wird immer mal Phasen in der Saison geben, in denen du nicht so dominant spielen oder dir nicht so viele Torchancen kreieren kannst. Dann kommt es darauf an, die wenigen Torchancen zu nutzen. Insgesamt muss man aber schon sehen: Wir haben jetzt 33 Tore erzielt, nur der Hamburger SV hat mehr. Wir haben den zweitbesten Sturm. Wenn man sieht, dass wir auch die meisten Großchancen der Liga herausgespielt haben, dann haben wir noch Luft nach oben. Auf der anderen Seite stehen 14 Pfosten- und Lattentreffer. Und wir sind eine sehr junge Mannschaft.

"Die Jungs wollen weiterkommen, für sich persönlich und für den Verein"

Mit einem Durchschnittsalter von 24,71 Jahren haben Sie die jüngste Mannschaft der Liga. Wie schaffen Sie es, dass den Spielern selten die Nerven durchgehen?

Wir haben absolutes Vertrauen in unsere Jungs. Ein Pluspunkt ist, dass zu Saisonbeginn der Kern der Mannschaft geblieben ist. An diesem Grundgerüst können sich die jungen Spieler aufrichten. Und es macht die Arbeit leichter, weil gewisse Automatismen und Abläufe vorhanden sind. Charakterlich ist diese Mannschaft auch einwandfrei, mit einer hohen inneren Motivation und einer Identifikation mit dem Verein, die ich selten erlebt habe. Es macht unheimlich Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.

Bei der Laufdistanz und bei der Anzahl der intensiven Läufe ist Fürth das zweitbeste Team der Liga. Das ist reine Eigenmotivation der Spieler?

Genau. (lacht) Natürlich bist du auch als Coach gefragt. Das wichtigste aber ist immer der Athlet. Wenn die Motivation fehlt, die eigene Grenze verschieben zu wollen, kommst du nicht aus deiner Komfortzone. Die Jungs wollen weiterkommen, in erster Linie vielleicht für sich persönlich, aber auch für den Verein.

Könnte es mit dem Viel-Laufen-Ansatz bei den vielen Spielen schwierig werden?

Wir haben die Vorbereitung darauf ausgerichtet, das heißt, wir können dieses Tempo gehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir weiter so spielen können. Die Periodisierung zwischen Anspannung und Entspannung gelingt uns momentan sehr gut.

Täuscht die gute Offensive über Mängel in der Abwehr hinweg?

Überhaupt nicht. Wir sind das Team mit den wenigsten zugelassen Torschüssen. Unser Abwehrkonzept funktioniert. Doch wir sind eine junge Mannschaft und haben Tore nach individuellen Fehlern bekommen.

"16 von 17 Spielen sehr gut": Zwischenzeitlich sogar Tabellenführer

Was macht die Mannschaft besser als zu Saisonbeginn? Da gab es vier Liga-Spiele ohne Sieg. Seither ging es von Tabellenplatz 16 steil bergauf – sogar zwischenzeitlich an die Tabellenspitze.

In den ersten vier Spielen haben wir drei sehr gute Spiele gemacht. Wir haben damals nichts verändert, sondern die Leistung der Mannschaft in den Vordergrund gestellt. Wir hatten das Vertrauen. Wir hatten in der Hinrunde nur ein schwaches Spiel, das in Würzburg (2:2, d. Red.). Und wenn du 16 von 17 Spielen sehr gut spielst, hat das mit einer hohen Motivation und Identifikation der Mannschaft zu tun.

Gab es für Sie ein Schlüsselspiel?

Für uns alle war es das Heimspiel gegen Hamburg, das wir unglücklich mit 0:1 verloren, aber ganz klar beherrscht haben. Danach ist eine Wut innerhalb der Truppe entstanden. Die Jungs haben dann eine eindrucksvolle Serie hingelegt.

Zur Person

Stefan Leitl ist gebürtiger Münchner. Seine aktive Karriere beendete er beim FC Ingolstadt, anschließend blieb er im Verein und stieg zum Cheftrainer auf. Zur Spielvereinigung Greuther Fürth kam der heute 43-Jährige vor knapp zwei Jahren. Im November haben Leitl und sein Co-Trainer Andre Mijatovic ihre Verträge bis 2023 verlängert.

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