Laufwunder vom Breisgau! Das macht Freiburg aus

17.5.2019, 05:52 Uhr
Ab zum Raststätten-Rapport? Nein, natürlich nicht. Dennoch muss Hanno Behrens' Club im Breisgau vor allem auf Nils Petersen aufpassen.

© Sportfoto Zink / DaMa Ab zum Raststätten-Rapport? Nein, natürlich nicht. Dennoch muss Hanno Behrens' Club im Breisgau vor allem auf Nils Petersen aufpassen.

So ist die Lage: Gefühlt schwebte der SC Freiburg, am Samstag (15.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) Gastgeber des 1. FC Nürnberg, in dieser Saison kaum einmal ernsthaft in Abstiegsgefahr, zuletzt präsentierte sich der Tabellendreizehnte allerdings wie ein Absteiger. Das 0:3 bei Hannover 96 war das achte sieglose Spiel in Serie, in der Rückrundentabelle stehen hinter dem Sportclub (zwölf Punkte) nur noch die Absteiger Hannover (zehn) und Nürnberg (acht). "Man muss sich bei jedem einzelnen Fan, der hierhergereist ist oder sich das Gegurke im Fernsehen angeschaut hat, entschuldigen. So kann man nicht auftreten", klagte Torjäger Nils Petersen nach seinem 100. Bundesliga-Spiel für Freiburg und mahnte: "Wir tun gut daran, die Ärmel noch mal hochzukrempeln gegen Nürnberg. Keiner will mit neun Spielen am Stück ohne Sieg in die Sommerpause starten."

Platz zwei im Renner-Ranking

Beeindruckend: Freiburgs sorgenfreie Saison ist auch der Lohn für harte Arbeit. Im Ranking der laufstärksten Teams belegt der Sportclub mit 3973,32 Kilometern derzeit den zweiten Platz, nur die Profis von Bayer Leverkusen spulten noch mehr Kilometer ab (4019,06). "Wir wollen vor allem Fußball spielen und dabei eben laufen, so weit die Füße tragen", erklärte Trainer Christian Streich das simple Freiburger Erfolgsgeheimnis.

Ausbaufähig: Die Spielvorbereitung. Das gestand zumindest Streich gewohnt ehrlich ein. Vor der Partie in Hannover hatte der Coach seinen gestressten Profis die sonst obligatorische Videoanalyse des Gegners erspart. "Und dann sieht man, wie wir heute Fußball gespielt haben. Und dann weiß man, wenn wir es ein klein bisschen verändern, dann kommt das dabei raus", befand Streich nach dem offensiv wie defensiv desolaten Auftritt beim Absteiger.

Im Fokus: In den vergangenen Jahren hat sich Alexander Schwolow zu einem der verlässlichsten Torhüter der Liga entwickelt - nun soll der VfB Stuttgart ein Auge auf den 26-Jährigen geworfen haben. Schwolows Vertrag läuft noch bis 2020, ob er diesen verlängert oder im Sommer geht, wird sich nach der Saison entscheiden. Für Schwolow, der 2008 als 16-Jähriger aus Wiesbaden an die Dreisam gekommen war, ist jedoch klar, dass es "etwas richtig Gutes" sein muss, sollte er Freiburg verlassen: "Zu einem Mitkonkurrenten zu wechseln und 30 Prozent mehr zu verdienen, das wäre nicht mein Ziel", beteuerte der Keeper: "Mir geht es um die sportliche Perspektive und die ist hier auch super, das darf man nicht vergessen."

Tief, Tiefer, Tiefpunkt

Das Hinspiel: Es war einer der gefühlten Tiefpunkte in dieser an Tiefpunkten ja nicht armen Saison: Kurz vor Weihnachten unterlag ein harmloser Club einer Freiburger Elf, die auf dem Zahnfleisch daherkam. "Wir waren heute nicht die Besseren, aber die Glücklicheren", resümierte SC-Coach Christian Streich nach dem Tor des Tages durch Innenverteidiger Manuel Gulde, der eine Freistoßflanke von Christian Günter wohl noch mit den Haarspitzen berührt hatte (19.). Dass Ex-Trainer Michael Köllner zwischen der 20. und 70. Minute das bislang "beste Saisonspiel" seiner Mannschaft gesehen haben wollte, sorgte dann nur noch für Kopfschütteln.

Wer/Was ist neu? In der Winterpause hielt sich Freiburg auf dem Transfermarkt betont zurück, landete dafür aber einen echten Volltreffer: Der aus Hoffenheim zurückgekehrte Edeltechniker und Standardexperte Vincenzo Grifo avancierte auf Anhieb zum Leistungsträger und steuerte in 14 Partien fünf Tore bei. Allerdings ist der italienische Nationalspieler nur ausgeliehen und muss am Saisonende definitiv zurück zur TSG. Den umgekehrten Weg ging im Winter Patrick Kammerbauer: Der Ex-Nürnberger ließ sich mangels Perspektive an Holstein Kiel verleihen.

Der Torjäger und Waldschmidt

Und sonst so?Auf die imposante Quote des Vorjahres (15 Tore) wird es Nils Petersen in dieser Saison hoffentlich nicht mehr bringen, immerhin aber führt er zusammen mit Luca Waldschmidt (je acht Treffer) wieder die interne Torjägerliste an. Wie sehr die Breisgauer von ihrem 30-jährigen Stürmer abhängig sind, lässt eine erstaunliche Statistik erahnen: Seit Februar 2015 (2:0 bei Hertha BSC) hat Freiburg ohne Petersen kein Bundesliga-Spiel gewonnen. Schade eigentlich, dass Petersen nach einem Muskelfaserriss nun wieder fit ist.

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