Legenden-Aus beim FCN: Mintals enttäuschte Liebe

23.4.2021, 05:52 Uhr
Do videnia, Marek: Der frühere Nürnberger Publikumsliebling sucht eine neue berufliche Herausforderung.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN Do videnia, Marek: Der frühere Nürnberger Publikumsliebling sucht eine neue berufliche Herausforderung.

Traum und Albtraum liegen oft nah beieinander. Selbst ein phasenweise desaströses bis peinliches Einszufünf gegen Arminia Bielefeld konnte Marek Mintals Zuversicht aber nicht viel anhaben. "Es kommen wieder bessere Zeiten", sagte er nach seinem ersten und zugleich letzten Einsatz als sportlicher Chef des 1. FC Nürnberg, im November 2019. Natürlich auch für ihn.

Die besseren Zeiten ließen über acht Monate und bis zur sechsten Minuten der Nachspielzeit auf sich warten, wenngleich auch nach dem Relegationskrimi von Ingolstadt mit ihm als Interimsnotassistenten nicht plötzlich alles super war beim Club. Als es galt, einen neuen Trainer zu finden für die neue Zweitliga-Saison, fiel auch sein Name, sogar öffentlich.


Mintal geht - das hätte nicht sein müssen


"Sicherlich ein Ansprechpartner", sagte der Sportvorstand Ende Juli, sei die Nürnberger Fußball-Legende, mit seiner U21 habe Mintal ja "einen sehr guten Job gemacht", es sollte einen zeitnahen Austausch geben. Den gab es auch, und Dieter Hecking verpflichtete - Robert Klauß, einen anderen Novizen.

Vertrag nur bis Jahresende

Keine Entscheidung gegen Mintal, sondern für Klauß sei das gewesen, rechtfertigte sich Hecking unter anderem in der virtuellen Mitgliederversammlung im Oktober. Trotzdem tat Mintal, seit Februar 2020 offiziell Fußballlehrer, die erneute Nicht-Berücksichtigung weh, sie hinterließ Spuren; Heckings Vorgänger hatte ihm einst den begehrten Posten in Aussicht gestellt, allerdings wohl nur für den Fall des Abstiegs in die dritte Liga.

Jetzt hat sich Mintal entschieden - nicht gegen seinen Herzensverein, sondern für das Angebot des slowakischen Verbandes, als Co-Trainer der Nationalmannschaft zu arbeiten. Vorerst bis zum 31. Dezember, so lange läuft der Vertrag von Stefan Tarkovic, der ihn bereits im vergangenen Oktober ins Team geholt hatte. Sollte Tarkovic am Jahresende gehen müssen, wird auch Mintal gehen. "Aus Respekt", wie er betont.

Keine Steine im Weg

Mintal wird auch künftig pendeln und mit seiner Familie in Röthenbach an der Pegnitz bleiben. Als er nach den WM-Qualifikationsspielen Ende März in Quarantäne musste, hatte er viel Zeit zum Nachdenken; die Offerte für eine Festanstellung beim Verband lag bereits seit Januar vor, vor etwa zwei Wochen nahm er sie an. Obwohl er eigentlich noch bis Sommer 2022 an den 1. FC Nürnberg gebunden ist. Die Verantwortlichen hätten allerdings beizeiten signalisiert, ihm "keine Steine in den Weg" zu legen, sollte er eines Tages woanders den nächsten Schritt machen wollen.


Mintal geht - das ist schade, aber...


Die U21, die Regionalliga Bayern, alles schön und gut. Aber offenbar kein Karriere-Sprungbrett. Seine letzte Einheit im Sportpark Valznerweiher wird Mintal am 14. Mai leiten, bereits am 22. Mai bezieht er mit seiner slowakischen Landesauswahl ein zweiwöchiges Trainingslager in Österreich. Zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft.

Gegen Polen, Schweden und Spanien

Die Vorrunden-Gegner heißen Polen, Schweden und Spanien, wo gespielt wird, ist noch unklar, wohl eher nicht in Bilbao und auch nicht in Dublin. Mintal nimmt’s mit der nötigen Gelassenheit, wie fast alles im Leben. Emotional wird er nach wie vor, wenn er über den Club reden soll, seinen Club. 17 Jahre hat er das Emblem auf und neben dem Platz mit Stolz getragen, er hat dem 1. FC Nürnberg viel zu verdanken. Und wäre deshalb künftig auch sehr gerne mehr gewesen als nur eine Aushilfe in schlimmen Krisen.

Mintal lässt die Tür trotzdem offen. "Wenn sich irgendwann die Möglichkeit ergibt und die Leute wollen mich haben, dann komme ich zurück", sagt er am Telefon hörbar gerührt ob der unzähligen Herzen, die ihm auch jetzt, da sein vorläufiger Abschied feststeht, weiterhin zufliegen. Nachdem die Bild gegen Mittag das Geheimnis gelüftet hatte, informierte ihn Michael Wiesinger, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, noch am Trainingsplatz über die plötzlich veränderte Nachrichtenlage.

Den Club immer im Herzen

Nach der Einheit setzte Mintal seine Mannschaft in Kenntnis; "schon ein bisschen komisch" seien die Momente der Wahrheit in der Kabine gewesen, aber Veränderung ist nicht nur Teil des Geschäfts: "Das ist Fußball, das ist das Leben", sagt Mintal über die sich demnächst trennenden Wege. "Er hat die Möglichkeit, jederzeit zum Verein zurückzukehren", lässt sich Sportvorstand Hecking in einer Vereinsmitteilung zitieren, die U21 müssen aber künftig andere betreuen.

Dass sie ihm beim 1. FC Nürnberg auf Dauer nicht mehr zutrauten als die Regionalliga Bayern, wird Mintal verschmerzen. Für ihn beginnen jetzt beruflich erst mal bessere, weil anspruchsvollere Zeiten, ein Teil von ihm bleibt ohnehin da: "Ich werde den Club immer im Herzen tragen."

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