Legenden-Gaudi mit Totti in Fürth: Nicht nur Klinsi trifft

7.10.2019, 20:05 Uhr
Da gucken sie, die Italiener: Jürgen Klinsmann und seine DFB-Allstars haben im Ronhof gerade genetzt.

© Sportfoto Zink / WoZi Da gucken sie, die Italiener: Jürgen Klinsmann und seine DFB-Allstars haben im Ronhof gerade genetzt.

 Der Organisator ließ wenig unversucht, um das Stadion am Laubenweg wenigstens noch halbvoll zu kriegen. Am Sonntagnachmittag kündigte der Deutsche Fußball-Bund per Pressemitteilung selbst Horst Eckel an, den Weltmeister von 1954, mehr Legende ist praktisch nicht möglich.

Mitspielen konnte Eckel, mittlerweile 87, leider nicht mehr im so genannten Acht-Sterne-Treffen mit der Auswahl Italiens, aufs gemeinsame Mannschaftsbild baten sie ihn vor dem Anstoß am Abend aber dennoch. Der rüstige Senior hatte seinen Spaß im Sportpark Ronhof, unter all den bekannten Gesichtern, die Gäste hatten unter anderem zehn Weltmeister von 2006 mitgebracht nach Fürth, darunter Andrea Pirlo, Francesco Totti und Fabio Cannavaro.

"Immer echte Klassiker" 

Die erst vor kurzem ins Leben gerufenen DFB All-Stars brauchten schließlich dringend einen Premieren-Gegner von Format und stießen zügig auf die Azzurri Legends. Viel Prominenz, wenig Anreisekilometer. "Spiele gegen Italien sind immer echte Klassiker", schwärmte auch Jürgen Klinsmann, der extra für die 90 Minuten aus Washington einschwebte, die Italiener brachte am Nachmittag der Alitalia-Flug AZ 9006 aus Rom via Mailand nach Nürnberg.

Gute Unterhaltung hatte der DFB versprochen, einen guten Zweck ("Initiative Kinderträume") und sogar guten Sport, wobei das ja häufig vom subjektiven Empfinden des Betrachters abhängt. Tatsächlich ging es munter hin und her, wenn auch nach der Pause trotz fortwährender Wechsel nicht mehr ganz so flott wie vor der Pause. Dass es die Italiener durchaus ernst meinten, signalisierte Pietro Vierchowod bereits nach wenigen Augenblicken, als er Gerald Asamoah ziemlich rabiat in die Horizontale beförderte.

Wollscheid hat das letzte Wort 

Mitunter schepperte es, das verlernt man auch jenseits der 40 oder 50 nicht so einfach, genauso wie den gepflegten Pass in die Tiefe. Einen davon nutzte David Odonkor (Spitzname: Speedy) zu einem zerrungsverdächtigen 40-Meter-Sprint, seine Hereingabe lenkte Capitano Cannavaro ins eigene Tor (10.). Klinsmann legte das 2:0 nach, Toni verkürzte, den Jubel der Tifosi dürfte man bis zur Stadtgrenze vernommen haben, erst recht nach dem 2:2 durch Totti (34.). Elf Minuten vor Schluss köpfte Tommasi zum 3:2 für Italien ein, Philipp Wollscheid glückte Sekunden vor dem Ende der 3:3-Endstand.

Ob derlei Gaudi-Veranstaltungen mit zum Teil nicht mal mehr 50-prozentig fitten Ex-Stars in teilweise viel zu engen Trikots wirklich sein müssen, noch dazu an einem frischen Oktoberabend, wird sich hinterher vielleicht auch der eine oder andere der 6527 Besucher gefragt haben, die allermeisten schienen aber selbst den zeitweise dargebotenen Zeitlupen-Fußball hörbar zu genießen. Und auch die berühmten Nickligkeiten des Gennaro Gattuso, der jetzt optisch an Diego Maradona erinnert. Nach seiner Karriere.

1982 Weltmeister, 2019 Ronhof-Turner 

Ihre Idole, das bewies der Abend, können es immer noch, sind aber natürlich nicht mehr so flink auf den Beinen wie noch vor ein paar Jahren oder Jahrzehnten; Bruno Conti, Weltmeister von 1982 und damals gefeierter Deutschland-Bezwinger im Estadio Santiago Bernabeu, turnte als stolzer Mitsechziger über den Rasen im Sportpark Ronhof, den etliche der überwiegend kosmopolitischen Azzurri zuvor bloß von Erzählungen gekannt haben dürften.

Während im Aufgebot der Italiener selbst die Namen früherer Wadenbeißer einen wunderbaren Klang verströmten (Gattuso! Di Biagio! Vierchowod!), überzeugte die deutsche Auswahl hingegen mit nomineller Bodenständigkeit. Selbst den Ex-Nürnbergern Perry Bräutigam und Philipp Wollscheid flatterten Einladungen ins Haus, Marco Rehmer und Michael Schulz sowieso, am stärksten vertreten war allerdings die Generation Frings. Obwohl sich letztlich alle ehemaligen Nationalspieler, die mindestens einmal für Deutschland oder die Auswahl der DDR auflaufen durften, bereits All-Star nennen dürfen.

Die Tifosi feiern Toni 

Der DFB sieht das mit dem Legenden-Status offenbar nicht so eng, die Federazione Italiana Giuoco Calcio schon, weshalb auch überraschend viele Italiener den Ronhof bevölkerten. Schon als Luca Toni eine Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff zu einem TV-Interview schritt, flippten die ersten Tifosi auf der Haupttribüne beinahe aus. Richtige Legenden sind wohl doch für die Ewigkeit. 

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