Leichtathletik-DM: Bei Schneider und Grau reicht's nur für Bronze

10.8.2020, 15:06 Uhr
Leichtathletik-DM: Bei Schneider und Grau reicht's nur für Bronze

© Foto: Michael Kappeler/dpa

Bronze, Silber, Silber, Bronze: Patrick Schneider ackert und rackert, aber der Sprinter vom LAC Quelle Fürth kann seinen Traum von einem deutschen Titel über 400 Meter einfach nicht realisieren. Gestern bei der Leichtathletik-DM in Braunschweig konnte er zwar seinen Erzrivalen, Johannes Trefz aus Gräfelfing, knapp hinter sich lassen, aber der lief als Vierter auch am Podest vorbei.

Schneider musste sich in ordentlichen 46,11 Sekunden mit Platz drei begnügen. Vor dem Fürther, der seit dieser Saison in Birmingham lebt und trainiert, kamen Marvin Schlegel (Chemnitz/45,79) und Manuel Sanders (Dortmund/46,00) ins Ziel.


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Einen dritten Platz, der ihn wohl nicht glücklich machen wird, belegte auch Martin Grau. Der 3000-Meter-Hindernisläufer aus Höchstadt/Aisch, inzwischen im Erfurter Trikot unterwegs, lag eigentlich auf Silberkurs. Vorne war der Dresdner Karl Bebendorf enteilt, doch dann strauchelte Grau am letzten Hindernis und verlor Rhythmus und Geschwindigkeit. So huschte sein Vereinskollege vom Erfurter LAC, Tim Stegemann, noch vorbei.

Über solch ein Missgeschick musste sich Sprinterin Amelie-Sophie Lederer immerhin nicht ärgern. Lange war die schnelle Frau aus Ornbau für das LAC Quelle Fürth am Start, nun rennt sie im Regensburger Trikot. In 11,43 Sekunden belegte sie in 100-Meter-Finale den fünften Platz.


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In Erinnerung werden alle 477 Leichtathleten und Leichtathletinnen diese 120. deutschen Meisterschaften behalten, waren es doch die ungewöhnlichsten – so ganz ohne Zuschauer. Und dennoch: Die Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo als Topstar und Deniz Almas als neue Sprinthoffnung haben den eher trostlosen Geistermeisterschaften etwas Glanz verliehen. Bei den Not-Titelkämpfen konnten sich die Sportler in der Corona-Krise immerhin mal wieder im Fernsehen zeigen – taten sich vor leeren Rängen am Wochenende im Eintracht-Stadion aber schwer.

Die "Sportlerin des Jahres" Mihambo von der LG Kurpfalz kam auf dem ungewohnten Anlaufsteg auf immerhin 6,71 Meter und gewann. Bei der WM in Doha war die 26-Jährige auf 7,30 Meter geflogen. "Es hat gut geklappt mit den 16 Schritten Anlauf. Der Wind war aber schwierig und böig geworden", sagte Mihambo, die von einem hohen "symbolischen Wert" der DM sprach.


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Der Wolfsburger Almas siegte über 100 Meter in starken 10,09 Sekunden – und ist damit momentan Europas Schnellster. Einen wie Almas, der sich auf Instagram selbst #turbotürke" nennt, könnte der Deutsche Leichtathletik-Verband in seiner eher notleidenden Sprintersparte bei Olympia dringend brauchen.

Gestern ragte der Leverkusener Stabhochsprung-Sieger Bo Kanda Lita Baehre mit der persönlichen Bestleistung von 5,75 Meter heraus. Das Duell der Weltklasse-Speerwerfer zwischen Johannes Vetter (Offenburg) und Andreas Hofmann (Mannheim) gewann der Weltmeister von 2017 mit der deutschen Jahresbestweite von 87,36 Metern deutlich. Der zuletzt angeschlagene Titelverteidiger Hofmann kam nur auf 77,35 Meter. Olympiasieger Thomas Röhler hatte auf einen Start verzichtet.

Mit einem 45-seitigen Hygienekonzept stemmte der DLV die Meisterschaften – auch um einen finanziellen Verlust im hohen sechsstelligen Bereich zu vermeiden. "Der DLV hat gezeigt, dass auch in Krisenzeiten Veranstaltungen gut organisiert werden können. Schade, dass aufgrund der Corona-Auflagen keine Zuschauer im Stadion sein konnten", bilanzierte Präsident Jürgen Kessing.


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Viel Musikgedudel und Ansagen aus Lautsprechern, Startschüsse, das Scheppern von Hürden und das Gebrüll der wenigen Trainer – mehr war nicht zu hören. "So still, das war schon irgendwie gespenstisch", sagte der frühere Zehnkampf-Star Frank Busemann als ARD-Experte.

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