"Krasses Gefühl": Ein Erlanger im German Bowl

11.10.2017, 21:57 Uhr
In der Vorsaison spielte Christian Rückert noch bei den Nürnberg Rams (im Bild rechts), jetzt ist er Deutscher Meister mit Schwäbisch Hall.

© privat In der Vorsaison spielte Christian Rückert noch bei den Nürnberg Rams (im Bild rechts), jetzt ist er Deutscher Meister mit Schwäbisch Hall.

Herr Rückert, es ist 14 Uhr am Tag nach der Meisterfeier. Sind Sie schon wach?

Christian Rückert: Ja. (lacht) Und ich bin auch schon wieder zu Hause.

Es gab also keine spontane Meisterfeier nach dem Sieg im German Bowl in Berlin?

Nein. Das ging aus organisatorischen Gründen nicht. Wir sind alle Amateursportler. Daher mussten wir aus Bayern selbst mit dem Auto zum Finale anreisen. Der Team-Bus wäre in Schwäbisch Hall schon Freitagmittag losgefahren, das war schwierig mit der Arbeit. Samstagnacht nach dem Finale ist ein Fanzug zurück gefahren, in dem auch die Spieler gefeiert haben. Der Zug wäre erst Sonntagmorgen in Schwäbisch Hall angekommen. Und unser Auto wäre noch in Berlin gestanden.

Also keine Party.

Nein, noch nicht. In unserem Bayern-Auto sind wir alle auch nicht mehr die Jüngsten. Wir feiern nicht mehr 14 Stunden durch nach einem gewonnenen Spiel. Aber Montagabend gibt es in Schwäbisch Hall eine große Meisterfeier auf dem Marktplatz.

Haben Sie das schon mal erlebt?

Nein. Ich kenne das bislang nur aus dem Fernsehen, wenn der FC Bayern München die Meisterschale präsentiert.

Sie sind Deutscher Meister. Haben Sie das schon realisiert?

Ja. Das ging relativ schnell. Das Spiel war sehr knapp. Es gab dann diesen Moment, in dem der gegnerische Kicker in den letzten Sekunden das Fieldgoal verschießt. Danach war es wie bei einem Dammbruch, wir sind alle aufs Feld gerannt und völlig eskaliert.

Sie waren bei diesem Spielzug nicht auf dem Rasen. Wie schlimm ist es, in der entscheidenden Szene zuschauen zu müssen?

Nicht so dramatisch, wir Footballer kennen das ja. Es war der letzte Drive, da will man von draußen noch einmal die Zuschauer anheizen. Außerdem war ich sowieso schon glücklich, weil ich ein paar Mal aufs Feld durfte.

© Foto: privat

Eigentlich hatten Sie nicht mit Einsatzzeit gerechnet?

Nein. Ich bin ja erst zu Saisonbeginn aus der zweiten Liga nach Schwäbisch Hall gewechselt. Im Finale spielen nur die allerbesten mit jahrelanger Erfahrung. Ich hatte dann drei Drives auf zwei Positionen, weil sich Mitspieler verletzt hatten.

Was haben Sie gedacht, als Sie vor den 13 000 Zuschauer ran durften?

Der Moment, wenn der Mitspieler raus humpelt: Adrenalin pur. Ich war krass aufgeregt, es ging gegen die besten Spieler Deutschlands, wenn nicht gar Europas. Doch es ist positive Aufregung.

Was bedeutet Ihnen der Sieg?

Es ist ein total krasses Gefühl, mit das größte Glück im Leben. Wir sind mit unserem Bayern-Auto etwa 15 000 Kilometer im Jahr für Football gefahren, man macht nichts anderes neben der Arbeit. Für mich gab es so viele Up-and-Downs. Ich durfte spielen, war verletzt, durfte viel spielen, bekam in den Playoffs kaum Einsatzzeit. Das war frustrierend, obwohl ich es vorher wusste. Im German Bowl durfte ich dann plötzlich doch spielen.

Aber nicht feiern.

Naja. Im Stadion haben wir ja gefeiert, mit Feuerwerk, Lametta, Fotos, den Pokalen. Ich hatte beide auch mal in der Hand. Nächstes Wochenende fahren wir als Team zudem gemeinsam nach Prag.

Und wie verbringt ein Deutscher Meister den Sonntag?

Ich schaue American Football. (lacht) Am Abend sehe ich mir mit Freunden immer zusammen die NFL-Spiele an. Dabei wird es auch viele Glückwünsche geben.

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