LSC-Läufer mussten Trainingslager in Südafrika abbrechen

7.4.2020, 12:21 Uhr
LSC-Läufer mussten Trainingslager in Südafrika abbrechen

Das kleine Touristenörtchen Dullstroom oder Emnothweni – in Südafrika ist vor allem bekannt für das Fliegenfischen. Und für das höchste Bierfest des Landes – das 560-Einwohner-Dorf liegt 2100 Metern über dem Meeresspiegel. Das macht es zu einem bequemen Ort für das Höhentrainingslager des Deutschen Leichtathletik-Verbandes: keine große Zeitumstellung, angenehmes Klima, gute Infrastruktur. Bis die Corona-Pandemie auch Südafrika erreicht.

Neben Olympia-Aspirant Martin Grau aus Biengarten waren auch Mittelstreckenläufer Martin Weinländer und Hindernisläufer Niklas Buchholz vom LSC Höchstadt dabei. Weinländer will in diesem Jahr deutliche Bestzeiten aufstellen. "Die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften wäre dann quasi ein Nebeneffekt", sagt er.

Für Buchholz ist es ein "Übergangsjahr", nachdem die Saison 2019 eher enttäuschend verlief. Für ihn war es das erste Höhentrainingslager mit dem DLV: "Das war schon etwas Aufregendes und Neues", sagt er. Der Schwerpunkt liegt für ihn auf der Ausdauer, er macht viele Dauerläufe über zehn, zwölf oder mehr Kilometer. Ein ganz normales Trainingslager also.

"Wir waren froh, dass es heim ging"

Doch von Tag zu Tag werden die Nachrichten über die Corona-Pandemie aus Europa ernster. Am Anfang machen sich die Sportler noch über die Hamsterkäufer in den Nachrichten lustig. "Das war so surreal, was da alles abgeht", erzählt Weinländer. "Wir haben dann langsam angefangen zu checken, was Sache ist. Und haben versucht, uns immer über Tagesschau und Internet auf dem Laufenden zu halten", sagt der 22-jährige Buchholz.

Die ersten Überlegungen gehen noch in die Richtung: vielleicht einfach länger in Südafrika bleiben und die Pandemie dort aussitzen. Schließlich scheint die Lage in Deutschland immer kritischer zu werden. "Der Gedanke, in Südafrika noch trainieren zu können, klang gut", sagt der Hindernisläufer.

Doch schnell wird klar, dass das nicht möglich sein wird. Immer mehr afrikanische Länder schließen ihre Flughäfen und ihre Grenzen, auf Namibia folgt Marokko. "Beim Verband haben sie Angst bekommen, dass wir nicht zurückkommen", sagt Weinländer. Der südafrikanische Präsident kündigt an, dass die Visa von Touristen aus Risikoländern verfallen würden, er verhängt eine Einreisesperre auch für Deutsche.

Die Sportler machen sich Sorgen, dass die Einheimischen ihnen gegenüber misstrauisch werden können, doch das bestätigt sich nicht wirklich. "Jeden Tag kam eine neue Nachricht. Im Endeffekt waren wir alle froh, dass es heim ging", sagt Buchholz. Fünf Tage früher als geplant muss er abreisen.

In der Heimat trainiert der Hindernisläufer weiter. Auch wenn alle Teamübungen wegfallen, versucht er sein Leistungsniveau zu halten. Eigenkörperübungen ersetzen das Krafttraining, nur mit dem Hürdentraining wird es schwer. Kurz hat Buchholz überlegt, sich Hindernisse in den Garten zu stellen. "So wichtig ist es aber auch nicht", sagt der LSC-Athlet. Wettkämpfe wird es auf absehbare Zeit wohl nicht geben. "Das ist schon eine komische Situation, weil wir als Athleten eigentlich immer auf etwas hin trainieren", sagt er. Doch er hat Hoffnung, dass es im Spätsommer wieder losgehen könnte.

Auch Weinländer hat die Deutsche Meisterschaft, die auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, nicht abgeschrieben. Er rechnet mit einer kurzen, aber intensiven Saison. Dass die Parks momentan voll wirken, weil jeder in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen frische Luft schnappen will, stört ihn nicht. Weinländer wohnt am Stadtrand von Langenzenn. Feldwege und Schotterstraßen zum Laufen gibt es da genug. Wenn auch nicht auf 2100 Meter Höhe.

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