Lukas Mühl: Tor nach Wunsch für den FCN

29.9.2020, 05:51 Uhr
Lukas Mühl: Tor nach Wunsch für den FCN

© Foto: Daniel Marr/Zink

Um die Abwehr musste man sich vorab natürlich auch Sorgen machen. Eine Saison lang hatten sie beim 1. FC Nürnberg auf diese Sorgen sehr zielstrebig hingearbeitet. Eigentlich sogar zwei Spielzeiten lang, aber den Umstand, dass die Havarien der Saison 2018/19 in der Erstklassigkeit stattgefunden hatten, durften sie am Valznerweiher als mildernde Umstände geltend machen.

Dass ein Fußballjahr später der Club auch in der 2. Liga so anfällig blieb für Gegentore der absurdesten Art, das wog schwer, wenn die Menschen im Sommer an die Zukunft dachten. Die Sorgen wurden nicht kleiner, wenn man in Betracht zog, dass in diesem Sommer auch noch Konstantinos Mavropanos weitergezogen war. Der Innenverteidiger, ausgeliehen vom Arsenal Football Club, war ein Lichtblick im fußballerisch trüben Frühling. Mavropanos ging zum VfB Stuttgart und zurück blieb eine Lücke.

Noch hat Sportvorstand Dieter Hecking die Möglichkeit, diese Lücke auf dem Transfermarkt zu füllen. Ob er es macht, ist allerdings ungewiss. An den ersten beiden Spieltagen der neuen Saison überzeugte nämlich beim 1. FC Nürnberg vor allem: die Abwehr.

Eine Abwehr, die sehr genau so aussieht wie die des Vorjahres. Enrico Valentini verteidigt da, Asger Sörensen ebenfalls und Tim Handwerker auch. Und anstelle von Mavropanos gibt jetzt wieder Lukas Mühl den Innenverteidiger. Nicht der routinierte Georg Margreitter, sondern jener Mühl, der trotz seiner erst 23 Jahre besonders ausgiebig beschimpft wurde in den 24 Monaten der defensiven Instabilität.

Deshalb kam es doch ein wenig überraschend, dass Mühl im ersten Pflichtspiel gegen Red Bull in der Startformation stand. Sein Trainer gab sich nicht verwundert, sondern erklärte das damals so. "Den Ausschlag gab die 2. Halbzeit gegen Union und die Trainingswoche. In Berlin hat er nach seiner Einwechslung ein gutes Spiel gemacht, da ist bei ihm ein bisschen der Knoten geplatzt", sagte Klauß nach der Niederlage gegen Leipzig. Klauß sagte damals auch: "Nur weil er heute gespielt hat, heißt das aber nicht, dass er die nächsten zehn Spiele machen wird."

Immerhin die nächsten zwei Spiele aber hat Mühl gespielt. Und weil nach diesen beiden Partien bei Jahn Regensburg (1:1, Gegentor nach einem Elfmeter) und gegen den SV Sandhausen (1:0) die defensive Instabilität verschwunden scheint, ist die Prognose nicht allzu gewagt, dass auch noch mindestens ein drittes folgen wird.

Die neue Kompaktheit des 1. FC Nürnberg hat natürlich mit dieser Viererkette zu tun – aber nicht nur. Schon in der Vorsaison ließ der Club nämlich nur wenige Schüsse auf sein Tor zu, so wenige sogar, wie es sonst nur Spitzenmannschaften dieser Liga zulassen. Dummerweise aber war die Qualität der Chancen, die man dem Gegner gestattete, enorm hoch. Weil der Club vorne den Ball zu oft verlor, war die Abwehr immer mal wieder überfordert und kam so am Ende als eine der schlechtesten der Liga daher.

Das verbesserte Defensivspiel der kompletten Mannschaft liegt also bislang auch an einer fleißigeren Offensive. Das freut die Abwehr und die bedankt sich für die Mitarbeit dann ebenfalls auf der anderen Seite des Spielfeldes: Beide Zweitliga-Tore des Clubs in dieser Spielzeit schoss einer aus der Viererkette. Tim Handwerker traf in Regensburg aus der Distanz, Lukas Mühl gegen Sandhausen per Kopf.

"Alleine die Viererkette wird es nicht lösen können", sagt allerdings Klauß über die Offensivqualitäten seiner Mannschaft. Damit hat er natürlich recht und er freut sich im Moment vor allem darüber, dass diese Viererkette ihre grundsätzliche Aufgabe so gut ausfüllt. "Wir haben wieder gut verteidigt und das zweite Mal in Folge gegen einen robusten Gegner", sagt Klauß. Vor allem, das hebt er noch hervor, haben sie nicht nur robust verteidigt: "Das war auch taktisch gut verteidigt."

Die Robustheit hat ihnen natürlich trotzdem geholfen – zum Beispiel beim einzigen Treffer des Tages, als sich Mühl nicht hat abdrängen lassen. "Das freut mich für Lukas, der ja gesagt hat, dass er torgefährlicher werden will", sagt Klauß. Das hat Mühl tatsächlich gesagt – der Bild-Zeitung in der Woche vor dem Sandhausen-Spiel. Dass es gleich geklappt hat? Mühl freute sich "riesig, weil Druck abgefallen ist." Und die Sorgen kleiner geworden sind.

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