Leben zwischen Vollzeit-Job und Leistungssport

Marco Fetz: Von der Rennstrecke in die Nachtschicht

16.6.2021, 16:41 Uhr
Marco Fetz: Von der Rennstrecke in die Nachtschicht

© Foto: Dino Eisele

Am Dienstag um 14:45 Uhr ist Marco Fetz wieder wach. Bis mittags hat der Industriemechaniker zuvor im Bett gelegen. Weil der Motorrad-Rennfahrer, der am Sonntag noch auf der Strecke im tschechischen Most seine Runden drehte, am Montagabend zur Nachtschicht antreten musste. Für Fetz ist das nicht ungewöhnlich. Leistungssport und Vollzeit-Arbeit sind bei ihm untrennbar miteinander verbunden. Ein anspruchsvolles, durchgetaktetes Leben. Jammern hört man ihn trotzdem nie.


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Vielleicht auch, weil ihn die Erlebnisse auf der Rennstrecke regelmäßig für seine Mühen und Entbehrungen belohnen. Bei den beiden Rennen am Sonntag fuhr der Kleinbreitenbronner zweimal in die Punkte. Obwohl er zum ersten Mal als Starter in der höchsten deutschen Motorrad-Rennserie in Most über den Asphalt raste.

Auch sein Team BMW/Wilbers hatte auf der Strecke bislang kaum Erfahrung. "Wir haben deswegen erst mal mit dem Setup vom letzten Rennen in Oschersleben weitergemacht", sagt Fetz. Im Laufe des Freitags hat er sich gemeinsam mit den Renningenieuren und Technikern Schritt für Schritt das optimale Setup erarbeitet. "Es gab einiges, das wir geändert haben. Wir haben zum Beispiel eine andere Feder in die Gabel eingesetzt."

Knapp hinter der Bestzeit

Während Fetz seine Rennmaschine noch an den Kurs anpassen musste, konnten die erfahreneren Piloten den Freitag für ausgedehnte Trainings-Sessions nutzen. Ein Nachteil, der Fetz im Qualifying jedoch kaum anzumerken war. Punktgenau eine schnelle Runde in den Asphalt zu brennen, das liegt ihm. "Ich gehöre zu den Fahrern, die aus der Box raus direkt eine gute Zeit fahren können", sagt er über sich.

Zum Ende des Qualifyings liegt Fetz gerade einmal 0,95 Sekunden hinter der Bestzeit von Yamaha-Pilot Marc Moser. Das bedeutet Platz neun in der Startaufstellung. "Leider habe ich den Start dann ein bisschen verkackt", erzählt Fetz selbstkritisch. "Das ist blöd in Most, da die erste Kurve sehr eng ist." Weil es genau dort auch noch zu einer Kollision zwischen anderen Fahrern kommt und Fetz weiträumig ausweichen muss, verliert er einige Plätze.


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Aber er kämpft, schiebt sich während des Rennens an einigen Kontrahenten vorbei wieder auf Platz zehn. Ein gute Ergebnis, das mit sechs Meisterschaftspunkten belohnt wird. Auch im zweiten Lauf des Tages kommt Fetz am Start nicht optimal weg. Zudem leistet er sich einen Fahrfehler, ist zu spät auf der Bremse, das Vorderrad blockiert. Trotzdem reicht es für Platz zwölf. "Das hört sich jetzt nicht so gut an, die Zeiten waren aber stark", kommentiert er.

Ohne Fitness geht nichts

Insgesamt vier Rennen sind in der laufenden Saison nun absolviert, bei drei davon landete Fetz in den Punkterängen. Das ist mehr als respektabel. Schließlich geht es für ihn in erster Linie immer noch darum, Erfahrung zu sammeln in einem Feld mit einigen der besten Fahrer Mitteleuropas. Dass es im Qualifying sogar oft noch einen Tick besser läuft als im Rennen, führt er auf die hohe Belastung während eines Rennwochenendes zurück. "In Most gingen die beiden Rennen jeweils über 16 Runden, das ist schon hart", sagt er.

Irgendwann werden die Arme schwer, die Konzentration lässt nach, die schnellen Richtungswechsel mit der schweren Maschine tun weh. Freitag, Samstag, Sonntag – das Motorrad drei Tage hintereinander am Limit bewegen zu können, verlangt hervorragende körperliche Fitness. Das weiß auch Marco Fetz, der seine wenige Freizeit fast immer für Sport nutzt. Am Dienstagnachmittag, Stunden bevor die nächste Nachtschicht wartet, bricht er zu einer ausgedehnten Rennrad-Tour auf. Er quält sich. Aber er tut es gerne. Die nächste Belohnung gibt es dann Mitte Juli, wenn die IDM Superbike 1000 am Nürburgring gastiert.

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