Mavraj kritisiert Ehrgeiz und Einstellung beim Kleeblatt

26.11.2019, 15:17 Uhr
Auge in Auge: Fürths Mergim Mavraj (links) tauschte sich in dieser Szene mit Club-Kapitän Hanno Behrens intensiv aus.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Auge in Auge: Fürths Mergim Mavraj (links) tauschte sich in dieser Szene mit Club-Kapitän Hanno Behrens intensiv aus.

Mergim Mavraj hatte gesteigerten Redebedarf. Schon während des spielerisch eher dürftigen Kräftemessens zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1.FC Nürnberg hatte der Innenverteidiger immer mal wieder verbal die Muskeln spielenlassen. Trash Talk nennt man das neudeutsch, wenn Spieler eher weniger höfliche Gedanken austauschen. Nach dem Schlusspfiff aber setzte Mavraj andere wohlfeile Akzente.

Den Kapitän der albanischen Nationalmannschaft haben sie im Sommer nach Jahren beim 1.FC Köln, dem Hamburger SV und dem FC Ingolstadt wieder zurück an den Laubenweg geholt, um die in der Vorsaison arg wacklige Defensive zu stabilisieren. Darüber hinaus, und das mag der nicht weniger wichtige Hintersinn bei seiner Verpflichtung gewesen sein, ist Mavraj ein Führungsspieler, der den jungen und im Profibereich noch unerfahrenen Recken im Kleeblatt-Kader ein Ratgeber und Antreiber in Personalunion sein kann. Cheftrainer Stefan Leitl nennt Mavraj seinen verlängerten Arm auf dem Spielfeld und weiß ihn als "Musterprofi" zu schätzen.

Leistung und Einstellung zu seinem Beruf stehen in Fürth nicht in Zweifel. Im Gegenteil. Gegen den 1.FC Nürnberg stellte sich der 33-Jährige trotz einer noch nicht auskurierten Bänderverletzung in der Schulter zur Verfügung und überzeugte mit einem grundsoliden Auftritt. Nur eben jene Professionalität und jenen unbedingten Willen erwartet Mavraj auch bei allen seinen Kollegen. Womit er nicht alleine ist.

Kapitän Marco Caligiuri sprach in der Länderspielpause das wohl sehr ausgeprägte Wohlfühlklima in Fürth an, keinesfalls spiele man eine sehr gute, allenfalls eine ordentliche Saison. Sich auszuruhen wäre demnach der falsche Ansatz. Trainer Stefan Leitl wollte das Thema vor dem anstehenden Derby verständlicherweise eher kleinhalten. Der 42-Jährige sagte aber: "Da hat er vollkommen recht."

Es ist davon auszugehen,dass sich Mavraj die Situation in den letzten Wochen genau angesehen hat. Das 0:0 im Derby nach einer guten ersten Hälfte der Kleeblätter mit einigen allerdings potenziell gebliebenen Möglichkeiten dürfte für ihn ein Spiegelbild seiner Eindrücke gewesen sein. "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir uns in so einem Spiel nicht mehr mit einem 0:0 begnügen sollten. Bei gefühlten 65 Prozent Zweikampfquote und so viel Ballbesitz müssen wir uns belohnen – und das ist nicht so dahergesagt", sagte der Routinier bestimmt und konkretisierte: "Wir müssen ehrgeiziger werden und dürfen nie zufrieden sein."

Das kann nicht nur für das Derby gelten. Möglicherweise freunden sich einige Profis der SpVgg Greuther Fürth mit einem Platz im gesicherten Mittelfeld an, womöglich geht nicht jeder in jeder Übungseinheit an seine Grenzen – und verschiebt sie deshalb auch nicht nach oben. Diese Tendenz prangerte Mavraj nun an. "Wenn wir früher ein Tor machen, müssen wir nicht umsonst rennen und gar nicht mehr so viel kämpfen. Ich will Ertrag, und das ist der nächste Schritt der Entwicklung."

Diese Offenheit wird nicht allen im Verein gefallen. Gleichmacherei und Plattitüden sind im Profifußball längst Standard – was dem eloquenten Hessen aber nicht entspricht. Mavrajs Meinung ist schon mal unbequem. Wenn er damit etwas anstoßen kann, und genau das dürfte sein Impetus gewesen sein, nimmt er das gerne in Kauf. "Wenn der Impuls nur von außen kommt, wird eine Veränderung nicht von Dauer sein. Das muss jeder für sich erarbeiten. Erst dann kann es zu einer Art Lauffeuer werden."

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