Maximilian Wittek: An ihm hatte auch der Club Interesse

10.8.2019, 11:48 Uhr
Maximilian Wittek: An ihm hatte auch der Club Interesse

© Sportfoto Zink / Melanie Zink

Die Medienabteilung der Spielvereinigung, bei der der Schweinfurter erstmals Profiluft schnupperte, verbreitete ein Foto im Internet, auf dem er sich nach dem Siegtor im Erstliga-Derby 2013 mit der Hand auf das Kleeblatt auf seiner Brust schlug. Darüber steht: "Willkommen zurück in Franken, Johannes Geis!" Das ist beißende Ironie als Vorbote auf das Derby im November, die vielleicht auch irgendwann einmal Maximilian Wittek ereilen könnte. Denn der Fußball ist für Romantiker kompliziert geworden. Auch der gebürtige Erdinger wird früher oder später das Trikot wechseln, was nicht jedem gefallen wird.


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Er ist zwar bei den Münchner Löwen ausgebildet worden, avancierte mit seiner Spielweise aber schnell zum Publikumsliebling in Fürth. Noch in diesem Transferfenster – es schließt in Deutschland am 2. September – könnte er nun Geld in die Kassen spülen. Der Vertrag des 23-jährigen Linksverteidigers läuft nur noch ein Jahr; einem Wechsel abgeneigt scheinen weder die Spielvereinigung, wenn das Angebot stimmt, noch der Spieler, wenn der neue Verein passt.
England war ein Thema, doch dort ist das Sommertransferfenster seit Donnerstagabend geschlossen.

Ebenso hatte nach Informationen dieser Zeitung neben weiteren Vereinen der 1. FC Nürnberg sein Interesse an Wittek beim Kleeblatt hinterlegt. Doch momentan ist das wohl nicht mehr konkret. Die Verantwortlichen der Spielvereinigung hatten zuletzt betont, man sei nicht zwangsläufig darauf angewiesen, schon in diesem Sommer einen Spieler zu verkaufen – Wittek habe seinen Preis.

Ein cooler Hund

Was machen die ganzen Gerüchte mit einem Spieler im Kopf? Am vergangenen Freitag auf Sankt Pauli hatte Wittek die meisten Ballkontakte und gewann die meisten Zweikämpfe. Ist er wirklich so ein cooler Hund? "Mittlerweile ja", antwortet er nach einer Trainingseinheit auf der Kronacher Hard. Schon einmal habe er eine ähnliche Situation bei den "Sechzgern" erlebt, "alles war unter Dach und Fach und dann kam das Veto des Vereins. Da war ich noch jünger und habe da anders reagiert." Jetzt helfe ihm die Erfahrung, "deswegen bin ich da entspannt, ich konzentriere mich auf die Aufgabe hier. Ich weiß, dass ich hier ein wichtiger Baustein bin, ich bekomme Wertschätzung von allen." Und das will er zurückgeben, "solange ich hier bin".
Wie lange Petrus Shitembi in Fürth sein wird, ist ebenfalls nicht verbrieft. Der 27-jährige Namibier trainiert seit Dienstag zur Probe mit, laut Leitl auch in der kommenden Woche. Der offensive Mittelfeldspieler ist Nationalspieler des afrikanischen Landes und hat keinen Verein.

Wer schießt die Standards?

Dass es Fürth wird, wünscht ihm Wittek, der ihn so charakterisiert: „Er ist ein flinker Außenbahnspieler mit einem flinken Fuß. Er hat es mit unserer Mannschaft nicht schlecht erwischt, weil wir jeden gut aufnehmen.“ Mit dem Ghanaer „Hansi“ Nunoo Sarpei habe er einen guten Ansprechpartner im Kader. Ob mit oder ohne Shitembi – mittlerweile herrsche in jedem Mannschaftsteil ein ordentlicher Konkurrenzkampf, findet Wittek. Das musste auch er selbst spüren – David Raum und Alexander Lungwitz sollen ihm links hinten Druck machen. Gleichwertig ersetzen können sie ihn aber wohl noch nicht.


Als Standardschütze bringt sich zudem Marvin Stefaniak in Position. "Grundsätzlich schießt Marvin super Standards", antwortet Wittek gelassen auf die Frage, ob er in der Hierarchie der Schützen nach hinten gerutscht sei. Doch wer die Freistöße treten darf, "machen wir auf dem Platz aus. Wer sich gut fühlt, darf schießen." Klar sei aber auch, dass diese drei Spieler dafür sorgen, "dass ich mich nicht ausruhe, weil da welche sind, die lauern". Wobei Stefaniak neben Mergim Mavraj, Havard Nielsen und nun auch Branimir Hrgota zu einer Gruppe an neuen Spielern zählt, die noch etwas anderes mitbringen: "Es war wichtig, dass wir ein Stück weit Erfahrung dazugewonnen haben. Wir haben eine extrem junge Mannschaft, sie sind wichtig, weil sie in gewissen Situationen kühlen Kopf bewahren und die Jungen sich an ihnen orientieren können."

Oder eben an Spielern wie ihm, der mit seinen zarten 23 Jahren schon 130 Zweitligapartien auf dem Buckel hat. Wobei "Buckel" die richtige Wortwahl ist, denn Witteks Rücken braucht nach zwei Wirbelbrüchen in der Jugend Stabilisationstraining, "das wird mich mein ganzes Leben lang begleiten".

In Fürth sind zwei Narben hinzugekommen: eine auf dem Handrücken von einem Mittelhandbruch, eine unter der linken Augenbraue von einem Luftduell. "An der Hand und unterm Auge – das würde auch zu einer Kneipenschlägerei passen", sagt er grinsend. Er hat für Fürth den Kopf hingehalten – daran sollte man sich erinnern, wenn er irgendwann den Verein wechselt.

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