Olympische Spiele

Megos als Neunter raus: Kaum Rest-Hoffnung aufs Finale

3.8.2021, 17:15 Uhr
Kam im Bouldern und im Lead nicht an seine Top-Leistung heran: Alexander Megos beim Seilklettern, der dritten und letzten Disziplin, im Aomi Urban Sports Park in Tokio. 

© MOHD RASFAN, AFP Kam im Bouldern und im Lead nicht an seine Top-Leistung heran: Alexander Megos beim Seilklettern, der dritten und letzten Disziplin, im Aomi Urban Sports Park in Tokio. 

Sogar im Sitzen schwitzt man, so heiß ist es am Dienstag in Tokio. Die Bedingungen sind selbst am Abend, als die Sonne schon lange untergegangen ist, immer noch knallhart. 28 Grad und knapp 90 Prozent Luftfeuchtigkeit, vor allem die behindert die Kletterer extrem. Das Team des Deutschen Alpenverein (DAV) war extra frühzeitig nach Japan gereist, um sich auf die Hitze einzustellen. Alexander Megos hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme damit, die Finger - für Kletterer so wichtig - leiden unter der Feuchtigkeit.

So gingen die deutschen Athleten schon mit einem kleinen Handicap in die Qualifikation der 20 besten Kletterer der Welt. Erstmals überhaupt ist Klettern olympisch. Im Kombinations-Wettbewerb müssen die Sportler im Speed, Bouldern und Lead bestehen. Für das Ergebnis werden die Platzierungen in den jeweiligen Disziplinen miteinander multipliziert.

Persönlicher Bestzeit im Speed

Die Schwierigkeit daran: Speed ist wie ein Sprint, Lead wie ein Langstreckenlauf - eigentlich gibt es hierfür nur Spezialisten, 2021 in Tokio aber gewinnt der beste Generalist. Alexander Megos aus Erlangen ist das eher nicht, im Speed gehört er in diesem Weltklasse-Feld zu den Schlechtesten, im Bouldern und vor allem im Lead aber kann er sogar gewinnen.

Er hatte sich im Vorfeld sogar einen Plan zurecht gelegt, falls er im Speed Letzter werden würde. Dann aber schaffte es der Erlanger in persönlicher Bestzeit in 7,47 Sekunden die Wand hoch. Platz 19 war am Ende für ihn okay. Aufholen war sowieso sein Plan gewesen. Im Bouldern landete Megos dann auf Rang sechs. Das war gut, aber nicht sehr gut.

Der Bizeps reißt und lässt Megos hoffen

Um sicher ins Finale zu kommen, brauchte der 27-Jährige im Lead ein Top-Drei-Ergebnis. Aufgeregt wirkte der Erlanger allerdings nicht, als er vor die 15 Meter hohe Kunstwand trat. Während andere sehr schnell agierten, arbeitete sich Megos konzentriert, wenn auch nicht immer hundertprozentig sicher die Griffe entlang. Ab einer Höhe von zwölf Meter begann für Megos der große Kampf. Noch 2:21 Minuten standen auf der Uhr, dann war Schluss, der DAV-Kletterer verlor den Halt und fiel, gesichert vom Seil, in die Tiefe.

Am Boden angekommen ging der Blick sofort zu DAV-Bundestrainer Urs Stöcker. Ob diese Leistung für den Einzug ins Finale reichen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Als mehr und mehr Athleten an die Wand gingen, wurde es aber immer unwahrscheinlicher. Als Neunter - nach Rang 19 im Speed sowie jeweils Platz sechs im Bouldern und Lead - verpasste Megos schließlich die Top-Acht. "Das ist einfach bitter", sagte er der dpa.

"Es wäre mehr drin gewesen"

Doch selbst da war es noch nicht vorbei. Weil sich der Franzose Bassa Mawem am Bizeps verletzt hatte, bestand eine kleine Rest-Hoffnung, noch in die Endrunde hineinzurutschen, wenn dieser nicht starten kann. Da die Speed-Disziplin im K.o.-Modus ausgetragen wird, wäre eine gerade Zahl an Teilnehmern erforderlich. Dicki Korb, einer der beiden Trainer von Alexander Megos, geht allerdings nicht davon aus, dass das klappt. "Ich habe mit Bundestrainer Urs Stöcker telefoniert, er meint auch, dass es kein Nachrücken gibt."

Dass es so knapp nicht reicht für seinen Sportlern, den Korb seit 15 Jahren betreut, darüber ist der Trainer sehr enttäuscht. "Im Lead hat er mir überhaupt nicht gefallen", sagt Korb. "Alex war nervös, anfangs ist einmal der Fuß weggerutscht." Der Erlanger habe mit der Hitze wahnsinnig zu kämpfen gehabt. "Er hat in den vergangenen Tagen immer wieder gesagt, dass es sich so schlecht anfühlt beim Klettern, als rutscht ihm alles durch die Hände." Doch da müssen alle durch. "Es ist so schade", sagt Korb. "Ich hätte ihm mehr gewünscht, und es wäre auch mehr drin gewesen. Ich bin mir sicher, dass er selbst sehr unzufrieden mit sich ist."

Der zweite DAV-Starter, Jan Hojer, der bereits zwei WM- und zwei EM-Goldmedaillen geholt hatte, war als Elfter in die letzte Disziplin Lead gegangen, und auch dort klappte es nicht wie erhofft. Er verpasste als Gesamt-Zwölfter das Finale. Und auch Alexander Megos muss nun das Ausscheiden verarbeiten. In der Hitze von Tokio.

Der Artikel wurde um 17.15 Uhr aktualisiert.

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