Mehr Spiele, mehr Geld - mehr Solidarität? Das steckt hinter der Super League

20.4.2021, 12:33 Uhr
Die Ankündigung allein führte im internationalen Fußball zu einem Erdbeben: Zwölf Klubs wollten sich von der Uefa loslösen und ihren eigenen internationalen Wettbewerb auf die Beine stellen, die Super League. Wir erklären, was es mit dem Projekt auf sich hat.
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Das steckt hinter der Super League

Die Ankündigung allein führte im internationalen Fußball zu einem Erdbeben: Zwölf Klubs wollten sich von der Uefa loslösen und ihren eigenen internationalen Wettbewerb auf die Beine stellen, die Super League. Wir erklären, was es mit dem Projekt auf sich hat. © CLIVE BRUNSKILL, AFP

Insgesamt 20 Klubs sollten zu Beginn antreten, 15 davon als Gründungsmitglieder, die dann auch jedes Jahr dabei sind. Bekannt waren aus dieser Gruppe sechs Klubs aus England (Manchester City, Manchester United, FC Chelsea, FC Liverpool, Tottenham Hotspur und der FC Arsenal), die allesamt wieder abgesprungen sind, drei Klubs aus Italien (Inter Mailand, AC Mailand und Juventus Turin) sowie drei Klubs aus Spanien (Atletico Madrid, Real Madrid und der FC Barcelona). Dazu sollten noch weitere europäische Schwergewichte kommen. Fünf der 20 Teilnehmer sollten sich zudem über sportliche Leistungen für die Super League qualifizieren können - beispielsweise über Platzierungen in nationalen Ligen oder der Champions League.  
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Die Teilnehmer

Insgesamt 20 Klubs sollten zu Beginn antreten, 15 davon als Gründungsmitglieder, die dann auch jedes Jahr dabei sind. Bekannt waren aus dieser Gruppe sechs Klubs aus England (Manchester City, Manchester United, FC Chelsea, FC Liverpool, Tottenham Hotspur und der FC Arsenal), die allesamt wieder abgesprungen sind, drei Klubs aus Italien (Inter Mailand, AC Mailand und Juventus Turin) sowie drei Klubs aus Spanien (Atletico Madrid, Real Madrid und der FC Barcelona). Dazu sollten noch weitere europäische Schwergewichte kommen. Fünf der 20 Teilnehmer sollten sich zudem über sportliche Leistungen für die Super League qualifizieren können - beispielsweise über Platzierungen in nationalen Ligen oder der Champions League.
  © JAVIER SORIANO, AFP

Die 20 Teilnehmer sollten zu Beginn auf zwei Zehner-Gruppen aufgeteilt werden. Innerhalb der Gruppe hätte jedes Team zweimal gegen jeden Konkurrenten gespielt - ein Heimspiel, ein Auswärtsspiel. Nach den 18 Hauptrunden-Spielen war eine K.o.-Phase geplant: Die ersten drei jeder Gruppe wären direkt für das Viertelfinale qualifiziert gewesen, die Viert- und Fünftplatzierten hätten die letzten beiden Viertelfinal-Teilnehmer untereinander ausgespielt. Danach sollte es in Hin- und Rückspielen bis ins Finale gehen. Die Spiele sollten im Übrigen unter der Woche steigen, so, wie es die Champions League derzeit auch tut.
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Der Modus

Die 20 Teilnehmer sollten zu Beginn auf zwei Zehner-Gruppen aufgeteilt werden. Innerhalb der Gruppe hätte jedes Team zweimal gegen jeden Konkurrenten gespielt - ein Heimspiel, ein Auswärtsspiel. Nach den 18 Hauptrunden-Spielen war eine K.o.-Phase geplant: Die ersten drei jeder Gruppe wären direkt für das Viertelfinale qualifiziert gewesen, die Viert- und Fünftplatzierten hätten die letzten beiden Viertelfinal-Teilnehmer untereinander ausgespielt. Danach sollte es in Hin- und Rückspielen bis ins Finale gehen. Die Spiele sollten im Übrigen unter der Woche steigen, so, wie es die Champions League derzeit auch tut. © HAROLD CUNNINGHAM, AFP

Einen konkreten Starttermin nannte die Super League nicht, womöglich auch, weil man sich zunächst ansehen wollte, wie sich der Streit mit der Uefa und die Proteste der Fans weiterentwickeln. Der Präsident von Real Madrid, Florentino Perez, kündigte in einem Interview aber an: "Wenn wir die Super League im August starten können, dann würden wir es auch tun".
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Der Start

Einen konkreten Starttermin nannte die Super League nicht, womöglich auch, weil man sich zunächst ansehen wollte, wie sich der Streit mit der Uefa und die Proteste der Fans weiterentwickeln. Der Präsident von Real Madrid, Florentino Perez, kündigte in einem Interview aber an: "Wenn wir die Super League im August starten können, dann würden wir es auch tun". © Enrique de la Fuente, dpa

Die Super League sprach ganz offensiv davon, eine Alternative zur Champions League sein zu wollen - einem Wettbewerb, der von der Uefa, dem Fußball-Kontinentalverband Europas, ausgetragen wird. Dennoch solle der Dialog mit den Verbänden gesucht werden, auch in den nationalen Ligen möchten die Klubs allesamt bleiben. Die Uefa reagierte darauf aber erwartbar gereizt: Ihr Präsident Aleksander Ceferin drohte Klubs und Spielern damit, aus Wettbewerben der Uefa schnellstmöglich ausgeschlossen zu werden und attackierte die Gründer der Super League: "Offenbar ist ihre Gier so stark, dass ihnen alle Werte abgegangen sind".
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Die Kooperation mit der Uefa

Die Super League sprach ganz offensiv davon, eine Alternative zur Champions League sein zu wollen - einem Wettbewerb, der von der Uefa, dem Fußball-Kontinentalverband Europas, ausgetragen wird. Dennoch solle der Dialog mit den Verbänden gesucht werden, auch in den nationalen Ligen möchten die Klubs allesamt bleiben. Die Uefa reagierte darauf aber erwartbar gereizt: Ihr Präsident Aleksander Ceferin drohte Klubs und Spielern damit, aus Wettbewerben der Uefa schnellstmöglich ausgeschlossen zu werden und attackierte die Gründer der Super League: "Offenbar ist ihre Gier so stark, dass ihnen alle Werte abgegangen sind". © RICHARD JUILLIART, AFP

Die Fifa hatte erst im Januar 2021 damit gedroht, Spieler, die an einer Super League teilnehmen werden, für die WM 2022 in Katar zu sperren. Im letzten Statement von Fifa-Präsident Gianni Infantino war davon aber nichts mehr zu hören. Tatsächlich war die Fifa nun in der komfortablen Position, keine Angst vor der Super League haben zu müssen. Die Teilnehmer wollten weiterhin in ihren nationalen Ligen spielen und auch die aufgestockte Klub-WM, die von der Fifa ausgetragen wird, stand vorerst nicht zur Debatte. Ob sich die Fifa überhaupt hätte leisten können, bei der hochumstrittenen WM im Wüstenstaat auf Spieler wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Heung-min Son zu verzichten, ist ebenso fraglich wie die juristische Legitimation solcher Sperren.
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Die Kooperation mit der Fifa

Die Fifa hatte erst im Januar 2021 damit gedroht, Spieler, die an einer Super League teilnehmen werden, für die WM 2022 in Katar zu sperren. Im letzten Statement von Fifa-Präsident Gianni Infantino war davon aber nichts mehr zu hören. Tatsächlich war die Fifa nun in der komfortablen Position, keine Angst vor der Super League haben zu müssen. Die Teilnehmer wollten weiterhin in ihren nationalen Ligen spielen und auch die aufgestockte Klub-WM, die von der Fifa ausgetragen wird, stand vorerst nicht zur Debatte. Ob sich die Fifa überhaupt hätte leisten können, bei der hochumstrittenen WM im Wüstenstaat auf Spieler wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Heung-min Son zu verzichten, ist ebenso fraglich wie die juristische Legitimation solcher Sperren. © RICHARD JUILLIART, AFP

Um 3,5 Milliarden Euro geht es ganz konkret, die unter den 15 Gründungsmitgliedern aufgeteilt werden sollten. Die Abtrünnigen aus der Super League betonten, den Fußball mit dem Alleingang auf stabilere Füße stellen zu wollen. Wichtigster Investor für die Super League wäre allerdings JP Morgan gewesen - alle Einnahmen, die die Gründungsmitglieder zunächst für ihre Teilnahme bekommen, bedeuten also weitere Schulden. Nur diesmal nicht für die Klubs selbst, sondern für deren Konstrukt Super League, was in den Bilanzen deutlich angenehmer aussieht. Und schnelles Geld ist es, was einige der Gründungsmitglieder dringend brauchen. Den FC Barcelona zum Beispiel quälen über eine Milliarde Euro Schulden, auch Inter Mailand oder Juventus Turin stehen vor einem immer größer werdenden Schuldenberg. Die große Hoffnung der Gründungsmitglieder: Ohne die Uefa kommt mehr Geld bei den Klubs an, eine Vermarktung der Liga könnte individueller erfolgen.
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Die Finanzierung

Um 3,5 Milliarden Euro geht es ganz konkret, die unter den 15 Gründungsmitgliedern aufgeteilt werden sollten. Die Abtrünnigen aus der Super League betonten, den Fußball mit dem Alleingang auf stabilere Füße stellen zu wollen. Wichtigster Investor für die Super League wäre allerdings JP Morgan gewesen - alle Einnahmen, die die Gründungsmitglieder zunächst für ihre Teilnahme bekommen, bedeuten also weitere Schulden. Nur diesmal nicht für die Klubs selbst, sondern für deren Konstrukt Super League, was in den Bilanzen deutlich angenehmer aussieht. Und schnelles Geld ist es, was einige der Gründungsmitglieder dringend brauchen. Den FC Barcelona zum Beispiel quälen über eine Milliarde Euro Schulden, auch Inter Mailand oder Juventus Turin stehen vor einem immer größer werdenden Schuldenberg. Die große Hoffnung der Gründungsmitglieder: Ohne die Uefa kommt mehr Geld bei den Klubs an, eine Vermarktung der Liga könnte individueller erfolgen. © MARCO BERTORELLO, AFP

Ebenfalls auffällig: Vier der Gründungsmitglieder werden von US-Investoren geführt. Die AC Mailand, der FC Arsenal, der FC Liverpool und Manchester United sind allesamt in US-Hand. Und die blicken natürlich auch auf den nordamerikanischen Markt, wo sich mit der NFL (American Football), der NHL (Eishockey), der NBA (Basketball) und der MLB (Baseball) bereits der Super League sehr ähnliche Konstrukte größter Beliebtheit erfreuen. In all diesen Sportarten gelten die nordamerikanischen Ligen als die mit großem Abstand wichtigsten und sportlich attraktivsten Ligen der Welt.
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Die Amerikanisierung des Fußballs

Ebenfalls auffällig: Vier der Gründungsmitglieder werden von US-Investoren geführt. Die AC Mailand, der FC Arsenal, der FC Liverpool und Manchester United sind allesamt in US-Hand. Und die blicken natürlich auch auf den nordamerikanischen Markt, wo sich mit der NFL (American Football), der NHL (Eishockey), der NBA (Basketball) und der MLB (Baseball) bereits der Super League sehr ähnliche Konstrukte größter Beliebtheit erfreuen. In all diesen Sportarten gelten die nordamerikanischen Ligen als die mit großem Abstand wichtigsten und sportlich attraktivsten Ligen der Welt. © TOLGA AKMEN, AFP

In ihrer Pressemitteilung sprachen die Gründungsmitglieder immer wieder davon, auch Solidaritätszahlungen leisten zu wollen, um den Fußball auch außerhalb der Super League zu fördern. Konkret sollte es dabei um etwa 10 Milliarden Euro gehen, die über die ersten 23 Jahre verteilt werden sollten. Das liegt deutlich über dem, was die Uefa derzeit an Klubs ausschüttet, die nicht an ihren internationalen Wettbewerben teilnehmen - wirkt im Vergleich zu den 3,5 Milliarden, die die Gründungsmitglieder nur für ihre Zusage erhalten sollten, aber wiederum niedrig.  
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Die Solidarität

In ihrer Pressemitteilung sprachen die Gründungsmitglieder immer wieder davon, auch Solidaritätszahlungen leisten zu wollen, um den Fußball auch außerhalb der Super League zu fördern. Konkret sollte es dabei um etwa 10 Milliarden Euro gehen, die über die ersten 23 Jahre verteilt werden sollten. Das liegt deutlich über dem, was die Uefa derzeit an Klubs ausschüttet, die nicht an ihren internationalen Wettbewerben teilnehmen - wirkt im Vergleich zu den 3,5 Milliarden, die die Gründungsmitglieder nur für ihre Zusage erhalten sollten, aber wiederum niedrig.
  © PAUL ELLIS, AFP

Nachdem die Super League für die Männer angelaufen wäre, wollte die Liga auch einen entsprechenden Wettbewerb für Frauen einrichten. Das liegt nahe, schließlich gehören die jeweiligen Teams vom FC Barcelona, Manchester City oder Chelsea zu den besten im Frauenfußball. Inwiefern dort allerdings die Finanzierung geregelt sein sollte und in welchen Größenordnungen sich die Förderung des Frauenfußballs bewegt, ließen die Klubs offen.
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Die Förderung des Frauenfußballs

Nachdem die Super League für die Männer angelaufen wäre, wollte die Liga auch einen entsprechenden Wettbewerb für Frauen einrichten. Das liegt nahe, schließlich gehören die jeweiligen Teams vom FC Barcelona, Manchester City oder Chelsea zu den besten im Frauenfußball. Inwiefern dort allerdings die Finanzierung geregelt sein sollte und in welchen Größenordnungen sich die Förderung des Frauenfußballs bewegt, ließen die Klubs offen. © JEFF PACHOUD, AFP

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