Mehrkämpfer Christoph Lange bereitet sich auf die DM vor

5.8.2020, 16:58 Uhr
Ein Sprung reicht zum Titel: Christoph Lange gewinnt die Mittelfränkische Meisterschaft im Stabhochsprung.

© Harald Sippel Ein Sprung reicht zum Titel: Christoph Lange gewinnt die Mittelfränkische Meisterschaft im Stabhochsprung.

Geduld ist gefragt. Wieder einmal. Während auf dem Sportplatz der TS Herzogenaurach die Mittelfränkische Stabhochsprung-Meisterschaft stattfindet, während die Athleten im Minutentakt Höhen meistern oder reißen, sticht ein Stück weit entfernt auf der Wiese ein Mann in einem orangenen Trainingsshirt hervor. Ein paar Dehnübungen. Ein paar Sprints. Ein paar prüfende Blicke auf den eigenen Stab. Aber Christoph Lange muss noch warten. Denn bis die Höhe erreicht ist, bei der er selbst endlich in diesen Wettkampf eingreifen will, werden alle anderen Stabhochspringer bereits gescheitert sein.

In der Corona-Hochphase war Training nur zu Hause möglich

Geduld war schon einmal gefragt. Während der Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Hochphase, als sich das Training von der Leichtathletik-Anlage auf den heimischen Fußboden und die Wiesen vor Ort verlagern musste. "Die Saisonvorbereitung war natürlich anders", sagt Lange. "Ich habe schnell gemerkt, dass die intensiven Belastungen fehlen." Da kommt die erste größere Herzogenauracher Sportveranstaltung dieser Saison gerade richtig.

Rhythmisches Klatschen. Anweisungen nach den Sprüngen. Und mittendrin die Athleten, ausgestattet mit einem Stab und dem Ziel, jedes Mal noch ein bisschen höher zu steigen. Ein Stück Normalität, die den Amateursport langsam wieder zurückerobert. "Die Organisation des Wettkampfs war aufgrund der Richtlinien zwar komplizierter als sonst", sagt Trainer Peter Müller. Immerhin müssen potenzielle Infektionsketten im Nachhinein rückverfolgbar sein. "Aber da wir hier nur eine Disziplin anbieten, funktioniert das alles noch recht entspannt."

Auch das Training ist inzwischen vollumfänglich möglich. Für die Athleten, die Müller betreut, ist der Tag somit auch eine Gelegenheit, sich verlorene Wettkampfspannung zurückzuholen. Gerade weil sie keine Spezialisten, sondern Mehrkämpfer sind. Auch Christoph Lange ist einer.

"Vom Fitnesslevel her bin ich noch nicht so weit"

Wie viele Leichtathleten setzt er sich in jeder Saison einen Höhepunkt. Das eine Event, das über allen anderen thront, auf das alle Mühen zulaufen sollen. Mit jedem Wettkampf nähert sich der Höhepunkt. Und je näher er kommt, desto weiter sollen Körper und Geist in Richtung Limit marschieren. "Eigentlich sind alle Wettbewerbe, die ab Mai stattfinden, nur eine Art Übergang", sagt Lange, "eine Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft." Eigentlich. Denn Corona hat den Übergang wegbrechen lassen. Die Zeit läuft davon.

In drei Wochen finden die Deutschen Mehrkampf-Meisterschaft statt. In drei Wochen will Lange seinen langen Anlauf festigen, sich an die harten Stäbe gewöhnen und seine Bestleistung bringen können. Die Vorbereitung, sonst monatelang, muss er plötzlich in wenige Wochen pressen. "Technisch läuft im Training alles gut. Aber vom Fitnesslevel her bin ich noch nicht so weit."

Wie viele Mehrkämpfer hat Lange seine Lieblingsdisziplin. Bei ihm: Stabhochsprung. In diesem Individualsport manifestiert sich ein paradox daherkommendes Prinzip der Gegenseitigkeit. Ein Geben und Nehmen der anderen Art. "Je mehr du dem Stab gibst, desto mehr gibt dir der Stab auch zurück", erklärt Lange. "Je besser du bist, desto mehr katapultiert dich der Stab heraus, desto höher fliegst du."

Die Einstiegshöhe von 4,40 Meter ist kein Problem

Endlich ist es soweit. Lange macht sich bereit. Während kein anderer Teilnehmer die 4,40 Meter knacken kann, hat er hier seine Einstiegshöhe festgelegt. Stab hoch, kurzer Schritt nach hinten und dann Vollgas voraus. Bereits im ersten Versuch überspringt er die Höhe. Manche Siege sind eben nur eine Sache von Sekunden. Bis 4,70 Meter kommt er schließlich, das ist sein heutiges Limit.

"Die Sprünge selbst waren rund", sagt er am Ende. "Die Umsetzung unter dem Druck und der Spannung eines Wettkampfes fehlt aber noch." In der Vorbereitung will er nun viel in Trainingsblöcke investieren. 7000 Punkte hat er sich zum Ziel gesetzt. Normalerweise reicht das für ein Top-Acht-Ergebnis. Da aber viele internationale Events ausfallen, dürfte das Niveau auf der Deutschen Meisterschaft in diesem Jahr deutlich höher sein. Wo sich Christoph Lange in diesem Feld einreihen wird, kann er selbst nicht einschätzen. Geduld wird gefragt sein. Wieder einmal.

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