Messi als "Säule": Koeman soll Barca wieder aufbauen

19.8.2020, 15:55 Uhr
Es ist fix - Barça holt Ronald Koeman als Nachfolger von Quique Setién auf dem Trainerposten. Der Niederländer war vorher Nationaltrainer in seinem Heimatland.

© SERGEI GAPON, AFP Es ist fix - Barça holt Ronald Koeman als Nachfolger von Quique Setién auf dem Trainerposten. Der Niederländer war vorher Nationaltrainer in seinem Heimatland.

Der FC Barcelona setzt in der Krise auf eine Klub-Legende: Mit der Verpflichtung des Niederländers Ronald Koeman als neuen Trainer wird im Verein von Weltfußballer Lionel Messi und Nationaltorwart Marc-André ter Stegen nur fünf Tage nach dem 2:8-Debakel gegen den FC Bayern der Umbruch total eingeleitet. Der 57 Jahre alte bisherige Nationaltrainer der Oranje komme als "Retter" und vor allem als "Aufräumer", schrieben spanische Medien. Viele "heilige Kühe" im prominent besetzten Kader der Katalanen seien in Gefahr, stellte die katalanische Zeitung El Periódico fest.

"Barcelona ist mein Traumklub"

Koeman wird als "Held von Wembley" verehrt: Mit seinem Freistoßtor aus 25 Metern zum 1:0-Sieg im Finale gegen Sampdoria Genua in London ermöglichte er den ersten Königsklassen-Titel der Katalanen. Nun unterschreibt er für zwei Jahre. Auf der Homepage des niederländischen Verbandes KNVB wurde er am Mittwoch mit den Worten zitiert: "Jeder weiß, dass Barcelona mein Traumklub ist. Es fühlt sich für mich ganz besonders an, dort Trainer werden zu können."

Motiviert ist er, und ein Haus hat Koeman in Barcelona schon seit Jahren. Doch das alles wird die Aufgabe im neuen Job nicht leichter machen. Ein enger Freund, der Bulgare Christo Stoitschkow, Kollege von Koeman im Barça-Wunderteam der ersten Hälfte der 1990er Jahre, warnte im Gespräch mit dem Fachblatt Mundo Deportivo: "Hoffentlich wird Ronald nicht verheizt."


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Für den Umbruch hat der Nachfolger des nach nur sieben Monaten geschassten Quique Setién Rückendeckung von Boss Josep Bartomeu. El Presidente sagte am Dienstag im TV-Sender des Klubs deutlich: "Es gibt legendäre Spieler, die mit Ehren gehen müssen." Er nannte nur sieben Spieler, die man nicht ziehen lassen wolle: Neben Messi und ter Stegen sind das Frenkie de Jong, Ousmane Dembélé, Antoine Griezmann, Nelson Semedo und Clément Lenglet. Große Namen wie Jordi Alba, Sergi Busquets, Luis Suárez und Kapitän Gerard Piqué, der nach dem 2:8 seinen Abgang angeboten hatte, blieben unerwähnt. Auch Sergi Roberto, Arturo Vidal, Ivan Rakitic und Samuel Umtiti stehen neben anderen auf der Verkaufsliste.


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Medienberichte, Messi wolle den Verein nach zwanzig Jahren verlassen, wies Bartomeu entschieden zurück. Der 33-jährige Argentinier, dessen Vertrag nur noch ein Jahr läuft, werde bleiben, versicherte Bartomeu. Das sei auch der Wunsch des neuen Trainers. "Koeman hat uns gesagt, dass Messi die Säule seines Projekts ist." Bartomeu räumte ein: "Messi ist enttäuscht, wie wir alle, aber er hat einen Vertrag bis 2021. Die Zeit der Trauer ist nun vorbei."

Ein Umbruch muss her

Was wird nun aber am Camp Nou passieren? Viel Zeit hat Koeman nicht, denn die Primera División soll schon am 12. September in die neue Saison starten. Verstärkungen sind dringend nötig, aber Geld ist in Pandemie-Zeiten auch am Fuße des Tibidabo nicht in Überfluss vorhanden. Bartomeu räumte jetzt ein, dass der Klub die Kosten für die Gehälter auf jeden Fall senken müsse. Laut Medien will Koeman unbedingt seinen Landsmann Donny Van de Beek von Ajax holen, einen jungen (23), laufstarken und torgefährlichen Mittelfeldmann.

Barça hat außerdem seit vielen Monaten Stürmer Lautaro Martínez von Europa-League-Finalist Inter Mailand im Blick. Eine Rückkehr von Superstar Neymar, mit dem Barcelona 2015 letztmals die Champions League gewann und der nun nach dem 3:0 über RB Leipzig mit Paris SG wieder im Königsklassenfinale steht, schließt Bartomeu indes aus. "Der Deal ist unmöglich." Die Scheichs aus Katar, die in Paris das Sagen haben, würden den Brasilianer "unter keinen Umständen verkaufen."

Wer alles zu Koemans Trainerstab gehört, war zunächst noch offen. Zuletzt war spekuliert worden, ob der frühere Hoffenheimer Alfred Schreuder oder der Schwede Henrik Larsson an seiner Seite arbeiten werden.


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Koeman war der Wunschkandidat von Bartomeu. "Er kennt die Philosophie des Klubs sehr gut und er glaubt an den Stil von Barça." Eine Rolle hat sicher gespielt, dass Barcelona am Camp Nou schon seit den 1970er Jahren mit niederländischen Trainern wie Rinus Michels, Johan Cruyff, Louis van Gaal und Frank Rijkaard beste Erfahrungen gemacht hat. Die fünf Millionen Euro, die Medienberichten zufolge an den niederländischen Verband zur Auflösung des Vertrages von Koeman überwiesen werden müssen, "werden Peanuts sein, wenn sich die Tradition fortsetzt", sagte ein Kommentator.

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