Mike Frantz: Pure Begeisterung für Fußball

25.10.2010, 22:57 Uhr
Mike Frantz: Pure Begeisterung für Fußball

© Sportfoto Zink

Und schon wieder hatte es Dieter Hecking getan. Dabei hatte sich der Trainer des 1.FC Nürnberg, wie er flugs erklärte, eigentlich „vorgenommen, die Spieler nicht zu sehr zu loben“, aber dann war’s passiert – auf die Frage nach Mike Frantz. Vermutlich verzieh sich Hecking den Ausrutscher aber sofort. „Im Moment macht es einfach Spaß, über meine Spieler zu sprechen“, sagte er.

Spaß – das sagt auch Mike Frantz; vom „Spaß, den es macht, in dieser Mannschaft zu spielen“, berichtete er am Samstag, als ihm wieder ein fulminanter Treffer gelungen war, das 2:1-Siegtor gegen den VfL Wolfsburg. Ein entschlossener Sprint in den Strafraum, ein Ballkontakt im richtigen Moment – und eine kurze Explosion der Gefühle; Mike Frantz, 24 Jahre alt, sieht in solchen Momenten immer so aus, als würde er gleich vor Glück platzen. Der ganze Kerl ein Paket voller Begeisterung.

„Einer von uns“

Das, sagt Hecking, ist die Spielweise von Mike Frantz, der Trainer packt es in einen sehr schönen Satz: „Er lebt von der Begeisterung, sich auf dem Platz bewegen zu dürfen“; und wenn Mike Frantz dann so schön jubelt, wird alles eins – die Spieler unten und die Fans auf den Rängen oben, der ganze Club.

„Einen von uns“ hat ihn Udo Rauh, Zeugwart und Busfahrer der FCN-Profis, einmal genannt, was als großes Kompliment zu verstehen war: Mike Frantz, der Junge aus dem Volk, ein lebender Gegenentwurf zum ohnehin reichlich abgegriffenen Klischee von den Wohlstandsjünglingen. Davon ist dieser nette, umgängliche junge Mann tatsächlich weit entfernt. Frantz war 15, als er Maler und Lackierer lernte, früh um sechs rackerte er auf Baustellen. Dass er die Energie aufbrachte, nebenher Fußball und – sogar sehr erfolgreich – noch Tischtennis zu spielen, hatte auch viel mit der Lust daran zu tun. Frantz braucht diese Leidenschaft, „sein Herz“, wie Hecking sagt. Als es zu Beginn dieser Saison nicht nach Wunsch lief für ihn, habe er „zu wenig auf sein Herz gehört“, meinte Hecking damals; „da hat Mike gegrübelt, zu viel mit dem Kopf gespielt, vielleicht einfach auch zu viel gewollt“, wie sein Trainer heute sagt.

Frantz empfindet es als ein großes Glück, Fußballprofi zu sein, deswegen arbeitet er hart dafür, sich dieses Privileg immer wieder neu zu verdienen. Torgefährlicher werden, das hatte er sich zum Beispiel vorgenommen, nachdem er sich in seinem ersten Bundesliga-Jahr zu Beginn der Rückrunde einen Stammplatz erkämpft hatte. Am 27. März in Bremen erzielte er sein Bundesliga-Premierentor, das 2:1 gegen Wolfsburg war nun schon Treffer Nummer fünf, und längst ist er wieder unentbehrlich für seine Mannschaft.

Im Waldstadion Kaiserlinde

Es ist der passende Zeitpunkt für ein „Heimspiel“, wie es Mike Frantz nennt. In der zweiten DFB-Pokalrunde tritt Nürnberg morgen im Waldstadion Kaiserlinde beim Regionalligisten SV 07 Elversberg an – im Saarland, wo Frantz aufgewachsen ist und für die Ex-Bundesligisten Borussia Neunkirchen und den 1.FC Saarbrücken gespielt hat, ehe er im Juli 2008 nach Nürnberg kam.

„Es ist das erste Mal seitdem, dass ich in Heimatnähe spiele“, erzählt er, „das Stadion wird ziemlich voll sein mit Familie, Verwandten und Freunden von mir, die haben sich alle schon angesagt und Karten bei mir bestellt.“ Mike Frantz will sie nicht enttäuschen. „Wir müssen und werden gewinnen“, sagt er. Exakt so formuliert es auch sein Trainer, und Frantz dürfe sich dabei „in der Heimat richtig austoben“, sagte Hecking – bevor es ihm eben doch so herausrutschte: „Solche Spieler braucht der Club.“