Mit dem Kleeblatt verheiratet: Schröck will nach Hause

14.11.2016, 06:44 Uhr
Kleiner Kämpfer: Stephan Schröck will wieder für Fürth spielen.

© Foto: Sportfoto Zink Kleiner Kämpfer: Stephan Schröck will wieder für Fürth spielen.

Es ist kurz vor zwei Uhr nachts, als Stephan Schröck den Anruf entgegennimmt. Philippinischer Zeit wohlgemerkt. Der kleine Wirbelwind in Diensten der SpVgg Greuther Fürth jagt seit knapp einem Jahr etwa zehntausend Kilometer entfernt dem Ball hinterher. Der Inselstaat in Südostasien ist die Heimat seiner Mutter und zugleich sein sportliches Exil. Ob es demnächst ein Wiedersehen beim Kleeblatt gibt, ist eine der spannendsten Fragen in den Planungen des fränkischen Fußball-Zweitligisten.

Seinen bislang letzten Einsatz für die Spielvereinigung hatte Schröck am 19. Dezember vorigen Jahres beim 1:2 gegen RB Leipzig. Es war kein besonders gutes Spiel von ihm, sagt er selbst. Die Erinnerung daran ist noch hellwach. So, als wäre es erst gestern gewesen. Dieses Datum markiert schließlich einen einschneidenden Punkt in seinem Leben. Als Mensch und als Fußballer. Dieses Zusammenspiel wird er im Gespräch noch häufiger betonen.

"Anderer Leute Meinung muss nicht meine Realität werden"

Schröck ist kein Profi von der Stange, keiner der in der Branche weit verbreiteten Phrasendrescher, die in Nachwuchsleistungszentren ausgebildet und dann zu stromlinienförmigen Ja-Sagern in Medien-Benimmkursen gedrillt werden. Der gebürtige Schweinfurter hat sich hochgearbeitet. Nach Fürth kam er in der C-Jugend, als 15-jähriger Teenie mit allerhand Flausen im Kopf. Aber auch mit dem unbändigen Willen, es all denjenigen zu zeigen, die ihm keine große Zukunft zugetraut hatten. "Anderer Leute Meinung muss nicht meine Realität werden. Wenn es danach ginge, wäre ich nie Profi geworden", sagt er jetzt und schlägt damit den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart.

Seit diesem Tag im Dezember vorigen Jahres ist vieles nicht mehr so wie es vorher war. Es sollte im Rückblick der letzte Versuch gewesen sein, sich als Flügelflitzer in der Offensive in Fürth beweisen zu dürfen. Auch wenn das keiner der Verantwortlichen so klar artikulieren mag, wurde Schröck nicht nur wegen mangelnder Perspektive ausgemustert und verliehen.

Im Januar heuerte er beim FC Ceres La Salle an, dem damals amtierenden Meister der Philippinen. Auf der anderen Seite der Erdhalbkugel, da war Fürth und die negative Entwicklung des einstigen Publikumslieblings weit weg. 2013 wurde er dort zum Fußballer des Jahres gewählt, mit ihm feierte die Nationalmannschaft eine Renaissance. "Azkals" wird das Team im Volksmund genannt, Straßenköter. Und was könnte besser zu dem Jungen aus Unterfranken passen, der in kleinen Verhältnissen aufwuchs und vielen Widrigkeiten trotzte.

Erfolgreiche Zeit auf den Philippinen

Auf den Philippinen war Schröck Entwicklungshelfer – auch wenn er das so nie von sich selbst behaupten würde. Dazu hat er zu viel Respekt vor den Mitspielern und den landestypischen Gegebenheiten mit tropischer Hitze und nicht immer professionellen Bedingungen. Schröck war beim FC Ceres aber auch Gejagter, weil jeder den Profi aus der Bundesliga "auseinandernehmen wollte".

Darauf reagierte der einstige Filou, der in jungen Jahren schon mal gerne um die Häuser zog. Ein Tourist wollte er auf den Philippinen nicht sein. "Ich hab’ hier nicht zehn Monate lang Jojo gemacht", sagt der seit August 30-Jährige: "Das war intensiver als in Deutschland. Ich hab trainiert wie ein Geisteskranker."

In 46 Spielen in vier verschiedenen Wettbewerben hat er 29 Tore geschossen, neben beinahe genau so vielen Vorlagen. Nun will er mit den "Azkals" im Dezember die Südostasienmeisterschaft gewinnen. An Weihnachten ist er wieder bei der Familie, im März erwartet seine Frau das zweite Kind. Da würde er am liebsten wieder im Kleeblatt-Trikot auflaufen. Er vermisst Fürth, "seine Frau", wie er den Verein liebevoll nennt. Er vermisst die Fans. "Ey Schröggler, was worner lous", imitiert er das fränkische Idiom. Es ist ein stummer Schrei nach Liebe, der aber womöglich nicht erwidert wird.

Die Tür scheint zu für ihn, obwohl sein Vertrag noch bis Juni 2018 läuft. Offen aussprechen mag das niemand. Er selbst schon gar nicht. Doch die Hoffnung auf eine Rückkehr lebt. "Ich gehe davon aus, dass ich ab Januar wieder dabei bin", sagt er kämpferisch: "Ich muss nur wissen, wann der Laktakttest stattfindet – dann ziehe ich die Maske auf und renne."

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