Mosindi ist plötzlich doch noch wichtig für den HCE

29.3.2021, 06:32 Uhr
Fokussiert bleiben, der Mannschaft helfen: Daniel Mosindi sammelt doch noch Spielpraxis in Erlangen.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Fokussiert bleiben, der Mannschaft helfen: Daniel Mosindi sammelt doch noch Spielpraxis in Erlangen.

In die Sprachschule kann Daniel Mosindi ohnehin nicht mehr gehen, seit ein kleines Virus die Welt erobert hat. Dürfte er noch gehen, würde er jetzt aber wahrscheinlich nicht mehr den Deutsch-Kurs belegen, sondern den für Französisch. Im Sommer wechselt der Erlanger Rückraumspieler nach Frankreich zum Klub Saran Loiret. In seiner Freizeit versucht er sich gerade schon mal die Grundlagen der französischen Sprache anzueignen. "Die Wörter richtig zu betonen, ist viel schwerer als im Deutschen“, sagt Mosindi in einer Mischung aus Englisch und Deutsch.

Vor zwei Jahren hat sich der israelische Nationalspieler in seiner Heimat aufgemacht, um zu schauen, wie weit er es bringen kann in der Handball-Welt. Der HC Erlangen holte ihn nach Deutschland, wenn auch zunächst vor allem für seine zweite Mannschaft. Immer wieder deutete er seitdem an, dass er auch der ersten Mannschaft eine Hilfe sein könnte, dauerhaft hatte aber kein Trainer Verwendung für ihn, deshalb also: ein neuer Verein, eine neue Sprache. Als Profi muss man anpassungsfähig bleiben. "Niemand kann dir die Zukunft voraussagen", sagt Mosindi.

Einfach Spaß haben

Die Gegenwart ist immer noch der HC Erlangen und weil am Samstag gegen den Bergischen HC mit Sime Ivic und Antonio Metzner gleich beide Stammkräfte aus dem rechten Rückraum ausfielen, musste Trainer Michael Haaß mal wieder seine Anpassungsfähigkeit beweisen und Mosindi aufbieten. Der erste Treffer des Abends gehörte dann nach einer schönen Körpertäuschung prompt ihm, später ließ Mosindi noch zwei weitere Tore folgen, allerdings genügte das nicht, um die 20:25-Niederlage zu verhindern.

Sehr überraschend sei das für ihn gekommen, sagt der 20-Jährige, der sich beim HCE nicht hat durchsetzen können und jetzt plötzlich doch noch einmal richtig wichtig ist. Mit der Mannschaft trainiert er schon lange, die Taktik, die Abläufe, all das ist nicht neu für ihn, aber die Verantwortung ist jetzt natürlich eine andere. Wobei er darüber gar nicht so viel nachdenken will und auch gar nicht soll. "Probiere nicht irgendetwas Verrücktes, sondern versuche einfach Spaß zu haben", hat ihm sein Trainer vor der Partie gesagt.

Ivic und Metzner fehlen spürbar

Spaß hatte Mosindi dann, aber aus nachvollziehbaren Gründen kann er nicht so aus dem Stand die Kreativität eines Sime Ivic oder die Robustheit eines Antonio Metzner ersetzen. "Die beiden sind pro Spiel immer für ein paar Tore gut, die so nur die beiden machen. Das fehlt natürlich schon", stellte Haaß am späten Samstagabend fest, wollte das aber nicht als Kritik an Mosindi verstanden wissen: "Er darf ruhig noch mutiger sein, aber er hat das ordentlich gemacht. Aber wir werden nicht unser ganzes Glück auf ihm aufbauen."

Zumindest auf seiner Position müssen sie das vorerst vielleicht aber, denn noch ist nicht abzuschätzen, wann Ivic und Metzner zurückkehren. Möglicherweise schon am Donnerstag in Leipzig, möglicherweise aber auch erst später.

"Völlig richtige Entscheidung"

Mosindi will sich darüber keine Gedanken machen. "Es geht darum fokussiert zu bleiben, um der Mannschaft zu helfen", sagt er. Die Einsatzzeit, mit der er nicht mehr gerechnet hat, will er nutzen, um sich weiter zu verbessern und Spielpraxis auf höchstem Niveau zu sammeln.

In Frankreich wird das nicht möglich sein, auch wenn die Chancen gut stehen, dass sein neuer Verein in dieser Saison in die erste Liga aufsteigt. "In meinem Alter ist Spielzeit das Wichtigste", glaubt Mosindi – Spielzeit, die sie ihm in Erlangen nicht bieten konnten. Was nicht heißt, dass er die vergangenen beiden Jahre als verlorene Jahre betrachtet: "Es war die völlig richtige Entscheidung", sagt er: "Der Unterschied im Vergleich zu Israel ist riesig. Ich bin viel besser geworden in dieser Zeit."

Möglicherweise darf er das sogar noch ein paar Mal im Trikot des HCE zeigen.

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