Normalbetrieb am Sonntag
Entspannung nach dem Crash-Chaos: Geburtstagskind beschenkt sich am Norisring
3.7.2022, 14:40 UhrDer Vortag war ein äußert verlustreicher gewesen. Dass es im kaum vorhandenen Schatten der Steintribüne heiß hergehen würde auf dem einzigen Stadtkurs der DTM, war klar. Angedeutet im erstmals zweigeteilten Qualifying hatte sich das Nürnberger Unfall-Chaos indes nicht. Audi-Pilot Kelvin van der Linde, der im Saisonfinale 2021 nicht nur sich, sondern auch Liam Lawson mit einem wenig meisterlichen Manöver in Kurve eins aller Titelchancen beraubt hatte, wurde von der Pole Position startend jedoch rasch an die Kalamitäten in der Grundig-Kehre erinnert.
Raus in der ersten Kurve
Nachdem sich der Österreicher Thomas Preining, der das erste Rennen der Zugpferdserie als Zweiter in Angriff nahm, dort verbremst hatte, begann das Crash-Festival. Arjun Mainis Mercedes wurde im Massenverkehr umgedreht, in den Rückstau zahlreiche Autos geschoben. Lokalmatador Marco Wittmann saß in einem. Das Rennen für den Norisringsieger von 2018 war vorbei. Von den 27 Boliden, die sich auf den Weg in die erste Kurve gemacht hatten, waren nach dieser bereits sieben demoliert und aus dem Wettbewerb.
Einem Schrottplatz sollte der Norisring am Samstag auch fortan gleichen. Verkleidungen hingen weg, Aufhängungen brachen, Carbonteile säumten immer wieder die Strecke. Nach der ersten Safety-Car-Phase ging es zumindest zeitweise disziplinierter zu. Preining war wie auch bei der Zieleinfahrt alsbald in Führung. Für Porsche, das in dieser Saison beim Deutschen Tourenwagen Masters debütiert, bedeutete der Maximalerfolg des bereits im Training und in der Quali starken Linzers den ersten Sieg. "Das ist ein Hammertag", resümierte der 23-Jährige wenig später wenig überraschend.
Neben der bei den Re-Starts erforderlichen Power auf den Geraden erklärte sich der Erfolg auch mit dem kurzen Radstand, der Porsche besonders in den Spitzkehren half. Bevor Preinings Coup jedoch amtlich war, schepperte es allerdings noch einige Male im immer kleiner werdenden Fahrerfeld. Lamborghini-Pilot Mirko Bortolotti, der wild durch das Feld holzte, tat sich als vor dem Wochenende Zweiter der Fahrerwertung dabei unrühmlich hervor. Und hatte seinen Anteil daran, dass am Ende nur elf statt 27 Autos das Ziel erreichten.
Eine arbeitsreiche Nachtschicht für die Mechaniker, einen Schaden von 3,5 Millionen Euro und einen erheblichen Anpfiff von der Rennleitung in Sachen erwünschter Unfallvermeidung später begrüßte der Rennsonntag die insgesamt rund 70.000 Zuschauer erneut bei Kaiserwetter. Nur noch 25 Fahrer, für Esteban Muth und Franck Perera war die Reparaturzeit zwischen den Rennen trotz arbeitsreicher Nachtschicht zu kurz gewesen, bewarben sich erneut um Punkte. Ferrari-Pilot Felipe Fraga schnappte sich an seinem Geburtstag die Pole. Von Startposition drei, hinter Boliden-Peiniger Bortolotti, ging ein sichtlich verbesserter und spürbar erleichterter Marco Wittmann in sein nächstes Heimrennen.
Beinahe zurückhaltend
Deutlich besser gelang den Piloten auch der Einstieg in den Rennsonntag. Zivilisiert und beinahe zurückhaltend im Positionskampf, was dem sportlichen Wettstreit keinen Abbruch tat, behaupteten die ersten Drei der Startaufstellung ihre Plätze. Bei 53 Grad Asphalttemperatur schieden in der Frühphase des Rennens lediglich Mikael Grenier, David Schumacher und Ricardo Feller aus. Während Vortagessieger Preining immer weiter zurückfiel, blieben die Top Drei auch über die 30-Minuten-Frist vorne. Man wartete auf einen Angriff. Doch das Vorderfeld hatte sich sortiert, allenfalls schlechte Boxenstopps wirbelten es noch ein bisschen durcheinander. Wittmann verlor Platz drei so an René Rast und damit auch seinen Podiumsplatz. Fraga, das Geburtstagskind aus Brasilien, fuhr clever seinem Sieg entgegen. Und setzte sich in Nürnberg selbst die Kirsche auf die Torte.
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