Münchner Machtdemonstration: Bayern zerlegt den BVB

6.4.2019, 20:18 Uhr
Die Roten obenauf: Mit 5:0 fertigte der FCB den BVB ab - und grüßt wieder von der Tabellenspitze.

© Sina Schuldt/dpa Die Roten obenauf: Mit 5:0 fertigte der FCB den BVB ab - und grüßt wieder von der Tabellenspitze.

"Nicht ganz Deutschland, nicht ganz Europa, nein die ganze Welt" werde an diesem Abend auf die Arena in Fröttmaning schauen, tönte der Stadionsprecher bereits eine Stunde vor der ersten Ballbewegung, was möglicherweise ein bisschen übertrieben gewesen sein können. Mit Bayern München und Borussia Dortmund trafen am Samstagabend schließlich nur zwei ehemalige Champions-League-Teilnehmer aufeinander, allerdings Anfang April und damit zu einem brisanten Zeitpunkt. 

Unmittelbar vor der Pause klang die Stimme aus dem Off schon etwas heiser, der Mann hatte bereits in der ersten Halbzeit viel zu tun. "Wir haben schon wieder einen neuen Spielstand", schwärmte er in sein Mikrofon nach dem 4:0 durch Gnabry, zuvor hatten bereits Hummels (6.), Lewandowski (17.) und Martinez (40.) getroffen, es hätte schon zur Pause gut und gerne 7:1 oder 8:1 stehen können. 

Die als Tabellenführer und mit zwei Punkten Vorsprung angereisten Dortmunder hatten nicht viel zu melden und müssen sich jetzt wieder hinten anstellen; sieben Spieltage vor Schluss hat sich in den vergangenen Jahren schon des Öfteren abgezeichnet, in welcher Stadt ein paar Wochen später die berühmte Schale gen Himmel gestemmt werden könnte, so auch heuer, obwohl die Münchner nur mit hauchdünnen Vorsprung ganz oben stehen. 

Wer sie am Samstagabend gesehen hat, kann sich allerdings kaum vorstellen, dass da im Endspurt noch etwas schiefgehen könnte. In der aktuellen Verfassung sind die Münchner hierzulande wieder eine Klasse für sich und wohl nicht mehr zu stoppen – das weiß nach dem mitunter atemberaubenden Triumph im Spitzenspiel nicht nur Deutschland und Europa, sondern wahrscheinlich wirklich die ganze Welt. 

 

Das mediale Interesse am Gipfeltreffen ließ selbst regelmäßige Berichterstatter schlucken. Im Presseraum ging es vorab zu wie an der U-Bahn-Station Sendlinger Tor im frühmorgentlichen Berufsverkehr. Ein wenig gestaunt haben durften die über 200 Journalisten erstmals bei der Veröffentlichung der Aufstellungen; Münchens Trainer Kovac änderte seine Startformation im Vergleich zum phasenweise vogelwilden 5:4 im Pokal-Viertelfinale unter der Woche gegen Heidenheim gleich auf fünf Positionen, sein Dortmunder Kollege Favre überraschte vor allem mit einem Bankplatz für Götze, dafür stürmte Reus wieder. 

Die Südkurve ließ wenig Zweifel am Ausgang der Runde. "Es gibt nur einen Meister – FC Bayern heißt er", stand auf einem Transparent, die Gäste antworteten mit einer sehr ähnlichen Botschaft – dürften ihr Plakat aber wohl nicht mehr so schnell aufhängen. Bis auf Dahouds Pfostentreffer (6.) nach zügig vorgetragenem Konter wirkte die Borussia seltsam apathisch und im Defensivverbund besonders nach Flanken extrem hölzern und auch anfällig. 


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Hummels stieg in den ersten 45 Minuten gleich vier Mal zu einem Kopfball hoch, jeder für sich war eine ernsthafte Bedrohung für Bürki im Kasten, einer war sogar drin nach Eckstoß von Thiago. Wie aufgezogen düsten die Münchner übers Feld und störten früh, Lewandowski bereitete sich so gar sein 2:0 selber vor, als er Zagadou blockte und den abprallenden Ball Sekunden später per Seitfallzieher ins Netz drückte. 

Der arme Bürki, noch Dortmunds Bester, konnte einem fast leid tun, er hielt, was er halten konnte, beim 3:0 in der 40. Minute war er jedoch erneut ohne Chance. Martinez nahm von der Strafraumgrenze exakt Maß, rechts unten schlug es ein, drei Minuten später links unten – als Gnabry eine Müller-Hereingabe einköpfte. 

Der offenbar nur von einigen Metern Kinesiotape zusammengehaltene Zagadou bekam Favres Zorn bereits in der Kabine zu spüren und hatte deshalb Feierabend, in der Innenverteidigung durfte fortan Weigl sein Glück versuchen. Zu beneiden war er nicht um seine Mission beim Stand von 0:4, es ging nämlich erst mal so weiter, Lewandowski verpasste seinen 201. Bundesliga-Treffer grätschend bloß um ein paar Zentimeter (56.). 

Die BVB-Anhänger im Oberrang sangen trotzdem, was soll‘s, gegen diese Bayern kann man mal verlieren, wenn auch vielleicht nicht gleich so. Nach gut einer Stunde durfte auch Götze mithelfen bei der Schadensbegrenzung, womit die Dortmunder im zweiten Durchgang etwas weniger Mühe hatten gegen meist nur noch um Kontrolle bemühte Münchner; erneut Lewandowski fehlte zwölf Minuten vor Schluss ein wenig das Glück im Abschluss. Als Gnabry sich in der 89. Minute bis auf die Grundlinie durchtankte, musste der polnische Goalgetter nur noch den Fuß reinhalten. 5:0!

Gegen 20.20 Uhr Ortszeit hatte es die Borussia endlich überstanden – und werden auch die Fußball-Freunde in Neufundland und Papua-Neuguinea geahnt haben, dass der Deutscher Meister auch 2019 wieder Bayern München heißen dürfte. 

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