Neuer Trainer, neues Glück? Dovedan sucht nach seiner Form

18.11.2019, 16:15 Uhr
Voller Einsatz, wenig Ertrag: Nikola Dovedan (links) fremdelt noch mit dem Club.

© Foto: Wolfgang Zink Voller Einsatz, wenig Ertrag: Nikola Dovedan (links) fremdelt noch mit dem Club.

Als sich der Fußballspieler Nikola Dovedan im Sommer beim 1. FC Nürnberg vorstellen sollte, tat er das unter anderem mit diesem Satz: "Ich habe ein gutes Gespür für die freien Räume." Das sollte positiv klingen und tat es auch, ein Offensivspieler, der ein Gespür für die Räume hat — da denkt man in Fußball-Deutschland den Münchner Raumdeuter Thomas Müller immer gleich mit, auch wenn sich Dovedan, der für zwei Millionen Euro aus Heidenheim nach Nürnberg gewechselt war, wahrscheinlich nicht mit dem Weltmeister Müller vergleichen wollte.

Wobei: "Wer mich kennt, weiß, dass ich genug Selbstvertrauen habe." Das sagt Dovedan jetzt im zu Ende gehenden Herbst, der den 1. FC Nürnberg und auch Dovedan eine Krise durchleben lässt, Trainerwechsel inklusive. Am Tag vor der Entlassung von Damir Canadi blamierte sich der Club beim VfL Bochum und bewies Dovedan tatsächlich sein Gespür für freie Räume — dummerweise war er es selbst, der den Raum öffnete.

40 Minuten waren absolviert, als Bochum in Strafraumnähe einen Freistoß ausführen durfte. Um die Übung zu erschweren, baute der Club eine Abwehrmauer, die unter anderem aus Dovedan bestand. Als der Ball dann auf seinem Weg in den Strafraum an Dovedan vorbeikam, machte der einfach Platz, kurz darauf stand es 2:0 für Bochum, die Vorentscheidung.

Canadi schimpfte hinterher und wohl in Erwartung seiner Freistellung noch ein bisschen, auch mit Dovedan. "Da hat er schon recht gehabt", sagt Dovedan heute, der sich dennoch versucht zu verteidigen: "Ich habe auf einen Querpass spekuliert." Nur kam der Querpass eben nicht – und Dovedan war auf dem Irrweg, eine enttäuschte Erwartung.

Ungefähr so geht es auch dem Club mit Dovedan. Zwei Tore und drei Tor-Vorarbeiten gelangen Dovedan an den ersten sieben Spieltagen. Das war in etwa das, was sie sich beim Club von ihm erwartet hatten. Dummerweise kam dann an den folgenden sechs Spieltagen kein weiterer Statistik-Eintrag hinzu. Eine Entschuldigung hat Dovedan in dieser Hinsicht nur für die letzte Partie vor der Länderspielpause: Gegen Arminia Bielefeld saß er 90 Minuten lang nur auf der Ersatzbank. Ob er zufrieden ist mit seinem Wirken in Nürnberg? "Am Anfang schon", sagt Dovedan, "aber seit drei, vier Wochen bin ich eine Katastrophe. Die Leistung war grottenschlecht." Jetzt soll alles wieder besser werden, nur eben ohne Canadi.

Ein schlechtes Gefühl, sagt Dovedan, habe man immer, wenn ein Trainer entlassen wird. Seines ist noch ein bisschen schlechter, er hat mit Canadi einst schon in Altach zusammengearbeitet, galt im Sommer als des Trainers Wunsch-Einkauf. Zu Canadi, sagt Dovedan, hat er über die Jahre "privat ein Verhältnis aufgebaut". Genutzt hat er dieses Verhältnis nicht in Nürnberg, zumindest will er nicht darüber reden.

Ob Canadi sich anders verhalten hat als in Altach? Er will das nicht kommentieren, sagt Dovedan. Ob er mit Canadi gesprochen hat, als Gerüchte über atmosphärische Störungen zwischen manchen Spielern und dem Trainer an die Öffentlichkeit gelangt sind? "Meine Aufgabe ist es, Leistung zu bringen. Ich bin Teil der Mannschaft und nicht des Trainerteams", sagt Dovedan.

Natürlich hatten sie nach dem Ende Canadis am Valznerweiher schon wieder Kontakt, aber eher oberflächlich, sagt Dovedan: "Wie es ihm geht, wie es mir geht." Und wie geht es Dovedan? "Mir geht es gut, meine Familie ist gesund, ich habe wieder Spaß", sagt er.

Derby vor Familie und Freunden

Dass das auch mit dem Trainerwechsel hin zu Jens Keller zu tun hat, sagt er nicht. Lob findet er dennoch für den Neuen, wobei der Fußballspieler, der seinen neuen Vorgesetzten nicht lobt, erst noch erfunden werden muss. "Das Training ist intensiver, es gibt kürzere Spielformen, das liegt mir", sagt Dovedan.

Was ihm auch liegt: eine andere Position. Unter Canadi musste er häufig auf die Außenbahn ausweichen, er selbst fühlt sich in der Zentrale wohler. Dem neuen Trainer will er das auch noch mitteilen. Vielleicht findet der die Idee ja auch gut – und Dovedan darf schon im Derby in Fürth zurück in die Mitte.

Auf das Spiel freut er sich, auch wenn er über die Historie wenig weiß. Selbst hat er bislang nur in Salzburg ein Derby gespielt, Austria gegen Liefering. "15.000 Zuschauer, 14.000 von denen. Wir hatten nur unsere Eltern dabei und ein paar Freunde", sagt Dovedan und lacht. Ganz so einseitig dürfte es am Sonntag im Ronhof nicht werden.

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