Niklas Treutle: "Mich zieht hier nichts weg"

12.4.2021, 17:07 Uhr
Niklas Treutle, Tom Gilbert, David Trinkberger (von links) - einer dieser drei Ice Tigers wird in der kommenden Saison sicher wieder in Nürnberg spielen. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Niklas Treutle, Tom Gilbert, David Trinkberger (von links) - einer dieser drei Ice Tigers wird in der kommenden Saison sicher wieder in Nürnberg spielen. 

Nachdem sie ihn alle auf die Maske geklopft hatten, nachdem sie ihn mit Wasser bespritzt, ihn angebrüllt und angelacht hatten, glitt auch Niklas Treutle auf Ilya Sharipov zu, um sich zu verbeugen. Noch vor dem ersten Spiel dieser kurzen und deshalb so intensiven Saison in der Deutschen Eishockey Liga hatten sie gemeinsam vereinbart, wie sie auf Siege reagieren wollten. Treutle, der Nationaltorhüter, und Ilya Sharipov, sein Stellvertreter bei Ice Tigers, wollten sich voreinander vorbeugen, höflich und voller Respekt vor der Leistung des anderen. Nur kam es dann nur selten zu einer Verbeugung, weil die Ice Tigers so selten gewannen.

An diesem Freitagabend fiel die Verbeugung der beiden Torhüter aber nicht allein deshalb besonders feierlich aus. Das 3:0 des Süd-Siebten beim Süd-Norden war nicht nur der zweite Sieg gegen die Pinguine in nur vier Tagen, es war der erste DEL-Sieg des 26 Jahre alten Sharipov überhaupt. In der DEL2 war der im russischen Kazan geborene Berliner bereits Meister, in der höchsten Spielklasse aber brauchte er 14 Partien für seinen ersten Erfolg. Als er Ersatztorhüter in Schwenningen und in Nürnberg hielt Sharipov stets ordentlich, aber eben nicht so herausragend, um die Fehler seiner Kollegen auszugleichen. In Krefeld aber hat Niklas Treutle schon nach dem frühen durch Brett Pollock, Patrick Reimer und Chris Brown herausgeschossenen 3:0 von der Bank aus gemerkt, dass „sie sich alle reinschmeißen, um Ilya den Sieg zu schenken“ – und nicht nur das: Sharipov gelang, was für einen Nürnberger Torhüter in dieser Saison lange Zeit unerreichbar schien: ein Shutout, ein Spiel ohne Gegentor.

"Die Ice Tigers wissen, was sie an mir haben"

Treutle, bei den jüngsten zwei Weltmeisterschaften Schlussmann des deutschen Nationalteams und noch immer der einzige Nürnberger, der es in die National Hockey League geschafft hat, war nahe dran, letztlich aber endet die Saison für einen der besten Torhüter der Liga „frustrierend“. Die Ice Tigers haben sich nach einer schwierigen, weil nicht existenten Vorbereitung, nach Verletzungsproblemen und massiven Leistungsschwankungen gesteigert. Treutle fragt trotzdem: „Warum nicht früher? Wenn wir von Beginn an so gespielt hatten, würden es für uns um die Playoffs gehen.“ Stattdessen geht es darum, die Fans zu Hause mit der Hoffnung in den Sommer zu schicken, dass die Ice Tigers danach stärker und stabiler zurückkehren. Vor allem aber mit Niklas Treutle. Oder?

Schönes Ritual, zuletzt häufiger zu sehen: Niklas Treutle (links) und Ilya Sharipov verbeugen sich voreinander. 

Schönes Ritual, zuletzt häufiger zu sehen: Niklas Treutle (links) und Ilya Sharipov verbeugen sich voreinander.  © Thomas Hahn/Sportfoto Zink

Die Verteidiger Julius Karrer, Tim Bender und Oliver Mebus sowie die Stürmer Patrick Reimer, Chris Brown und Daniel Schmölz haben einen Vertrag für die kommende Saison oder darüber hinaus. Zudem besitzen die Ice Tigers bei sechs weiteren Spielern die Option auf eine Vertragsverlängerung. Nach Informationen dieser Zeitung kommt mit Fabrizio Pilu ein junger Abwehrspieler aus Mannheim. Treutles Vertrag aber läuft ebenso aus wie der von Marcus Weber, der in 388 seiner 409 DEL-Spiele das Trikot der Ice Tigers getragen hat. Noch so ein Spieler, der aus der Nürnberger Kabine nicht mehr wegzudenken ist. Weber wolle bleiben, Gespräche habe es bereits gegeben, mehr aber auch nicht. Ähnlich ist die Situation für Treutle. „Mich zieht es hier nicht weg und ich glaube auch, dass die Ice Tigers wissen, was sie an mir haben.“

"Kein Grund zur Panik"

Zu einem neuen Vertrag hat es trotzdem noch nicht gereicht. In der DEL ist das nicht ungewöhnlich. 2021 sind für das Frühjahr Playoffs geplant, wie 2020 aber weiß niemand, wie es nach dem Sommer weitergeht. Mit Zuschauern? Zunächst wieder ohne? Es gibt Klubs, die aufgrund der ungewissen Zukunft derzeit überhaupt keine Verhandlungen führen. In Nürnberg hat Sportdirektor Stefan Ustorf immerhin schon verkündet, dass er wisse, mit welchem Etat er planen könne. Treutle sieht „keinen Grund zur Panik. Mein Verhältnis zu den Verantwortlichen in Nürnberg ist so gut, dass wir das in Ruhe nach der Saison machen können. Ich bin da relativ entspannt“.

Nach dem Heimspiel am Montag (18.30 Uhr/MagentaSport) gegen Düsseldorf stehen noch drei weitere Spiele in fünf Tagen an. In die Playoffs werden es die Ice Tigers nicht mehr schaffen. Ihre Torhüter aber sollten sich noch voreinander verbeugen dürfen.

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