Nun träumt Julia Simic eben von der nächsten WM

28.6.2011, 00:00 Uhr
Nun träumt Julia Simic eben von der nächsten WM

© Uwe Niklas

„Schade, weil es der Traum jedes Mädchens ist, eine WM im eigenen Land zu spielen. Aber es ist auch in Ordnung, es gibt momentan einfach noch andere, die die Nase vorne haben“, sieht Simic ihre Lage realistisch – und hofft: „Es wird irgendwann einen Umbruch geben in der Nationalmannschaft, und da muss ich mich dann anbieten mit starken Leistungen im Verein.“ Ihr Verein, das ist seit 2005 der FC Bayern München, mit dem die blonde Mittelfeldspielerin in ihre siebte Bundesligasaison geht.

Bei Vereinen in Nürnberg und Fürth – „da sind meine Eltern hingezogen, als ich fünf war“ – ist Julia Simic großgeworden. Tuspo Fürth, ASV Vach, DJK Eibach und SV 73 Süd hießen ihre Stationen, wobei sie stets bei den Jungs spielte, bei Süd als B-Juniorin in der Bezirksoberliga. „Das hat mir geholfen, dadurch war vom Technischen und der Schnelligkeit her der Sprung in die Frauen-Bundesliga nicht so groß“, blickt sie zurück.

Heute lebt die 22-Jährige vom Fußball: „Ich verdiene genug, um Wohnung, Auto, Essen und Klamotten bezahlen zu können – um etwas für die Zeit nach dem Fußball zurückzulegen, reicht es aber nicht.“ Und so studiert sie noch Sportwissenschaften, „um nach der Karriere ein zweites Standbein zu haben“.

Nach dem Abitur hatte sie ein einjähriges Praktikum beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) absolviert. Dabei erwarb sie die C-Lizenz als Trainerin, „und seit April habe ich auch die B-Lizenz“, erzählt sie stolz. „Ich habe in München an der Eliteschule des Fußballs zweimal pro Woche Jungs und Mädels trainiert, was viel Spaß gemacht hat“, will sie nicht ausschließen, später einmal in diesem Metier zu arbeiten. Zumal Verbandstrainerin Friederike Kromp sie oft zu Lehrgängen der BFV-Auswahlteams holt, damit sie den Mädchen von ihren Erfahrungen berichten und gleich noch als Co-Trainerin mitwirken kann.

Für Schlagzeilen sorgte Julia Simic zuletzt aber vor allem neben dem Fußballplatz: Sie gehörte zu den Juniorennationalspielerinnen, die sich für den „Playboy“ auszogen. „Die Reaktionen in der Familie und im Bekanntenkreis waren insgesamt erstaunlich positiv, was mich selbst überrascht hat – aber die meisten wussten ja vorher schon davon.“ Auch von Seiten des FC Bayern gab es laut Simic keinen Ärger: „Bayern wusste im Vorfeld Bescheid. Das war mir wichtig, dass wir da das Okay hatten – dort ging das sogar hoch bis zum Vorstand. Die haben das abgesegnet.“ Offizielle Reaktionen der Fußballverbände habe sie bislang nicht erfahren.

Sie habe von dem Männermagazin zwar „einen kleinen Lohn, der nicht ganz wenig war“, erhalten, doch der sei nicht ausschlaggebend gewesen. „Die Leute vom ,Playboy’ waren auf mich zugekommen und hatten gemeint, sie wollten zeigen, dass es auch hübsche, gut aussehende Fußballerinnen gibt. Ich stand dem Ganzen anfangs eher skeptisch gegenüber, aber je länger ich darüber nachdachte und je mehr ich mit Leuten darüber redete, desto positiver stand ich der Sache gegenüber und habe mich schließlich bereit erklärt, es zu machen“, schildert sie ihre Empfindungen.

Doch dieses Kapitel ist für die Mittelfeldspielerin abgeschlossen. Natürlich verfolgt sie die WM aufmerksam und hofft darauf, dass durch das Turnier und dessen Präsenz in den Medien mehr „weibliche Vorbilder“ geschaffen werden, die noch mehr Mädchen zum Fußball locken. Irgendwann würde sie selbst am liebsten in diese Vorbildrolle schlüpfen.

Auf dem Platz agiert die nur 1,62 Meter große, wendige, technisch beschlagene Spielerin am liebsten hinter den Sturmspitzen und hat im FCB- wie DFB-Dress schon häufiger ins gegnerische Tor getroffen. Doch inzwischen hat sie sich auch mit ihrer neuen Rolle angefreundet, die ihr ihr neuer Trainer, der frühere Fürther Profi Thomas Wörle, verpasst hat: „Ich spiele jetzt meist als die offensivere von zwei Sechsern.“ Und das hoffentlich irgendwann auch mit dem Bundesadler auf der Brust.

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