Nürnberg gegen die Bayern: Der Club führt mit 332:321

11.1.2020, 09:58 Uhr
Das 3:0 des FCN gegen die Bayern aus dem Jahr 2007 leistete seinen Beitrag für die positive Tor-Statistik des 1. FC Nürnberg gegen den Rekordmeister.

© dpa Das 3:0 des FCN gegen die Bayern aus dem Jahr 2007 leistete seinen Beitrag für die positive Tor-Statistik des 1. FC Nürnberg gegen den Rekordmeister.

Eine schöne Idee für ein besonderes Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern München hatte man beim 1. FC Nürnberg im Juli 1979. Man lud Gäste ins Städtische Stadion, nebst den Bayern die Nachbarn aus Fürth und Fortuna Düsseldorf, es ging um den von diesem Verlagshaus gestifteten Nürnberger-Nachrichten-Pokal. Dumm nur: Weil der damals zweitklassige Club gegen das Kleeblatt verlor, kam es gar nicht zum Finale gegen die von Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge angeführten Münchner – das bestritten (und gewannen) dann die Fürther.

Diesmal kann das nicht passieren, am Samstag kommen die Bayern ohne Begleitprogramm ins Max-Morlock-Stadion, um gegen den 1. FC Nürnberg zu kicken (15.30 Uhr). Freundschaftsspiele heißen solche privaten Treffen längst nicht mehr, schon der Begriff – Freundschaft – wirkt in einer auf Nützlichkeit und Vorwärtskommen ausgerichteten Zeit eigentümlich altmodisch, im kommerziellen Fußball sagt man Testspiel. Um Geld geht es natürlich auch, ein nicht ganz unwichtiger Grund für dieses Spiel ist der, dass MagentaSport, der Streamingdienst des Münchner Hauptsponsors, das Geschehen zur Eigenwerbung live und kostenlos überträgt – es ist die zeitgemäße Form der Selbstvermarktung, die Idee hingegen ist so alt wie der Fußball selbst. Nach dem Krieg zum Beispiel kickten berühmte Fußballer für Naturalien, für ein paar Körbe schöner Kirschen spielte der 1. FC Nürnberg gerne in Kalchreuth vor.

Aber noch bis in die späten Siebziger-Jahre des alten Jahrhunderts waren Freundschaftsspiele ein wichtiger Posten in Vereins-Etats, der große FC Bayern schickte sein Ensemble um Franz Beckenbauer und Gerd Müller bis zur völligen Ermattung übers Land, die Zahl der Freundschafts- überschritt manchmal die der Pflichtspiele. Es brauchte – vor den Zeiten der Fernsehverträge und Investoren – Einnahmen, um das kostspielige Personal zu finanzieren.

Die große Zäsur von 1969

Sportlich betrachtet blieben derlei Angelegenheiten im Regelfall belanglos, vermutlich nimmt noch nicht einmal der Nürnberger-Nachrichten-Pokal einen Ehrenplatz im Fürther Trophäenschrank ein. Und in Nürnberg musste man nie um den FC Bayern betteln, die Münchner kamen – weil man zwar nicht immer, aber einigermaßen regelmäßig in einer Liga spielte – sowieso zum Club, der die Begegnung deshalb als "ewig junges fränkisch-bayerisches Duell" bewirbt.

Das Besondere gerade an dieser Rivalität ist allerdings eher der Umstand, dass es sie nie wirklich gab. Ein halbes Jahrhundert lang, exakt bis 1968, war der Club viel zu groß für die Bayern, seit 1969 ist es umgekehrt – in jenem Jahr stieg Nürnberg als neunmaliger Deutscher Meister erstmals ab und gewannen die Bayern ihren ersten Bundesliga-Titel. Auch nur annähernd auf Augenhöhe begegnete man sich, abgesehen von wenigen Nürnberger Glanztagen, seither nie wieder; einmal, im Nürnberger Drittliga-Jahr, war das ewig junge Duell eines zwischen Nürnberg und Bayern Münchens Reserve.

Und weil Nürnberg als Zweitliga-Abstiegskandidat aktuell so derangiert dasteht wie seit jener Regionalliga-Saison 1996/97 nicht mehr, hat die morgige Begegnung tatsächlich eine Art Freundschaftsspiel-Charakter: Der Große bringt etwas Glanz zum armen Nachzügler.

Nürnbergs positive Statistik

Alt ist die Geschichte dieses Spiels allerdings tatsächlich, die beiden im Jahr 1900 gegründeten Klubs begegneten sich erstmals am 6. November 1901, die Bayern gewannen das zur inoffiziellen Bayerischen Meisterschaft erklärte Freundschaftsspiel auf der Deutschherrnwiese in Nürnberg mit 6:0. Erst fünf Jahre später gelang dem Club der erste Sieg (4:3). Als erste Ligen das Laufen lernten, trafen in der süddeutschen Ostkreis-Staffel schon einmal vier Münchner Teams (Bayern, 1860, der MTV und Wacker) auf drei aus Nürnberg (nebst dem Club der FC Pfeil und der SV Noris); das Fürther Kleeblatt, der FC Bamberg und der MTV Augsburg ergänzten das Feld. Das war 1911, in den Zwanzigern setzte Nürnberg dann Maßstäbe; zwischen 1913 und bis zur Bundesliga-Gründung 1963 standen die Münchner in Abschlusstabellen der Bezirks-, Gau- und später Oberligen noch ganze vier Mal vor dem nördlichen Rivalen. Seither war es nur noch zweimal umgekehrt: Als Meister 1968 und zuletzt als Siebenter 1992 traf der 1.FC Nürnberg vor dem FC Bayern ein.

Auf insgesamt 191 Spiele kommen die meisten Statistiken, bei allerdings leicht abweichenden Resultaten gewann der FC Bayern 90, der Club 64; nach 1945 gab es nur noch vier Freundschaftsspiele, die allesamt der FC Bayern gewann, letztmals 2003 in Nürnberg. Verblüffend ist die Tordifferenz, in der der 1 .FC Nürnberg dank hoher Erfolge aus dem Früh- und Hochmittelalter mit 332:321 vorne liegt. Dass die Bayern das schon am Samstag korrigieren, steht trotz aller Nürnberger Beklemmungen wohl nicht zu befürchten.

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